Kapitel 12

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Ich öffnete leise meine Zimmertür und schlich die Treppe hinunter. Zwar hatte meine Mum nichts dagegen, wenn ich abends noch etwas mit meinen Freunden unternahm (solange ich in der Nähe des Grundstücks blieb), aber ich wollte sie jetzt auch nicht unnötig aufwecken. Ich setzte mich vor die Haustüre, wie Eddie zuvor auch und wartete, dass er auftauchte.

"Lexi?" Ich erkannte einen Schatten und Eddie's Stimme in meinem Vorgarten.

"Ich bin hier"

Eddie setzte sich neben mich und schaute mich an. Er schaute mich einfach an.

"Was heute passiert ist, tut mir wirklich leid. Du wurdest wahrscheinlich komplett von mir überrumpelt und dann bin ich einfach eingeschlafen. Mir ist das echt unangenehm. Am liebsten würde ich die letzten Tage aus meinem Leben streichen" Die Worte kamen einfach so aus meinem Mund. Ich konnte einfach nicht anderst. "Ich schätze es wirklich, dass du jetzt noch herkommst, um für mich da zu sein... auch wenn wir nicht so viel miteinander zu tun haben"
Mein Atem wurde während dem Reden hektisch. Ich spürte, dass einfach alles hochkam und fing an zu zittern. Was auch Eddie auffiel.

"Hey, es ist alles in Ordnung. Wenn du darüber reden willst, hör ich dir gerne zu. Außerdem versteh ich dann, was genau mit Hunter los ist."

"Okay. Die lange oder die kurze Version?", fragte ich.

"Wie es dir lieber ist. Erzähl einfach das, was du mir erzählen willst. Den Rest behälst du für dich, wenn du glaubst, dass es so besser ist."

"Nun gut. Als wir beim AFJ waren, kam doch dieser Kerl mit Lydia und kurz darauf sind Hunter und ich zu Hunter nach Hause gegangen" An der Stelle stoppte ich und schaute Eddie an, um mich zu vergewissern, dass er verstand was ich damit meinte. Er gab mir ein Zeichen, damit ich weiter reden sollte. "Nun ja... dann kam mir plötzlich dieser Kerl in den Kopf. Erschrocken wie ich war, bin ich geflüchtet. Hunter und Sarah haben sich Sorgen gemacht, weil ich mich nicht gemeldet habe, bis Sarah dann zu mir kam, um mit mir darüber zu sprechen" Ich holte ein paar mal Luft, da ich wieder anfing zu zittern.
"Nach dem Gespräch habe ich Hunter kontaktiert und wir wollten uns beim AFJ treffen. Doch er ist nicht aufgetaucht, stattdessen aber Marc."

Eddie schaute mich fragend an.

"Der Typ von Lydia", erklärte ich und sprach dann weiter: "Wir haben den Tag zusammen verbracht, um mich abzulenken. Anschließend hatten wir uns für den gestrigen Tag verabredet und da saßen wir auf seiner Motorhaube und... haben uns geküsst."

Ich blieb für einige Sekunden still.

"Die Sache war dann halt, dass Hunter und Sarah mich dabei erwischt hatten und ich Sarah zuvor wegen Marc abgesagt hatte"

"Krass. Ich kann verstehen, warum du so drauf bist. Was ich aber nicht verstehe ist, dass Hunter mir etwas anderes erzählt hat" Eddie klang ein wenig verwirrt und ich war es ebenfalls.

"Und zwar?"

"Er war auf dem Weg zum AFJ und ist Lydia begegnet, die meinte, dass du ihr gesagt hättest, dass du es dir mit dem Treffen anders überlegt hast. Hunter war jedoch schlau genug, ihr nicht zu glauben und ging weiter, als ihn plötzlich irgendetwas Hartes am Kopf traf und er ohnmächtig wurde. Er rief mich an und meinte, er hätte nicht die leiseste Ahnung was er beim AFJ machte und warum er auf dem Boden lag"

Hunter wollte sich also doch mit mir treffen?, schoss es mir in den Kopf.
Er wollte die Sache wirklich klären und ich habe ihn beschuldigt, dass ich ihm egal sei.
Fuck.

"Ich bringe Lydia um." Ich begann innerlich zu kochen. "Was mich aber interessiert ist, woher Lydia wusste, dass ich mich mit Hunter treffen wollte?"

"Es ist Lydia. Die hat Augen und Ohren und zwar überall"

"Ich muss mit Hunter reden. Er muss wissen, was passiert ist. Wie das alles für ihn ausgesehen haben muss"
Ich blickte auf den Boden und fühlte mich schrecklich.
Wieso musste mich mein Leben so bestrafen?

"Denkst du, Hunter wird jemals noch ein Wort mit mir wechseln?, fragte ich schließlich.
"Ehrlich? Ich weiß es nicht", kam die Antwort ein paar Augenblicke später. Ich schaute zu Eddie und konnte erkennen, dass er nachdachte.
"Sagen wir mal... dein Verhalten in den letzten Tagen hat ihn, denke ich, ziemlich verletzt. Was einen aber auch nicht wundert"

Autsch.

Das hat gesessen.

Ich wusste zwar, dass er mich im Grunde nicht verletzen wollte, aber er musste ehrlich zu mir sein. Lügen würden mich nicht weiterbringen.

"Dann werde ich mich damit abfinden müssen, jemals wieder mit ihm befreundet zu sein. Aber Hunter muss einfach erfahren, warum das alles passiert ist. Und das es mir genauso dreckig geht wie mir. Hoffentlich hört er mir zu.", meinte ich.

"Ich stimme dir da zu, aber vielleicht solltest du erstmal mit Sarah sprechen. Immerhin seit ihr seid Jahren miteinader befreundet und fühlt sich wahrscheinlich verraten. Zeig ihr, dass das nicht der Fall ist und du sie lieb hast", riet mir Eddie, bevor er aufstand und mich ebenfalls hoch zog. Etwas unsicher stand ich da und wusste nicht, was das jetzt sollte.

"Ich muss jetzt los. Aber falls irgendetwas ist, weißt du ja, wen du anrufen kannst. Okay?" Eddie kam auf mich zu und umarmte mich. Was mir außerordentlich gut tat. So standen wir einige Minuten da, bis Eddie mich ein wenig von sich schob und mich auf die Stirn küsste.

"Es wird alles gut", murmelte er gegen meine Stirn. Ich nickte bloß und lächelte.

"Danke, für alles",wisperte ich und löste mich aus der Umarmung. "Ich halte dich auf dem Laufenden"

"Alles klar. Gute Nacht, Lexi"

"Gute Nacht", rief ich ihm zu, als er durch meinen Vorgarten lief. Ich ging zurück ins Haus und legte mich ins Bett. Mit einem Lächeln, das irgendwie nicht verschwinden wollte, schlief ich ein.

Das sollten wir nicht tun. Das weißt du.
Ja, wir sollten nicht, aber die Sache mit dem 'Wollen' ist eine andere.
Ich werde nicht fremdgehen. Egal -
Egal wie unglücklich du bist?
Ich tue das nur, um herauszufinden was das Ganze soll!
Ist okay...

Wieder wachte ich schweißgebadet auf. Was wollen diese verdammten Träume von mir?! Warum hört der Mist nicht auf?!
Und vor allem, was hat das zu bedeuten?
Erschöpft legte ich mich zurück ins Bett. Das wird eine lange Nacht.

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