Kapitel 2

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An der Lichtung angekommen, suchten Sarah und ich die anderen unserer Gruppe. Ich entdeckte einen großen Blondschopf und direkt daneben saß ein muskulöser braunhaariger Junge mit schokobraunen Augen, welcher nur Eddie sein konnte. Dann musste der Blonde Hunter sein.

"Ich hab sie gefunden. Komm mit", rief ich Sarah zu und ging in die Richtung, wo sich die beiden Jungs aufhielten. Dabei begrüßten wir ein paar Klassenkameraden und Freundinnen, unter anderem Jenny. Sie war halb Amerikanerin und seit Jahren eines festes Mitlgied unserer Gruppe. Doch heute waren ihre beiden Cousinen, Aria und Kylie aus Amerika zu Besuch, weshalb sie allein unterwegs waren. Die beiden Jungen saßen auf einer Bank, am hinteren Teil der Lichtung und unterhielten sich aufgeregt. Als sie uns kommen sahen, verstummten sie. Wir begrüßten uns alle und erzählten die Ereignisse der letzten Tage, doch mir entging die Spannung zwischen Eddie und Hunter nicht. Irgendwas musste vorgefallen sein, denn die beiden waren seit über zwölf Jahren die besten Freunde. Nach ein paar Minuten organisierten ich und Hunter Getränke für die Truppe und ich nutzte die Gelegenheit um herauszufinden was los war.

"Hör mal, Hunter. Ich kenn dich und Eddie lange genug", begann ich langsam und nahm einen tiefen Atemzug, "aber irgendwas stimmt doch nicht. Ihr weicht euch aus und redet kaum mit einander. Normalerweise gibt es euch nur im Doppelpack und heute..."

"Ja, es gab eine kleine Auseinandersetzung, aber das ist eine Sache zwischen Jungs, okay?", gab er schnippisch zurück, was mich ein wenig zusammen zucken ließ, denn für gewöhnlich erzählte mit Hunter alles. Schließlich war er mein engster männlicher Freund. Mit ihm konnte ich sogar über die unangenehmsten Mädchen-Themen sprechen und er konnte mir alles über seine Mädels, von denen er nicht mal die Hälfte der Namen wusste, erzählen.
Es gab so gut wie keine Geheimnisse zwischen uns und manchmal half es wirklich eine ehrliche Meinung zu hören, anstatt des Üblichen 'Mach dir keinen Kopf, das wird wieder!' oder 'Ich bin für dich da!'

Bääh.

Da konnte ich echt kotzen. Ausgenommen der Freundschaft gab es noch eine andere Verbindung zwischen mir und Hunter. Und zwar unser Freundschaft-Plus. Ja, bei dieser Sache spalten sich die Meinungen, doch das war uns egal. Wir profitieren beide davon, denn ich hatte ehrlich genug von dem ganzen Beziehungskram. Ich wurde oft genug von Jungs verarscht und möchte es nicht noch einmal durchleben. Der letzte Typ, dem ich den Laufpass gegeben habe, ist meine Nummer Eins unter den hinterlistigsten Jungs. Doch ich will nicht weiter darauf eingehen. Trotz allem ist mir mein Liebesleben wichtig und das soll auch nicht zu kurz kommen. Und was Hunter betrifft, er möchte nicht mit irgendwelchen Sch... ich meine mit diesen Mädchen, die zehn Kilogramm Schminke im Gesicht tragen und die Hälfte, wenn nicht sogar mehr, von dem was man sieht gefaket ist (und das Klischee dazu sind die Wasserstoffblonden Haare), in die Kiste springen, also bin ich dafür da. Wie gesagt, es ist eine Win-Win-Situation.

Ich merkte erst, dass ich komplett in Gedanken versunken gewesen war, als Hunter nach mir rief. Ich drehte mich und sah ihn etwa zwanzig Meter von mir entfernt stehen. Nachdem ich ihn eingeholt hatte, führte ich das kurze Gespräch von vorhin fort.

"Hunter, du weißt, dass ich es gar nicht ab kann, wenn man mich ohne Grund anzickt, also gewöhn dir das erst gar nicht an",meinte ich bissig.

Sofort waren in seinen Augen Schuld und Reue zu sehen. Genau das, was ich erreichen wollte, denn ich nahm kein Blatt vor den Mund und sagte direkt meine Meinung, was mich aber auch oft in Schwierigkeiten brachte.

"Tut mir Leid, Lexi. Ich bin nur ein wenig angepisst, das ist alles. Wie wärs, ich mach es mit einer nächtlichen Verabredung wieder gut?" Sein Blick spiegelte Lust und Freude wider und er hat ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen.

Ich hatte verstanden und lächelte zurück. "Wir gehen aber zu dir. Bei mir sind alle daheim." Außerdem ist sein Bett größer..., kam mir der Gedanke. Hunter nickte und wir liefen auf die Bänke zu, die die anderen bereits zusammen geschoben hatten, dass man gemütlich im Kreis mit allen reden konnte. Ich stellte die Getränke ab und setzte mich neben Sarah. Sie hatte eine etwas nachdenkliche Mine und beobachtete die Menschen um uns herum.

"Stimmt was nicht?", fragte ich leise.

"Dir ist es auch schon aufgefallen, oder? Immerhin kennst du Hunter besser"

Man konnte diesen gewissen Unterton in ihrer Stimme hören, der einem weiß machen lies, dass auch Sarah mit der Vereinbarung von Hunter und mir nicht einverstanden war. Aber immerhin hielt sie sich raus und überlies die Sache mir.

"Du meinst die Spannung zwischen Eddie und Hunter? Ja, das hab ich. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, wurde er irgendwie sauer und hat mich angeschnauzt, worauf hin ich ihm meine Meinung gesagt habe. Aber es war etwas milder als sonst",erklärte ich ihr.

"Mhm, komisch... was wohl zwischen ihnen vorgefallen ist? Und was deine Meinung betrifft, hatte ich nichts anderes erwartet"
Sie grinste von einem Ohr bis zum Anderen. Ich erwiderte es und beobachtete wie Eddie und Hunter sich giftige Blicke zuwarfen. Es musste wirklich Krach gegeben haben, wenn sie sich so verhielten. Wie schon erwähnt, gingen die Jungs durch dick und dünn. Es war nicht leicht, schier unmöglich, die beiden auseinander zu bekommen. Ich musste Hunter heute Nacht auf den Zahn fühlen, denn bekanntlich war ich ziemlich neugierig, aber auch besorgt. Immerhin waren sie unsere Freunde und ich hasste Streit. Ich spielte mit meiner Kette, die mir um den Hals hing. Sie war aus Silber und es hing der Buchstabe 'L' für Lexi dran. Sie war mein Glücksbringer und ich hoffte, dass Hunter heute Nacht mit sich reden ließ.

"Lass uns später darüber den Kopf zerbrechen. Wir sind hier um Spaß zu haben und nicht um Konfliktlotsen zu spielen", beendete ich das Thema und lief auf die Musikbox zu, um die Lautstärke etwas aufzudrehen. Die Mädchen kreischten und fingen an sich zur Musik zu bewegen. Doch die Musik wurde von lauten Motorgeräuschen übertönt und dann war alles wie im Film.

Freundschaft Plus und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt