Kapitel 12 - Erstes Date

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„Um dieses Differential zu lösen müsst ihr also die Produktregel anwenden. Dafür lohnt es sich aber den Radikanden in hoch 1 durch 2 umzuschreiben. Anschließend braucht ihr nur noch, den Exponenten vom ersten Term um 1 erniedrigen und danach die bekannten Regeln anzuwenden. So damit hätten wir unsere Erste Ableitung von Aufgabe 2c), es geht weiter mit …“

Bohhh … ist das langweilig. Mathe ist doch echt für den Arsch, dachte sich Ismail.

Verständnislos blickte der auf die Formeln und Gleichungen welche der Lehrer an die Tafel schrieb und dazu schier ununterbrochen redete. Nichts von all dem wollte sein Gehirn heute verstehen.

Ihm fiel es schwer zu glauben, dass irgendein Mensch auf der Welt existierte, der das hier interessant finden könnte. Er stützte seinen Kopf mit der Hand ab und schaute gähnend aus dem Fenster.

Allmählich schweiften seine Gedanken weg, von dem trockenen Schulstoff, hin zu den Ereignissen der letzten Tage. Sofort musste er wieder träumerisch lächeln.

Er und Sascha hatte das ganze Wochenende zusammen verbracht. Nachdem sie aufgestanden und ein ausgedehntes Frühstück genossen hatten, mussten sie erstmal das Chaos der Geburtstagsparty, wieder in Ordnung bringen.

Dabei hatte es sich Ismail, einfach nicht verkneifen können Sascha permanent anzustarren oder ihn mit Konfetti zu bewerfen. Das hatte Sascha natürlich nicht auf sich sitzen lassen und den Gefallen erwidert. Am Ende alberten sie mehr herum, als sie aufräumten.

Somit zog sich, dass in Ordnung bringen der Wohnung, den ganzen restlichen Tag hin. Doch das war Ismail herzlich egal gewesen.

Er war einfach nur glücklich das er Sascha ein ganzes Wochenende für sich haben durfte. Und das hatten sie auch genutzt.

Den Sonntag über hatten sie eigentlich nur auf der Coach rumgehangen und Serien geschaut. Wenn sie nicht gerade rumgeknutscht hatten.

Während, vor Ismails geistigen Auge das Wochenende Revue passierte, kritzelte er gedankenverloren auf seinen Block herum.

Zuerst hatte er nur Saschas Namen in Großbuchstaben hingeschrieben. Allerdings verzierte er den Namen, nach und nach, immer weiter. Hier ein Schlenker und dort ein Schnörkel. Verträumt malte er um Saschas Namen noch ein paar Blumenranken, die er mit unzähligen Blüten ausschmückte.

Wenn er so über Sascha nachdachte, verstand er was mit den sprichwörtlichen Schmetterlingen in Bauch gemeint war. In seinem, kribbelte es seit dem Wochenende ununterbrochen. Und allein der Gedanke an diesen Jungen schien ihn in Hochstimmung zu versetzen.

Was er jetzt wohl grade macht, dachte er sich.

Mittlerweile hatte er um die Zeichnung, viele kleine Herzen skizziert. Und in jedes einzelne davon ein S+I geschrieben.

Ismail dachte über das nach, was Sascha ihn am Wochenende gesagt hatte. Das er schon lange in ihn verliebt war.

Wenn er daran dachte wurde sein Herz plötzlich schwer. Dieser Junge hatte so lange seine Gefühle versteckt. Das muss wirklich hart gewesen sein. Ismail wusste ja selber wie beschissen dieses Gefühl war. Diese Angst, dass die Person, in die man über alles mochte, die Gefühle nicht erwidert.

Hätte er das nur vorher geahnt. Dann hätte er Sascha nicht auch noch mit seinen Gedanken über Lou vollgequatscht. Nein dieser Junge hatte wirklich Besseres verdient.

In seinem Gehirn arbeitete es unter Hochdruck, bei den Gedanken. Sascha hatte so viele süße Dinge für ihn gemacht, ohne jemals etwas dafür haben zu wollen.

Nun war er mal an der Reihe.  

Doch noch während er diesen Gedanken eifrig weiter spann, knallte wie aus heiterem Himmel eine Hand auf seinen Block. Vor Schreck zuckte Ismail kurz zusammen. Sein Lehrer stand vor ihm und sah überhaupt nicht glücklich aus.

Zwischen Freundschaft und Sehnsucht - Sascha X IsmailWo Geschichten leben. Entdecke jetzt