Ich gehe auf dem Bordstein entlang, hinaus aus der Stadt und am kleinen Bach von Weimar vorbei. Der Teufel höchstpersönlich, Mephisto, schreitet neben mir her. Ich bin so glücklich. Heute war mein zweites Date mit Gretchen und es ist einfach traumhaft verlaufen! Während Mephisto Gretchens Nachbarin Marthe abgelenkt hat, bin ich mit meinem Kindchen durch den Garten spaziert und sie hat mir weiter aus ihrem äußerst bemitleidenswerten Leben erzählt und am Ende haben wir uns sogar geküsst! Ich bin der glücklichste Mann auf der ganzen Welt!
Nur Mephisto ist heute irgendwie komisch. Abgesehen davon dass er heute nicht wie üblich so sarkastisch wie sonst ist, verhält er sich auch distanziert und lästert nicht einmal über die äußere Form der Marthe, die zugegeben etwas alt und verbraucht erscheint, was aber kein Wunder ist bei dem Streich den der Teufel ihr gespielt hat. Er hat ernsthaft behauptet, dass ihr Mann gestorben sei und dass er sie sogar noch betrogen hat!
Obwohl es mir anfangs Spaß gemacht hat, mitzumachen, bin ich trotzdem von Schuldgefühlen geplagt. Doch nicht nur Marthe ist ein Problem. Auch mit Gretchen habe ich vor, ihr Leben durch meine eigenen Gelüste komplett zu zerstören. Plötzlich geht es mir überhaupt nicht mehr gut und ich werde unsicher mit meinem Vorhaben. Soll ich es wirklich wagen? Ich beschließe, dass ich nachdenken muss.
Und zwar allein.
Deswegen drehe ich mich abrupt zu Mephisto um, der beim gehen auf den Boden sieht und anscheinend auch in seine eigenen Gedanken versunken zu sein scheint. Als er etwas zu spät bemerkt, dass ich stehen geblieben bin und ihn anschaue, bleibt er dicht vor mir stehen und sieht mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.
" Was willst du?"
Ich wundere mich über seinen Tonfall. Normalerweise ist er mir gegenüber zuvorkommend und gewinnend, um mir möglichst schnell meine Wünsche zu erfüllen, um sie zu seinem Zweck zu verwenden. Doch heute ist er allgemein einfach nur sonderbar und seine Mimik ist wie versteinert, genauso wie heute als er zum Gartenhäuschen kam, wo ich mich gerade Gretchen näherte, um uns dann barsch zu unterbrechen.
Wohlgemerkt mit der komischen Ausrede, dass es dunkel werden würde und es in der Nachbarschaft so spät gefährlich werden würde. Ich beschließe, dass ich ihn darauf noch ansprechen will, bevor sich unsere Wege für heute trennen.
" Warum hast du mich und Gretchen heute so stürmisch unterbrochen? Wenn ich das bekommen hätte, wofür Gretchen und ich im Gartenhaus waren, hättest du heute vielleicht schon den Pakt einlösen können! Was sollte das?"
Er sieht mich an und ich meine, so etwas wie Überraschung in seinen grünen Augen mit den flammenartigen, roten Sprenkeln, der einzige Hinweis darauf, dass er kein gewöhnlicher Mensch ist, zu erkennen. Doch bevor ich noch weiter darüber spekulieren kann, welchen Auslöser es dafür gab, verschwindet der Ausdruck auf seinen Augen über den hohen Wangenknochen wieder genauso schnell, wie er gekommen war. Er räuspert sich, ehe er mir gepresst antwortet:
" Hab ich dir doch gesagt. Es ist gefährlich, so spät abends noch in Gretchens Nachbarschaft herumzuspazieren, nachdem ihr-" er stockt. "- deinen Wunsch ausgeführt hättet. Jemand hätte uns sehen können."
Ich stutze jedoch. " Du bist der Teufel Mephisto! Du hättest sicher deine Mittel gehabt, um zu verhindern, dass jemand Gretchen mit seinem Wissen verletzen könnte!"
Ich bin verwirrt, doch er sieht mich einfach nur unverwandt an und seufzt.
" Auch ich habe meine Grenzen. Akzeptiere das einfach".
Er wirkt plötzlich unendlich erschöpft und ich denke, dass er vielleicht einfach von Marthes wehleidigen Klagen ermüdet wurde. Auch wenn er der Teufel ist und definitiv alles andere als menschlich, betont er doch immer wieder, wie einfach gestrickt und langweilig wir Menschen doch wären.
Vielleicht gibt es also auch für ihn Langeweile.
Ich beschließe deshalb, das Gespräch zu beenden und ihn in Ruhe zu lassen. Trotzdem bin ich äußerst verwundert über sein gesamtes Verhalten heute, das in unfassbarem Gegensatz zu seinem normalen, sarkastischen Wesen steht.
" Ich will noch ein bisschen spazieren gehen. Wir sehen uns dann morgen" rufe ich ihm also zu und will mich zum gehen wenden. Vorher entgeht mir aber nicht sein auf einmal traurig und vor den Kopf gestoßen wirkender Blick.
Er zuckt jedoch nur mit den Schultern und dreht sich ebenfalls in die andere Richtung um zu gehen.
" Bis morgen" rufe ich ihm noch zu. Ich überlege, ob ich mich bei ihm für die Ablenkung von Marthe und dem Näherbringen von meinem Liebchen und mir bedanken soll, fasse aber den Entschluss, dass er trotz seines niedergeschlagenen Verhaltens immer noch der Teufel ist und das vielleicht alles nur eine Show ist, um mein Mitgefühl für seine eigenen Zwecke wie so oft zu missbrauchen. Das werde ich nicht zulassen. Deswegen sehe ich ihm nur noch kurz hinterher, wie er in die entgegengesetzte Richtung zurück zu Gretchens anscheinend ach so gefährlicher Nachbarschaft geht, drehe mich um, und gehe in der Dämmerung auf den nahe gelegenen Wald zu, an dem sich plätschernd der glänzende Bach entlangwindet. Ich steuere auf eine Nische zwischen den Bäumen zu.
Ich muss dringend nachdenken.
Aber anscheinend nicht nur über mein weiteres Vorgehen mit Gretchen, sondern auch über Mephistos verändertes Verhalten heute und mögliche Ursachen dafür. Obwohl ich eigentlich der glücklichste Mensch auf Erden sein sollte, lässt mich doch diese eigentlich unwichtige Frage für mich nicht los, also es immer dunkler wird und ich mich immer weiter in den tiefen Wald hineinbegebe.
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Mephausto ( Faust x Mephisto fanfiction)
FanfictionDas ist eine Faust x Mephisto Fanfiction! Nachdem ich die Walpurgisnacht gelesen hab, war ich voll überzeugt von der tension zwischen den beiden boys ( ich kann doch nicht die einzige sein die das denkt oder!?) und wollte unbedingt eine Fanfiction ü...