Nach einer kurzen und unruhigen Nacht wache ich in meinem staubigen Kellerzimmer auf und kneife die Augen zusammen. Ich bin vollkommen übermüdet und viel zu spät eingeschlafen; meine Träume kann man eher als Alpträume bezeichnen. Seufzend bleibe ich noch eine Weile liegen und versuche an das zu denken, was gestern Abend passiert ist.
Wieso war ich eigentlich so spät abends noch im Wald? Und wieso war Mephisto bei mir?
Dann auf einmal wird mir der Grund wieder schlagartig bewusst: Gretchen. Ich reiße die Augen auf und springe aus dem Bett. Wir sind für heute Mittag verabredet!
Als ich sehe, wie hoch die Sonne schon steht, durchfährt mich ein Schreck. Schon so spät! Wenn ich Gretchen nicht enttäuschen will, muss ich mich unbedingt beeilen.
Schnell mache ich mich fertig und ziehe mir meinen besten Anzug an. Schließlich schnappe mir meine Schuhe und fahre mir beim Zuziehen der Türe noch durch die gegeelten Haare.
Ich kann mich nicht daran erinnern, mich jemals so angezogen, geschweige denn für jemand anderen so aufgeputzt zu haben.
Ich gehe den Weg entlang bis in Gretchens Nachbarschaft und pflücke auf dem Weg dahin noch einige Wildblumen vom Feld für das schönste Geschöpf der Erde.
Als ich zum vereinbarten Treffpunkt mit Mephisto komme, ist er schon anwesend und wartet anscheinend auf mich. Auch er trägt einen Anzug.
Obwohl ich mir schon den ganzen Weg hierher überlegt habe, wie er sich mir gegenüber nach unserer Auseinandersetzung gestern wohl verhalten wird, bin ich trotzdem nicht auf seine Reaktion vorbereitet.
Als er mich bemerkt, fangen seine grünen Augen förmlich an zu leuchten und seine roten Sprenkel scheinen wie Glut im Feuer zu glühen.
Er mustert mich von oben bis unten und schließlich kehren seine Augen wieder zu meinem Gesicht zurück, und wir halten weiterhin Augenkontakt, bis ich vor ihm zum stehen komme.
Als er mir als eine Art Begrüßung zunickt, schluckt er hörbar und räuspert sich. Was ist nur aus dem selbstbewussten, mächtigen König der Hölle geworden der sich von nichts und niemandem aus dem Konzept bringen ließ? Was ist der Grund?
" Guten Tag" erwidere ich kurz. Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich nach der Eskalation gestern verhalten soll. Da es schon spät ist, machen wir uns gleich auf den Weg zu Gretchen.
Trotz der angespannten Stimmung und meinen schlimmer werdenden Schuldgefühlen schlägt mein Herz schneller wenn ich nur an das schöne Mädchen denke.
Anscheinend hat sich Mephisto wieder unter Kontrolle, denn als er mit seinen übersinnlichen Fähigkeiten meinen Herzschlag spürt, lacht er laut auf und scheint wieder der alte zu sein.
Sarkastisch fragt er: " Das ist ja höllisch lustig dich zu beobachten wenn du nervös bist. Und das alles nur wegen einem Mädchen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein leichtes Opfer bist. Naja, umso besser für mich, dann bist du umso schneller mein Diener."
Mit einem teuflischen Grinsen sieht er mich an und ich werfe ihm nur einen gelangweilten Blick zu.
Anscheinend ist unser Verhältnis zueinander ebenfalls zum alten zurückgekehrt, da er wie gewöhnlich mich verspottet und ich mich für alles rechtfertigen muss. Trotzdem ist es noch auf einem annehmbaren Level, da er wohl fürchtet, mich ansonsten als seinen Verdammten zu verlieren, auch wenn er mittlerweile genau weiß, dass ich mich nie von ihm trennen könnte, da ich ihn für meine Pläne mit Gretchen brauche.
Trotzdem ist mir aufgefallen, dass er im Gegensatz zu gestern immer noch das Wort " armselig" vermeidet.
Doch das soll mir recht sein, denn ich habe ebenfalls beschlossen, nicht mehr auf den gestrigen Abend zurückzukommen und mich stattdessen auf das Treffen mit Gretchen zu freuen.
Deshalb erwidere ich nur: " Das soll mir recht sein, solange ich nur mit meinem Gretchen vereint sein werde".
" Heute werdet ihr dein Vorhaben zweifellos umsetzen können. Ich spüre die reine und gläubige Aura der Mutter nicht in der Nähe. Nur die der unschuldigen selbst." spottet er weiter.
Er hält Gretchen für ein nutzloses und allein für seinen Plan auserkorenes Wesen, das er so hinbiegen kann, dass es für ihn und seine Pläne mit mir von Vorteil ist. Mit anderen Worten: Er beachtet sie normalerweise gar nicht, im schlimmsten Fall lästert er wie jetzt gerade einfach über sie.
Diese negative Einstellung ihr gegenüber beruht jedoch auf Gegenseitigkeit, denn auch sie, wie Gretchen mir gestern anvertraut hat, hält unwissend den Teufel für ziemlich einschüchternd und sprunghaft.
Obwohl ich ihr versucht habe, einzureden, dass er eigentlich nur ein normaler Mensch ist, spürt sie trotzdem diese außergewöhnliche und außerweltliche Aura von ihm, was ich ihr aber nicht verübeln kann.
Auch ich habe bei unserer Begegnung, als er noch als Hund getarnt in mein Studierzimmer kam, schon diese kühle und unmenschliche Aura an ihm gespürt.
Als ich seine Worte höre, macht mein Herz einen freudigen Sprung und ich verdränge einfach die ganzen Schuldgefühle wie gestern ebenfalls. Wir gehen den restlichen Weg hauptsächlich schweigend und reden nur, weil er eine spöttische Bemerkung über meine Blumen für Gretchen macht.
Das verdrängt meine Zweifel, dass er immer noch nicht wieder ganz der alte sein könnte, komplett.
Komischerweise lässt mich das sofort ruhiger werden und meine Laune wird noch besser.
Als wir deshalb bei Gretchen und Marthe ankommen, sind, wie ich bei ihm merke, unserer beiden Launen ungetrübt und als ich endlich Gretchen im Garten inmitten der Blumen sitzen sehe, müsste mein Herz eigentlich vor Glück zerspringen. Sie sieht so wunderschön aus, inmitten der bunten Blumen in ihrem kindlichen, rüschenbestickten Kleid und mit der Kette, die sie von mir durch Mephisto geschenkt bekommen hat.
Ich gehe auf sie zu, und Mephisto nimmt, nachdem er mir noch einen letzten Blick zugeworfen hat, Marthe am Arm und führt sie auf die Straße hinaus.
Gretchen und ich sind endlich allein.
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Mephausto ( Faust x Mephisto fanfiction)
FanfictionDas ist eine Faust x Mephisto Fanfiction! Nachdem ich die Walpurgisnacht gelesen hab, war ich voll überzeugt von der tension zwischen den beiden boys ( ich kann doch nicht die einzige sein die das denkt oder!?) und wollte unbedingt eine Fanfiction ü...