Mittlerweile bin ich so tief im Wald, dass ich fast nichts mehr erkennen kann weil es so stockdunkel ist. Trotzdem gehe ich weiter, vorbei an alten Ästen und grünem Moos, weil ich einfach weiter nachdenken muss.
Ich bin der glücklichste Mensch, weil es mit Gretchen so gut läuft und sie mich offensichtlich genauso mag wie ich sie. Es könnte nicht besser zwischen uns laufen, und bald werde ich bei ihr zuhause sein.
Doch das was ich mir am meisten mit Gretchen wünsche, ist auch gleichzeitig mein größtes Problem, weil ich genau weiß, wie ich ihr reines, unschuldiges Leben mit meinem Handeln verändern würde. Doch ich kann nicht anders, ich bin süchtig nach ihr. Sie macht mich einfach verrückt!
Alles ist so kompliziert, auch mit ihrer Mutter, die uns jederzeit erwischen könnte. Doch auch dafür hat Mephisto schon angedeutet, dass er dafür eine Lösung hätte.
Wie auch bis jetzt für jede Schwierigkeit, die uns auf unserem Weg zum Zustandekommen des Pakts untergekommen ist.
Es ist wirklich erstaunlich, wie einfallsreich er sein kann, wenn er nicht gerade immer so sarkastisch und gelangweilt von den Menschen wäre. Und da wären wir schon beim zweiten Problem; Mephisto...
Nach seinem Verhalten heute weiß ich wirklich nicht wie er sich morgen mir gegenüber verhalten wird und vor allem weiß ich nicht einmal, was ich bei ihm falsch gemacht habe, damit er plötzlich so mit mir umgeht. Aber was rede ich da eigentlich, und warum mache ich mit überhaupt Gedanken über die Gefühle des bösen Teufels, der wahrscheinlich sowieso nur gelangweilt und genervt von den Menschen ist!
Was ist nur mit mir los, ich sollte der glücklichste Mensch im ganzen Universum sein und vor Glück platzen mit so einem süßen Kind an meiner Seite, und ich überlege mir für wahr, welche Laus dem Teufel, dem bösartigsten und manipulativsten Geschöpf das es überhaupt gibt, über die Leber gelaufen sein könnte!
Wahrscheinlich hat er mich einfach nur wieder mit einem seiner Tricks manipuliert. Ja, das muss es sein! Anders könnte ich mir mein Verhalten selbst nicht erklären.
Ich beschließe, mich nun wirklich meinem Glück zuzuwenden und über Gretchen zu frohlocken. Ich denke an ihre Haare und ihre wunderbaren Augen, die so blau wie das Bächlein am Waldrand leuchten, wenn sie wieder von ihrem kleinen Geschwisterchen erzählt. Sie sieht so glücklich aus! Ob sie wohl Kinder möchte?
Ich danke Gott für dieses wunderbare Geschenk das heller als jeder Stern und schöner als jede Waldblume ist, das mir mehr Schutz gibt als eine heilige Höhle im Wald. Ich wandere freudestrahlend weiter und laufe mit ausgebreiteten Armen durch den Wald.
Plötzlich höre ich etwas.
Erst hört es sich an wie das knacken von Ästen, bis ich auch noch das Geraschel von Blättern auf dem Wald
boden höre.
Was ist das für ein Tier? Dem Geräusch nach zu urteilen, das es beim Gehen auf dem von Ästen übersäten Boden von sich gibt, muss es ziemlich groß und schwer sein.
Langsam werde ich unruhig.
Was könnte das sein? Ein Hirsch vielleicht? Ich weiß nicht, ob Hirsche aggressiv gegenüber Menschen auftreten können aber ich bin komplett allein im Wald. Womit könnte ich mich verteidigen?
Gerade als ich langsam nach hinten gehen will und nach einem großen Baum Ausschau halte, sehe ich plötzlich eine schattenhafte Shilouette zehn Meter vor mit stehen, die sich mit katzenhafter Anmutigkeit ihren Weg zu mir bahnt.
Es sieht aus wie ein Panther, und ich bin kurz davor zu schreien, als sich die Gestalt plötzlich verändert und langsam zu einem Menschen wird.
Nein, nicht zu einem Menschen.
Zum Teufel höchstpersönlich.
Auf einmal steht Mephisto vor mir und geht, immer noch elegant schreitend und mit einem schiefen Grinsen, das so sehr im Kontrast zu seinem heutigen Gesichtsausdruck steht, dass es mich sprachlos macht, auf mich zu.
Dann bleibt er vor mir stehen. " Na, hab ich dich erschreckt?"
Ich bin immer noch sprachlos und mit bleibt der Mund offen stehen.
Er steht weiterhin einfach nur da und bedenkt mich mit diesem verfluchten schiefen Grinsen.
Doch dann auf einmal merke ich, wie die Wut in mir hochsteigt und es bricht aus mit hervor.
" Was zur Hölle willst DU hier und was fällt dir ein, mich so zu erschrecken du...?!"
Mir fällt nicht mal ein Wort für den Teufel ein, der mich gerade mitten in der Nacht anscheinend durch den Wald verfolgt hat.
" Ich was? Teufel?" fragt er und fängt plötzlich an zu lachen. Ich finde das allerdings gar nicht lustig und frage mich, wieso er auf einmal wieder so wie sonst zu sein scheint während er heute den ganzen Tag schon so verändert wirkte.
Plötzlich ärgere ich mich über mich selbst, weil ich mir tatsächlich, auch wenn ich es mir selbst nicht eingestehen will, Gedanken um die möglichen Ursachen für seine Niedergeschlagenheit gemacht habe, obwohl es anscheinend nur ein gewöhnlicher Stimmungsumschwung von ihm war.
Das wird mir zu viel. " Was ist bloß mit dir los? Warum bist du immer so verdammt sarkastisch und launisch? Das verwirrt mich so. DU verwirrst mich. Ich mache mir Gedanken um dich während ich eigentlich nur an die Liebe des Lebens denken sollte, und verschwende stattdessen meine Zeit an dich während du nur wieder einen deiner Launen hast die ich aushalten muss! Was stimmt mit dir nicht?" rufe ich aus und stampfe mit dem Fuß auf dem feuchten Boden auf.
Auf einmal sehen seine Augen mit einem stechenden Blick in meine und wider aller meiner Erwartungen fragt er mich plötzlich ohne das schiefe Grinsen: " Du hast über mich nachgedacht und dir Sorgen um mich gemacht?"
Ich sage nichts dazu weil ich es im Moment selbst nicht glauben kann und blicke nur starr in den Wald hinter ihn.
Als ich nichts erwidere, kommt er noch näher und fragt: " Bist du deswegen in den Wald gekommen? Um über.. mich... nachzudenken?"
Ich schaue ihn wieder an, doch nachdem ich meinen nächsten Satz gesagt habe, weicht er auf einmal zurück und das Funkeln verschwindet aus seinen Augen.
" Nein! Ich wollte in den Wald um mich über Gretchen und mich zu freuen und das habe ich auch getan! Warum sollte ich extra wegen dir in den Wald?" erwidere ich etwas zu schnell.
Wie auf Knopfdruck kehrt der ausdruckslose Gesichtsausdruck, den er heute schon den ganzen Tag aufgesetzt hatte, auf sein Gesicht zurück.
" Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall." sagt er mit harter Stimme. " Es ist bemitleidenswert und dämlich, wenn man den ganzen Tag nichts anderes tun kann außer über eine einzige Person nachzudenken und es ist armselig, wenn man den ganzen Tag nicht besseres zu tun hat".
Er sieht mich weiterhin mit emotionslosen Augen an. Der sarkastische Teufel ist nicht wiederzuerkennen.
Doch das lasse ich mir nicht bieten und all die aufgestaute Wut die ich schon den ganzen Tag wegen ihm mit mir herumgeschleppt habe, entweicht bei meinem nächsten Satz:
" Weißt du was armselig ist? Wenn man ein Leben führen muss, das so armselig ist dass es nicht eine einzige Person gibt, die man bewundern kann, nicht eine einzige Person, die man als seinen Freund betrachten kann, und nicht einen einzigen Menschen, der einem einen schlechten Tag versüßen kann, wenn man nur an ihn denkt, so wie meine Gretchen! Und weißt du, was das schlimmste ist? Für dich gibt es nicht einmal ein Entfliehen aus diesem Leben, denn du kannst, anders als ich und alle anderen Menschen, keinen Selbstmord begehen und in die gütigen Arme Gottes flüchten, denn sogar dem bist du verhasst! DAS ist armselig, Mephisto."
Ich schnaufe laut auf und sehe ihn an. Jetzt, nachdem all meine Wut auf ihn abgeflaut ist, erkenne ich so etwas wie Schuld und Schmerz in seinem vorher noch so harten Blick.
Habe ich gerade wirklich... den Teufel verletzt? Doch bevor ich mir weiter Gedanken machen kann, sieht er vom Boden auf und wieder mich an.
Der harte Ausdruck ist wieder in seine Augen zurückgekehrt und ich kann selbst nicht glauben, dass ich anscheinend ernsthaft für den Bruchteil einer Sekunde dachte, ich hätte ihn, den Herrscher der Hölle, verletzt.
Während er spricht, wird seine Stimme leiser mit jedem Wort das er spricht:
" Du bist und bleibst stur, und wenn das dein Wunsch weiterhin bleibt, dann werde ich ihn dir erfüllen, damit endlich der Pakt abgeschlossen werden kann. Wir sehen uns morgen."
Er dreht sich um und geht in die entgegengesetzte Richtung davon, und ich bin zu sprachlos und verwirrt, um etwas zu sagen. Er entfernt sich ohne ein weiteres Wort immer weiter weg von mir und bald sehe ich nur noch einen Schatten weit entfernt, der sich in ein Raubtier verwandelt und durch die Bäume springt und in der Dunkelheit verschwindet.
Ich stehe noch einige Zeit so da, während ich versuche, das, was gerade vorgefallen ist, zu verstehen. Erst folgt er mir in den Wald, ist wieder der alte, sarkastische Teufel den ich kenne, und dann auf einmal spürte ich wieder diese Seite an ihm, die ich heute das erste Mal an ihm gesehen habe und die ich nicht einordnen kann.
Ich bin verwirrt, doch dann merke ich wie es immer kälter wird und beschließe, nach Hause zu gehen und mich auf ein weiteres Date mit Gretchen vorzubereiten damit auch ja nichts schief gehen wird bei meinem Vorhaben morgen.
Das Hochgefühl über meinen Sieg bei Gretchen lasse ich mir bestimmt nicht von einem launischen Teufel nehmen, der sowieso nur das macht, worauf er gerade Lust hat und nicht an die Folgen seines Handelns denkt.
Ich gehe wieder den Pfad, den ich gekommen bin, zurück, und denke weiter über mein Vorgehen bei Gretchen nach.
Doch so sehr ich auch versuche, meine Gedanken über Mephisto wegzuschieben und zu ignorieren, tauchen sie immer wieder auf und Gedanken von einem menschlichen Teufel mit Schmerz in den Augen verfolgen mich bis in meine Träume.
Ich komme außerdem nicht über den Gedanken hinweg, dass er mir, wahrscheinlich bei meinem unerwarteten Aufbrausen, eigentlich nie erwähnt hat, wieso er überhaupt im Wald war.
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Mephausto ( Faust x Mephisto fanfiction)
Fiksi PenggemarDas ist eine Faust x Mephisto Fanfiction! Nachdem ich die Walpurgisnacht gelesen hab, war ich voll überzeugt von der tension zwischen den beiden boys ( ich kann doch nicht die einzige sein die das denkt oder!?) und wollte unbedingt eine Fanfiction ü...