Kapitel 3

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,,Herr Meyer, können sie uns hören?" Er öffnete langsam seine Augen - endlich. Seine Frau hing uns schon die ganze Zeit in den Ohren wann ihr Mann wieder zu sich komme. Das können wir leider auch nicht sagen. Wir konnten ihr lediglich seelischen Beistand leisten, was natürlich nicht weniger wichtig ist. Als sie bemerkte wie ihr Mann langsam zu sich kam, konnte ich schon förmlich spüren wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. ,,Günther", sagte sie nur. ,,Ich habe mir so Sorgen gemacht." Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und er setze sich ebenfalls langsam auf. Dann fiel er Frau Meyer in die Arme. Ich schaute Philipp an. Sein Blick sagte alles. Diese Szene war wirklich rührend! Daran änderte auch der Kopfverband (Herr Meyer hat vom Sturz eine Platzwunde an der Stirn davon getragen), das EKG und die Bluttropfen auf der Treppe nichts. ,,Ich bin so froh, dass es dir gut geht!", flüsterte Frau Meyer ihrem Mann zu. Leider mussten wir die Szene irgendwann unterbrechen. ,,Der werte Herr muss ja ins Krankenhaus.", sagte ich. ,,Ich gehe eben die Trage holen." Mit diesen Worten meldete ich mich ab. Zum Glück war das Haus ein Einfamilienhaus. Das macht alles gleich viel leichter.

Mit frisch bezogener Trage und Schaufeltrage unterm Arm tauchte ich wieder im Flur auf. Philipp hatte sich derweil schonmal ums Stifneck gekümmert. Nach so einem Sturz ist es wichtig, dass sich die Patienten nicht mehr bewegen, weil die Wirbelsäule verletzt sein könnte. Mithilfe der Schaufeltrage hievten wir Herr Meyer möglichst schonend auf die richtige Trage herüber. Dort lag die Vakuumatratze bereit. Wenn wir hier schon mit der Immobilisation anfangen, dann auch richtig! Routiniert schloss Philipp die Gurte und modellierte alles an. Schließlich musste ich nur noch die Absaugpumpe anschließen, damit alles fest wird. So eine Vakuummatratze besteht nämlich aus so etwas wie so kleinen Kügelchen und wenn man denen  die Luft wegnimmt, werden sie steinhart. Da bewegt sich nix mehr!
Jetzt hieß es: Auf in den RTW. Seine Frau konnte leider nicht mitfahren. Schweigend stand sie am Straßenrand und beobachtete die ganze Szene. Ich machte die Tür zu um nach vorne in die Fahrerkabine zu gehen. Immerhin bin ich Fahrer. Ich erklärte Frau Meyer eben noch einmal das weitere Vorgehen. Als ich mich von ihr verabschiedet hatte, wisperte sie mir noch einen letzten Satz zu: ,,Danke für Ihre Hilfe." Ihre Stimme versprühte eine so tiefe Dankbarkeit. Man kann das eigentlich gar kaum in Worte fassen, aber das Gefühl solche Sätze zu hören, ist einfach ein unglaublich schönes. Da geht einem richtig das Herz auf.

Ich starrte den Motor. Im Rückspiegel sah ich Frau Meyer ein letztes Mal. Sie wunk uns wie wild hinterher und rief so etwas, was sich wie gute Besserung, oder so etwas in die Richtung, anhörte. Manche Menschen sind einfach so herzallerliebst. Wir brauchen auf dieser Welt dringend mehr Menschen wie Frau Meyer!

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