01. Geradeaus auf einer leeren Autobahn

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𝖈𝖔𝖓𝖙𝖊𝖓𝖙-𝖜𝖆𝖗𝖓𝖚𝖓𝖌 

Kindheitstrauma, grafisch beschriebene Mordszene, physische Gewalt.
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GERADEAUS AUF EINER LEEREN AUTOBAHN

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Was das Gute daran ist, nichts zu fühlen? Nicht einmal ein Student, der nach Aufführungsende wie ein totes Wiesel quer über der samtigen Opernbestulung hängt, kann einen aus dem Konzept bringen. Es ist nämlich als würde man sich in einer stetigen Leere befinden, die einen wie eine samtige Hülle in sich wiegt und einen von der Außenwelt abschirmt. Da sind keine Hochs und keine Tiefs, nur ein Geradeaus. Als würde man ganz allein die Autobahn hinunterlaufen, ohne Ziel oder Ablenkung. Der Asphalt glüht heiß unter der Sonne und ein Surren von übergewichtigen Hummeln hängt in der Luft. Man nimmt das alles wahr, aber man geht nicht darauf ein. Denn es ist egal. Alles ist egal, wenn man nichts fühlt.

Minho fasst den jungen Mann, der in der leeren Oper schläft, also neutral ins Auge. Er verspürt dabei keine Emotionen und nimmt die Begebenheiten wahr, wie sie sind. Die Glieder des jungen Mannes sind drahtig und schlank und hängen wie ein Haufen Äste über den Sitzen. Sein dunkles, schulterlanges Haar steht in starkem Kontrast zu dem roten Polster und seine Gesichtszüge sind makellos symmetrisch. Genau wie Minhos eigene Züge entsprechen sie einem Ideal, das als schön empfunden wird. Wenn man sich für so etwas interessiert, würde man sich jetzt beglückt fühlen. Berechenbarer Weise tut Minho es nicht.

"He, du", sagt er und tritt auf den Mann zu. Im Versuch ihn zu wecken, rüttelt Minho an seiner Schulter, aber der Mann rührt sich nicht. Er trägt einen großen, dunkelblauen Hoodie, weite Jeans und ausgeleierte Chucks. Wahrscheinlich ist er Student und ziemlich sicher ist er illegal hier. Die Oper ist teuer und alles an diesem jungen Mann schreit untere Mittelschicht.

"Wach auf", sagt Minho lauter. Er rüttelt ihn stärker durch und rechnet nebenbei aus, um wie viele Minuten seine Aufräum-Schicht sich durch diesen Zwischenfall wohl verlängern wird. Das Entdecken hat grob 20 Sekunden gedauert. Das Initiative-Ergreifen weitere zehn. Mittlerweile müsste alles in allem mindestens eine Minute vergangen sein und wenn das hier so weitergeht, wird es auch noch ein paar dauern. Schätzungsweise fünf bis zwanzig. Je nachdem wie rasch Minho den ungebetenen Gast vertreiben kann.

"Mhm?", fragt der Hoodie-Typ verschlafen. Er blinzelt und rappelt sich mit trägen Bewegungen aus seiner unbequemen Haltung auf. Ein paar seiner Gelenke knacksen und er seufzt, als fände er es mühsam sich aufzurichten. Minho beobachtet ihn und...

"Oh?", sagt der Hoodie-Typ, als er endlich wach ist. "Wow, du bist wunderschön", murmelt er.

"Ich weiß", sagt Minho. Er versteht nicht, warum Menschen ihm das ständig mitteilen müssen. Hihip-Hurra, er ist schön. Außerdem ist der Himmel blau, Feuer heiß und die Erde rund.

BIN ICH KAPUTT? ʰʸᵘⁿʰᵒWo Geschichten leben. Entdecke jetzt