09. Verfolgt von einer Armee Walnüssen

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ㅤㅤㅤ┌────────────┐n e u nVERFOLGT VON EINER AMREE WALNÜSSEN꿈└────────────┘ㅤ

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VERFOLGT VON EINER AMREE WALNÜSSEN

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Das erste, was Chan auffällt, als er nach Hause kommt, ist das sanfte Klangbild der Spieldose in Hyunjins Zimmer. Wie immer in letzter Zeit spielt sie in Endlosschleife den Nussknacker von Tschaikowski und taucht die ganze WG in eine mulmige Stimmung. Chan ist 16 Stunden außer Haus gewesen, aber die Melodie ist noch die exakt selbe. Genau wie gestern. Und vorgestern.

Ob sie zwischendurch eine Pause eingelegt haben?

Wahrscheinlich nicht.

Chan stellt seinen Rucksack neben die Garderobe und streift seine Schuhe ab, bevor er in die Küche geht und sich ein Sandwich macht. Es ist bereits spät abends – er arbeitet seit kurzem als Musikproduzent in einem Entertainment und wird als Rookie regelmäßig dazu genötigt Überstunden zu machen. Chan spürt es tief in seinen Knochen. Während der Masterarbeit hat er geglaubt, den Verstand zu verlieren, aber in Wirklichkeit ist der Druck des Arbeitsmarktes noch viel krasser. Chan ist austauschbar. Einer von dutzenden Produzenten, die glauben, sie hätten es verdient berühmt zu werden. Er hat nicht einmal mehr Energie, um durch die Sozialen Netzwerke zu scrollen oder die Nachrichten seiner Freunde zu beantworten.

Als Chan kurz darauf endlich auf dem Weg ins Bett ist, setzt Tschaikowskis Nussknacker zum zweiten Akt an. Chan hält bei Hyunjins Tür inne. Sein Blick gleitet zur Klinke. Er zögert. Sollte er...?

Chan schüttelt den Gedanken ab. Es steht ihm nicht zu, Hyunjins Privatsphäre zu verletzen. Hyunjin ist zwar nicht zimperlich, aber Chan nimmt Grenzen ernst und...

Ach was solls. Chan lauscht einen Moment an der Tür, um sicher zu gehen, dass außer der Spieluhr nichts zu hören ist, bevor er die Türklinke nach unten drückt.

In Hyunjins Zimmer ist es düster. Er hat alle Vorhänge zugezogen und seine weißen Bettlaken mit schwarzen ersetzt. Seine Zimmerpflanzen, mit denen er normalerweise jeden Morgen spricht, damit sie besser wachsen, hängen traurig nach unten. Wahrscheinlich haben sie schon seit Tagen kein Licht mehr gesehen. Chan versucht nicht darüber nachzudenken und geht leise auf das Bett zu. Hyunjin liegt eng umschlungen in Minhos Armen und hat sein Gesicht in dessen Nacken vergraben. Er wirkt friedlich, als hätte er gefunden, was er jahrelang gesucht hat.

Es bricht Chan das Herz. Er sieht zur Spieldose, die neben ihnen auf dem Nachttisch steht und weiter und weiter und weiter spielt. Minho, ein wirklich kluger junger Mann, hat sie so modifiziert, dass ein Zahnradmechanismus sie jedes Mal, wenn sie fertig gespielt hat, wieder aufzieht und von vorne beginnt.

Chan könnte sie ausschalten. Er könnte den Hebel entfernen und den endlosen Klang verstummen lassen, aber er bringt es nicht über sich.

Wer ist er, um zu entscheiden, was gut für Hyunjin ist? Sie sind bloß Mitbewohner. Freunde. Vielleicht sogar gute Freunde. Aber auch nicht mehr.

Chan seufzt, wirft einen letzten Blick auf das Paar im Bett und verlässt dann leise das Zimmer. Er setzt Kopfhörer auf und lässt eine sanfte Meditationsmelodie laufen, um den Nussknacker auszublenden, bevor er mit unbehaglichem Bauchgefühl einschläft.

Chan träumt immer mal wieder. Diese Nacht muss er auf einen unendlich hohen Berg klettern, während er von einer Armee Walnüssen verfolgt wird, die ihm sagen, dass er ein schlechter Freund sei. Als er oben ankommt, steht dort sein Chef, welcher ihm in einer geschmeidigen Bewegung seinen Laptop über den Kopf zieht und dann sagt, dass er doch bitte gefälligst mehr arbeiten soll. Danach schreckt Chan schweißgebadet zum Klang seines Weckers auf.







ㅤㅤㅤ꿈ㅤㅤㅤ

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BIN ICH KAPUTT? ʰʸᵘⁿʰᵒWo Geschichten leben. Entdecke jetzt