Übergriff

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Ich denke das ist der erste Punkt an dem ich mitbekam wie grausam die Welt wirklich ist. Ich war 5 und fuhr mit meinem orangenen Fahrrad durch einen Vorort, in welchem  etwas passierte, worüber ich erst gelernt habe zu reden. Ich wurde vergewaltigt. Nicht die typische
Vergewaltigung, sondern mit Gegenständen. Ich hatte viele Gespräche mit meiner Frauenärztin, die mir sagte das etwas nicht stimmt. Das vieles in meinem Unterleib beschädigt ist und später, das es seltsam ist das ich Angst während Sex habe oder es sich umwandelt in Schmerz und Angst und ich plötzlich anfange zu weinen. Sie sagte das sie nicht versteht wieso und das es typisch für Vergewaltigungsopfer ist, aber sie es sich in meinem Alter nicht denken kann. Erst mit 15 sagte ich ihr was wirklich passierte und sie war nicht überrascht.  Sie hatte mich damals auch auf Aids etc. getestet weil sie eine Ahnung hatte. Indem Sinne bin ich gesund, nur ob ich noch fruchtbar bin weiß niemand. Dieses Erlebnis hat mich stark psychisch geprägt und ich habe lange Zeit geschwiegen. Ich bin an diesem Tag wie gesagt auf meinem Fahrrad ziellos rumgefahren. Ich radelte einen Weg entlang der aus dem Dorf rausführte. Sie waren an einer Scheuen und ich sah sie erst als es zu spät war. Es waren 4 Männer oder Jugendliche, ich weiß es nicht mehr. Sie hatten mich schon in den Armen, bevor ich irgendetwas realisieren konnte. Sie fingen an mich anzufassen und zogen mir meine Klamotten aus. Ich erinnere mich das es kalt war und es flogen 3 Vögel, ich glaube es waren Bussarde, über mir. Der Rest ist nur lückenhaft, aber ich erinnere mich an ein Stiel ich glaube von einem Gartengerät und an irgendetwas scharfkantiges, welches mir mein Unterleib von innen Aufschnitt. Ich glaube ich war bewusstlos den als ich zu mir gekommen bin waren sie weg. Ich träume oft von ihnen und sehe ihre Augen, aber kann sie keinem Gesicht zuordnen. Ich bin aufgestanden und war mit meinen Gedanken weit weg. Ich habe nicht geweint, nicht geschrien und hatte auch keine Reaktion die man sonst erwartete. Ich stand da und habe nachgedacht, über banale Dinge wie die Farbe der Wiese und der Kontrast des Blutes an meinen Oberschenkel. Ich zog mich betäubt an und setzte mich auf mein Fahrrad. Ich fuhr zurück, nur der Schock, der kommen sollte blieb aus. Ich dachte an den Tag zurück, ich überlegte mir, was die Bussarde wohl erleben und wie ihre Lebensgeschichte wohl aussieht. Nach diesem Tag an war ich nie mehr das Kind, welches ich hätte sein sollen. Ich habe das Grauen gesehen. Ich habe ihm in die Augen geschaut und wurde zu einem Menschen, der von kaum etwas noch überrascht ist. Dieses Grauen verfolgte mich von diesem Tag an, auf jeden Schritt.
Und jedesmal wenn ich Vögel am Himmel kreisen sehe denke ich darüber nach wie ihre Geschichte wohl ausgegangen ist.

Verlorenes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt