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PoV Loki Laufeyson

Diese Zelle ist durchaus komfortabler als die auf Midgard, wenngleich die Zelle auf Midgard mich auch näher an Stina brachte. Was habe ich mir nur dabei gedacht?! Ich habe mein Schicksal besiegelt, habe mich hinreißen lassen, sie zu berühren. Alleine der Gedanke daran, dass sie eine Nacht die Meine war, lässt mein Herz schwer werden.

Ich werde sie nie wieder sehen.

Odin zeigte mir gegenüber seine gewohnte Härte; die Hinrichtung ist für morgen angesetzt. Ich höre Wachengemurmel, kümmere mich aber nicht darum, starre weiterhin sinnlos auf die Zimmerdenke. Die Zellentür öffnet sich und ich erkenne Mutter, die langsam eintritt.

"Mutter. Erfülle ich dich mit Stolz?" Ich richte mich auf und setze mich an die Kannte des Bettes. Sie ist erstarrt, steht immernoch vor der wieder verschlossenen Tür und sieht um Jahre älter aus mit ihren zusammengespressten Lippen.

"Loki. Ich kann nicht verstehen, warum du hier bist. Ich kann es nicht und ich will es nicht. Du kennst die Gesetze, bist wie dein Bruder in allen Dingen gelehrt worden."

Ich stöhne und reibe mir die Nasenwurzel.

"Es ist zu spät. Warum soll ich mich jetzt noch erklären."

"Das Mädchen hat dir ihre Hilfe angeboten und hast nicht einmal darüber nachgedacht, sie anzunehmen."

Woher weiß sie das?

"Und selbst wenn. Dann würde sie hier mit mir leben müssen." Mutter sieht in meiner Zelle um.

"Aber du wärst am Leben. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was das für mich bedeuten würde? Ich verliere mein Kind. Und dein Vater seinen Sohn."

"ER IST NICHT MEIN VATER!"

Hitze steigt mir zu Kopf, ich bin aufgestanden, laufe wie ein Raubtier in seiner Zeller umher, als ich Mutters Hand auf meinem Arm spüre und ich sofort stehen bleibe.

"Es ist zu spät." hauche ich. Denn es ist die Wahrheit. Ich kann Stinas Angebot nicht mehr annehmen.

"Dann werde ich nicht bei deiner Hinrichtung anwesend sein."

"Wie gesagt, es ist zu spät."

Die Zellentür geht erneut auf und ich erwarte Thor, der mich mit seiner Predigt langweilen will, aber nicht er kommt herein.

Die Bilder um mich herum schwimmen, meine Ohren rauschen und ich habe vergessen, wie man atmet, als ich sie sehe. Gekleidet in asgardischer Kleidung, wunderschön, wie aus einem Märchen entsprungen, zart und lieblich. Sanft stoße ich den Arm meiner Mutter weg und brauche nur wenige, große Schritte, bis ich bei ihr bin.

Ich mag sie gar nicht anfassen, aus Angst, sie könnte eine Illusion meiner Mutter sein, also starre ich sie mit offenen Mund an, sage nichts.

"Loki." Ihre Stimme durchhalt den Raum, vibriert in meinem Körper, schleicht sich in meine Seele und füllt mein ganzes Sein aus. Immernoch ungläubig beobachte ich ihren ausgestreckten Arm und bin so sehr verwundert, als Stina meinen Arm berührt, dass ich zucke, als ich sie tatsächlich spüre.

Der Raum ist weiß und leer, ich vergesse alles um mich herum. Fast ein wenig zu schnell greife ich ihr Gesicht, nehme es zwischen meine Hände und recke ihren Kopf leicht nach oben, rieche ihre Haut. Die Heftigkeit meiner Gefühle rauscht durch meinen Körper, als sich unsere Lippen berühren. Ich schmecke ihre Lieblichkeit und verliere mich ganz in ihr.

Bei den Göttern, lasst mich bitte nicht träumen! Und wenn, lasst mich bitte nicht aufwachen!

"Loki." Stinas Stimme ist nur ein Hauchen zwischen unseren Küssen, aber sie drängt ihre Hände an meinen Brustkorb und schiebt mich weg von sich.

"Du bist hier? Wie? Warum?"

"Ich lasse euch alleine." Mutter schleicht an uns vorbei, durch die Tür und verlässt die Zelle. Ich beachte sie kaum.

"Stina." Ihr Name ist ein Gebet zum Himmel. "Was tust du hier?"

"Ich lasse dich nicht sterben." Sie ringt um Fassung. Noch immer halte ich ihr Gesicht zwischen meinen Händen und werde sie so schnell nicht wieder loslassen.

"Hat Thor dich her gebracht?"

Stina kichert und es ist Musik in meinen Ohren.

"Ich habe den Tesserakt gestohlen." Sie lächelt verschmitzt und ich fühle mich plötzlich ganz leicht. "Und dann habe ich ganz fest an Asgard gedacht und jetzt bin ich hier."

"Bist du wahnsinnig? Du kannst doch nicht einfach den Tesserakt nehmen!" Wut steigt in mir auf und Stinas Lächeln verschwindet. "Du hättest sonst wo landen können, in den Händen von den übelsten Typen und niemand hätte dich jemals gefunden!" Ich löse meine Hände von ihrem Gesicht und reibe mir über das Gesicht. Dass sie sich solcher Gefahr ausgesetzt hat, ärgert mich maßlos. Was hätte alles passieren können!

"Aber ich bin hier, Loki. Hier, wegen dir." Erneut greift sie meinen Arm und ich lasse mich nur all zu gerne zu ihr ziehen, verbrenne innerlich unter ihren Berührungen.

"Ich will dir helfen. Bitte, Loki, nimm meine Hilfe an. Lass mich dich retten!" Ihre Stimme zittert.

"Und dann? Dann musst du es hier aushalten?" Ich mache eine ausladende Handbewegung durch die kleine Zelle, spärlich eingerichtet, kaum mehr als 15 Quadratmeter. Das kann ich ihr nicht antun. Sie ist eine zarte Blume, braucht den Wind in den Haaren, die Sonne auf ihrer Haut und die Freiheit, die auch ich so liebe.

"Es macht mir nichts aus. Wirkilch nicht, solange ich dein Leben damit retten kann. Ich teile dein Schicksal."

"Warum?" Ich will es hören!
"Sag es mir." Ich muss es hören!
"Bitte." Sie muss es mir sagen!

"Weil... weil ich..." Sie stockt, ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
"Weil ich dich liebe."

Only Bad Guys (2. Akt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt