𝓕𝓸𝓾𝓻

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„Onkel Gerald? Ich... Ich dachte, du wärst bereits unterwegs?", stammelte Leah unbeholfen und es war ihr außerordentlich unangenehm, von ihrem Onkel bei dieser Unterhaltung beobachtet worden zu sein. Immerhin war der Kunde König, egal wie arrogant er auch sein mochte.

„Der Termin wurde verschoben. Der Sturm hat wohl einen Schaden an dem Gebäude des Ärztehauses angerichtet", erwiderte Gerald knapp und an seinem Gesichtsausdruck konnte Leah erkennen, dass er noch immer eine Antwort von ihr erwartete.

„Es war mein Fehler. Ich bin wegen einer Autopanne ziemlich gehetzt hier reingeschneit", richtete der Mann selbstsicher das Wort an Gerald und zwinkerte Leah unauffällig zu. Sie war so perplex, dass sie ihn einfach nur mit offenem Mund anstarrte.

„Haben Sie den Pannendienst bereits kontaktiert?", wandte sich Gerald nun direkt an den Mann.

„Ja, Sir. Dort konnte man mir leider nicht mitteilen, wie lange es dauern wird." Der Fremde deutete erklärend mit dem Kinn in Richtung der Fensterfront. Der Himmel war nun vollends zugezogen und tauchte die Stadt in eine außergewöhnliche Dunkelheit. Es regnete mittlerweile so stark, dass sie den Wind und das Prasseln der Regentropfen durch die geschlossene Tür hören konnten.

„Leah, schließ den Laden für heute. Bei dem Wetter kommt sowieso keine Kundschaft", wies Gerald seine Nichte an und sein Blick war nun wieder etwas weicher geworden. „Und Sie kommen erstmal mit ins Haus. Bei einer Tasse Tee lässt es sich gleich besser warten und nach dem kleinen Ausbruch meiner Nichte, ist dies das Mindeste, was wir für Sie tun können."

„Wenn das kein Problem darstellt, würde ich das Angebot wirklich gerne annehmen."

Leah beobachtete ungläubig, wie der Unbekannte ihrem Onkel durch die Verbindungstür ins Innere des Hauses folgte. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis die beiden aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren. Kopfschüttelnd trat sie an den Haupteingang, drehte das Schild zurück auf ‚closed' und verschloss die Glastür mit ihrem Schlüssel. Viel schlimmer konnte dieser verdammte Valentinstag echt nicht mehr werden.

Genervt trat sie an den Verkaufstresen, nahm ihr Smartphone an sich und machte sich ebenfalls auf den Weg ins Haus ihres Onkels. Während Leah die Verbindungstür hinter sich schloss, hörte sie bereits die Stimmen der beiden Männer aus der Küche erklingen. Wie in Zeitlupe schlich sie durch den Flur und hatte eigentlich überhaupt keine Lust, sich zu den beiden zu gesellen. Allerdings siegte letztlich ihr Pflichtbewusstsein und so setzte sie ihren Weg in die Küche fort.

Der Mann hatte bereits am Küchentisch platzgenommen und seine nasse Jacke über die Stuhllehne hinter sich gehängt. Er trug ein weißes, enganliegendes Hemd, welches leicht an seinen muskulösen Oberarmen spannte. Leah musste sich widerwillig eingestehen, dass dieser Kerl ziemlich gut aussah.

„Ich bin übrigens Matthew aber meine Freunde nennen mich Matt." Der Mann hatte sich erhoben und war nun einen Schritt auf Leah zugegangen, um ihr freundlich die Hand entgegenzustrecken. Von seinem überheblichen Verhalten war nichts mehr zu sehen aber so ganz traute sie dem Braten nicht.

„Leah", entgegnete sie kühl und verschwand anschließend hinter dem Küchentresen, um sich ebenfalls eine Tasse aus dem Hängeschrank zu fischen. Im Hintergrund war das typische Rauschen von kochendem Wasser zu hören und es dauerte nur einen kurzen Moment, bis das Klicken verkündete, dass der Siedepunkt erreicht war.

„Ich werde mich etwas hinlegen. Leiste unserem Besuch bitte Gesellschaft, bis der Pannendienst eingetroffen ist", meldete sich Gerald zu Wort und sein Blick signalisierte Leah, dass ein Protest zwecklos war. Ihr Onkel hatte seit einiger Zeit Probleme mit der Schilddrüse, was eine permanente Abgeschlagenheit nach sich zog. Durch den Sturm musste nun der lang ersehnte Arzttermin verschoben werden, wo eigentlich eine neue medikamentöse Einstellung angedacht gewesen war.

Happy (anti) Valentine's DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt