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Tage wie diese waren Eris liebste Tage. Auch wenn sie gerne bei den Erwachsenen war und mit Freude etwas von ihnen lernte, verbrachte sie auch sehr gerne viel Zeit mit ihrem Lieblingshelden Deku und seinen Freunden. Es machte immer viel Spaß bei ihnen zu sein. Die Jugendlichen nahmen sich immer Zeit für sie, und erklärten ihr so viele Dinge, die das Mädchen noch nicht kannte und für die Jugendlichen alltäglich schien. Es war stets spannend, bei ihnen zu sein. Selbst Momente, in denen sie nur still beisammen saßen und das Kind ein Bild malte, während die Schüler ihre Hausaufgaben machten, oder lernten, mochte Eri ungemein. Nach all den Monaten und Jahren allein an einem furchteinflößenden Ort, wo ihre einzigen Bezugspersonen Erwachsene waren, die ihr nur Leid zugefügt hatten, fand sie langsam Gefallen daran bei anderen zu sein, die nett zu ihr waren. Auch wenn es noch ab und an zu viel des Guten war, wenn plötzlich zu viele Menschen auf sie zustürmten, lernte sie doch was es hieß soziale Kontakte zu pflegen. Zumindest war sie langsam dabei es zu verstehen. Irgendwie.

Mit aufgeweckten Personen, die dazu tendierten ständig zu überschwänglich zu sein, und vor allem laut waren, hatte sie noch so ihre Probleme. Nemuri und Hizashi waren deswegen ständig der Meinung, dass Aizawa auf sie abgefärbt haben musste. Daher war es wohl kaum verwunderlich, dass ihre Augen sich kurz weiteten, als plötzlich Mina an den Tisch kam und Ochako hinter sich herzog. „Komm schon!"

Ihre Stimme war viel zu laut und quengelig für Eris Geschmack, doch sie unterdrückte den Reflex, sich die Ohren zuhalten zu wollen. Schnell wandte sie sich wieder ihren Malstiften zu, als sie bemerkte, dass das rosahaarige Mädchen ihren Blick bemerkt hatte. Keine Sekunde später beugte sich Ashido auch schon über den Tisch, um direkt mit dem Kind zu sprechen. „Eri! Borgst du uns ein paar deiner Stifte? Und etwas Papier?", fragte sie zuckersüß und grinste breit, „wir müssen Ochako dabei helfen, eine Valentinskarte zu basteln. Hilfst du uns dabei?"

Das braunhaarige Mädchen, welches Mina zuvor mitgeschleift hatte, lief rot an und verbarg ihr Gesicht sofort hinter ihren Handflächen. Eigentlich hatte sie keine Lust, dass ihre Freundin so laut im Gemeinschaftsraum hinausposaunte, was sie vorhatte. Am liebsten hätte sie das Weite gesucht, doch neben ihr nahmen Tsuyu und Toru platz, und hielten sie davon ab, sich zu entfernen.

„Mina, du solltest etwas leiser sprechen, quack!", mahnte das Froschmädchen und warf einen prüfenden Blick den Tisch entlang. Etwas weiter weg saßen Izuku und Tenya gerade vertieft in ihren Hausaufgaben. Zum Glück schienen die beiden nichts gehört zu haben, weil sie so konzentriert waren.

Mit einem lauten „Pff" winkte Ashido ab, ehe sie mit ihren dunklen Augen erneut Eri fixierte und auf eine Antwort wartete.

Unsicher, wie sie darauf reagieren sollte, begann das Mädchen auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Es war eindeutig zu sehen, dass Uraraka sich unwohl fühlte, und Aizawa hatte ihr beigebracht, dass die UA ein sicherer Ort war, an dem man sich nicht unwohl fühlen musste. Sollte es doch vorkommen, dann sollte sie mit einem Erwachsenen darüber sprechen und nach einer Lösung suchen. Vielleicht sollte sie also der Braunhaarigen genau diesen Rat weitergeben.

Während Eri jedoch noch weiter darüber nachdachte, lehnte sich Asui ebenfalls etwas näher heran. „Vielleicht weiß Eri auch gar nicht, was Valentinskarten sind, quack!", merkte die Grünhaarige an. Schließlich war es bereits während ihrer kleinen Weihnachtsfeier eindeutig gewesen, dass die Weißhaarige einige wichtige Feiertage durcheinanderbrachte und vermischte. Vermutlich wusste sie gar nicht, was der Valentinstag war und dachte eher, dass sie Oachako etwas antun wollten, weil die Jugendliche so gequält dreinsah. Aus dem Blickwinkel des Kindes betrachtet, musste es nach etwas Furchtbarem aussehen, was sie hier vorhatten.

Langsam nickte das jüngere Mädchen und sah beschämt auf ihre Zeichnungen. „Ich weiß nicht, was das ist, aber wenn Ochako sich dabei unwohl fühlt, dann sollten wir lieber einen Erwachsenen um Hilfe bitten!", schlug sie mit leiser Stimme vor und wagte es weiterhin nicht aufzusehen.

Erst als sie Schritte hörten und der Stuhl neben ihr quietschte, sah sie wieder auf. Mina hatte flink den Tisch umrundet, um sich neben Eri zu setzen. Vielleicht war es wirklich keine gute Idee, allzu laut ihre Pläne zu offenbaren. Aber vor allem freute sie sich unglaublich darüber, dass sie das kleine Mädchen in die Welt der Liebe entführen konnte. Tief luftholend lehnte sie sich nach vor, um ganz nah bei dem kleinen Ohr zu sein. „Der Valentinstag ist der Tag der Liebe! Und der Schokolade! Man verschenkt eigentlich an alle, die einem etwas bedeuten, Schokolade, aber wenn einem jemand richtig am Herzen liegt, dann schenkt man dem Honmei-Schokolade! Die macht man am besten selbst. Wir machen nachher, wenn die Jungs zum Training gehen, auch welche selbst, da kannst du uns gern bei helfen! Aber zu erst wollen wir auch noch Karten basteln. Die sind wichtig, damit die Jungs dann auch noch wissen, von wem die Schokolade stammt und was man fühlt! Zumindest wollen wir Ochako dabei helfen, endlich einen großen Schritt zu wagen!"

Die Worte sprudelten nur so aus Minas Mund, und Eri war bemüht, konzentriert zuzuhören und sich alles zu merken. Valentinstag, Liebe und Schokolade. Ihr wurde nun bewusst, dass auch Nemuri davon gesprochen hatte, dass sie sich bereits auf die Gesichter ihrer männlichen Kollegen freute, wenn sie morgen ihre Schokoladen erhalten würden. Nun ergab es auch Sinn, wieso die Frau das gesagt hatte. Aber eines erschloss sich dem Kind noch nicht so ganz. „Wieso tut ihr das, wenn Ochako nicht wohl dabei ist?" Immerhin klang es doch immer noch eher nach einem Streich, als nach Hilfe, wenn die Braunhaarige das gar nicht wollte.

Erneut winkte Mina einfach ab. „Weißt du, manchmal brauchen Verliebte einfach einen Schubs! Und als Freunde sind wir verpflichtet zu helfen. Wir wollen nur das Beste für Ochako!", versicherte sie breit grinsend.

„Hm", gab Eri nachdenklich von sich, während sie ihre kleine Stirn leicht runzelte, „wie weiß man, ob jemand verliebt ist und einen Schubs braucht?" All diese neuen Informationen, die es zu lernen gab, machten sie furchtbar neugierig. Solche Dinge lernte sie vor allem nicht bei den unzähligen Unterrichtsstunden, die sie bei den erwachsenen Helden hatte. Die lehrten ihr nur Dinge, die in Büchern standen, oder man fürs alltägliche Leben brauchte.

„Verliebt ist man, wenn man ständig an diese Person denkt, sie erwähnt und über sie spricht. Man hat Schmetterlinge im Bauch und will ständig bei dieser Person sein. Manchmal sagt man auch, dass sich Verliebte gerne necken, und sich ständig gegenseitig ärgern, aber natürlich meinen sie das niemals ernst, auch wenn es manchmal richtig gemein klingen kann ...", erklärte Toru schwärmend. Verliebt sein war etwas Tolles und so romantisch, auch wenn man sich manchmal wie ein großer Idiot verhielt.

Immer noch angestrengt nachdenkend, legte Eri den Kopf schief. So etwas war also verliebt sein. In ihrem kleinen Kopf begannen Zahnräder zu rattern, ehe ihr plötzlich etwas klar wurde. Ihr kam da etwas in den Sinn, worauf die Beschreibung der Unsichtbaren ganz gut passte. „Das bedeutet, wenn jemand sagt, dass er bereits Magenschmerzen oder Kopfschmerzen bekommt, wenn er an diese Person denkt, dann ist das Verliebtsein?", wollte sie daher sofort in Erfahrung bringen.

Als die Mädchen am Tisch alle zu nicken begannen, klappte Eri der Mund auf. „Also ist er in Zashi verliebt", murmelte das Kind kaum hörbar vor sich hin. Sofort legte sie einen Finger an die Lippen, während sie weiter angestrengt über ihre Erkenntnis nachdachte.

Verwundert über diese Aussage kamen die Mädchen der A-Klasse etwas näher heran. „Oh, wer ist denn verliebt?", fragte Mina sofort neugierig, während sie ihren Kopf auf ihren Armen abstützte. Ihre gelben Augen schienen Eri regelrecht zu durchbohren.

Davon ließ sich das jüngere Mädchen allerdings nicht beirren. Sie war immer noch viel zu sehr im Gedanken versunken, und dachte über alles nach, was ihr in den Sinn kam. Ashidos Frage bekam sie gar nicht wirklich mit, und antwortete auch nicht darauf. Dennoch sah sie plötzlich auf. „Darf ich auch eine Karte basteln, um ihm zu helfen?"

Ein wenig störte sich Mina daran, keine Antwort erhalten zu haben, doch sie ließ es sich nicht anmerken, sondern nickte nur. „Klaro! Lass uns gleich mal loslegen!", verkündete die Pinkhaarige und schnappte sich ein paar Stifte und ein Blatt Papier. „Also, was sollen wir hinschreiben und wie soll die Karte aussehen?"

Was sich liebt, das neckt sich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt