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Auch wenn die jungen Heldinnen ohne Widerstand in ihr Wohnheim zurückgekehrt und sich zu Bett begeben hatten, war Mina die gesamte Nacht lang wach gelegen und hatte nachgedacht. Obwohl sie Aizawa-Sensei erst seit ein paar Monaten kannte, hatte es dennoch bereits einige Situationen gegeben, in denen sie sie die verschiedenen Reaktionen ihres Lehrers beobachten konnte. Viele gab es davon ja offenkundig nicht, da der Dunkelhaarige stets versuchte, seine Emotionen zu verbergen. Umso überraschender war es daher für sie gewesen, dass er auf Eris Worte hin rot geworden war, wenn auch nur leicht. Wäre er wütend gewesen, hätte er durchaus anders reagiert, das wusste Mina, doch diese Reaktion war neu, weswegen sie die halbe Nacht damit verbrachte, darüber nachzudenken, was es wohl zu bedeuten hatte.

Jene Erkenntnisse, die sie dadurch gewonnen hatte, berichtete sie am nächsten Tag auch sofort ihren Freundinnen, die sie bereits im Klassenzimmer vorfand. Da Ochako vorgehabt hatte, die selbstgemachte Schokolade und die Karte heimlich auf Izukus Tisch zu platzieren, waren sie bereits früh zur Schule aufgebrochen.

„Ich habe da eine Vermutung", fiel sie sofort mit der Tür ins Haus, als sie den Klassenraum betrat. Ochako, die dem Eingang den Rücken zugekehrt hatte und die ohnehin sehr nervös war, zuckte so heftig zusammen, dass sie vom Tisch fiel, auf dem sie saß. Breit grinsend stemmte Ashido ihre Hände in die Hüften. Genau mit dieser Reaktion hatte sie gerechnet! Sie war bahnbrechend und umwerfend! „Irgendwie glaube ich, dass Eri recht hatte mit ihrer Beobachtung", begann sie weiter auszuführen, während Tsuyu der Braunhaarigen wieder auf die Beine half.

„Wie kommst du denn auf den Gedanken? Es ist doch wahrscheinlicher, dass sie einfach Dinge falsch interpretiert hat", merkte Toru an. Als sie eine Bewegung bei der Tür wahrnahm, wandte sie sich als erste um, ehe auch die anderen Mädchen nachsahen, wer den Raum betrat. Es waren ein paar ihrer männlichen Mitschüler, inklusive Izuku. Die ohnehin schon rosaroten Wangen Ochakos nahmen einen dunkelroten Ton an, als sie sich schnell abwandte, während die anderen beobachteten, wie der Grünhaarige zu seinem Tisch ging, und die Überraschung entdeckte, die für ihn platziert worden war. Neugierig aber auch überrascht, nahm Midoriya die Karte zur Hand und öffnete sie. Seine Augen huschten über die Worte und es war eindeutig, dass ihm von Zeile zu Zeile mehr Blut in die Wangen schoss, ehe er kurz zu Ochako sah und sich dann verlegen abwandte, ehe Tenya versuchte zu erfahren, was es mit der Karte und der Schokolade auf sich hatte.

„Seht ihr! Rote Wangen und ein verlegener Gesichtsausdruck. So ist die richtige Reaktion auf eine Liebesbotschaft und ein eindeutiges Indiz dafür, dass jemand verliebt ist!", erklärte Mina, die den Grünhaarigen ebenso begutachtet hatte, „Aizawa ist gestern ebenso rot geworden und verlegen. Ich schließe daraus, dass er sehr wohl in Mic verliebt ist, und ihm seine Reaktion dazu getrieben hat, einfach das Weite zu suchen!" Für solche Dinge hatte sie einfach einen sechsten Sinn, immerhin war ihr auch sehr schnell aufgefallen, dass es zwischen Ochako und Izuku ordentlich knisterte.

Da nun der Grünhaarige auf die Mädchen zukam, um mit Uraraka zu sprechen, verstummten sie alle. Dennoch warf Tsuyu Mina noch kurz einen Blick zu, der ihr sagen sollte, dass ihre Mutmaßungen doch sehr weithergeholt klangen. Schließlich war es zwar nicht die feinste Reaktion von Mic, Aizawa auszulachen, doch allein die Vorstellung, dass jemand wie ihr Klassenlehrer doch so offen seine Gefühle für jemanden zeigen könnte, dass es einem kleinen Mädchen auffiel, war doch etwas lächerlich.

Nun war es allerdings wichtiger, Ochako beizustehen, die fast in Ohnmacht fiel, weil Izuku sich stotternd bedankte und so etwas, wie den Vorschlag für ein Date vorbrachte. Diese Mission war also gelungen!

„Setzt euch und seid still!", erklang es plötzlich mürrisch, was sie alle zusammenzucken ließ. Sofort kamen sie dem Wunsch ihres Lehrers nach. Aizawa, der knapp vor dem Klingeln den Raum betreten hatte, und hinter sich die Tür geräuschvoll schloss, sah mitgenommener und müder aus als sonst. Seine Kleidung wirkte staubig und schmutzig, seine Haare waren zerzaust und er hinkte kaum merklich, als er auf seinen Schreibtisch zuging. Keiner wagte es ein Wort zu sagen, oder ihn darauf anzusprechen, wieso er noch mieser gelaunt als sonst wirkte. Bis er sich endlich auf seinem Stuhl niederließ, wurde es so mucksmäuschenstill, dass man eine Stecknadel hätte auf den Boden aufkommen hören.

Kurz ließ Shota die Stimmung etwas auf sich wirken, warf ihnen allen einen finsteren Blick zu, der ihnen symbolisieren sollte, dass er heute seine Ruhe haben wollte. Erst nachdem er sich sicher war, dass niemand heute an diesem Tag seine Nerven überstrapazieren wollte, räusperte er sich und begann den Unterricht.

Was sich liebt, das neckt sich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt