Professor Snape

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Desiree Swan

Momentan befinde ich mich gelangweilt auf meinem Bett in meinem Zimmer, scrolle durch mein Handy, da ich bereits die nervigen Hausaufgaben erledigt habe und denke nach, denn irgendwie habe ich das Gefühl, irgendwas Wichtiges vergessen zu haben.

Mein Handy vibriert plötzlich und eine Nachricht von Mr. Stark bloppt auf. "Vergiss nicht, deine Hausaufgaben für den Matheunterricht zu erledigen, Desiree."

Ich seufze, rolle mit den Augen, da er so gut wie jeden Abend diese Nachricht an mich schickt, - fast so, als hätte er einen automatischen Bot, der diese Botschaft an mich sendet- , und antworte, wie so oft auch, nicht auf die Nachricht. 

Plötzlich fällt mir wieder ein, was ich wollte. Ich wollte doch nochmal zu Professor Snape, um ihn wegen der letzten Chemieprüfung zu konfrontieren, bevor er es macht. Ich kann und werde die Fünf nicht auf mir sitzen lassen und werde ihn fragen, ob ich die Note irgendwie verbessern kann.

So wie ich ihn kenne, wird er mir die Schuld geben, es mir vorhalten, weil ich die Letzen Stunden wirklich nicht aufgepasst habe und in Gedanken versunken gewesen bin.

Bis jetzt habe ich aber dieses Problem immer und immer wieder nach hinten geschoben, da ich echt ungern mit diesem Mann alleine sein möchte, auch wenn ich weiß, dass ich sowieso nicht drum herum komme. Wenn ich jetzt nicht gehe, wird er zu einhundert Prozent Morgen einfach in den Unterricht platzen, mit seiner schwarzen Robe, die meiner Meinung nach echt übertrieben aussieht und seinem immer strengen Blick, als könnten Blicke töten und mich dann vor allen bloßstellen. Auch vor Mr. Stark. Und das muss ja nun wirklich nicht sein, wenn ich es irgendwie verhindern kann.

Ich seufze frustriert und hebe mich dann mühselig aus meinem gemütlichen und angewärmten Bett. Es ist bereits zwanzig Uhr, ab Achtzehn Uhr habe ich Rausgehverbot, aber selbst das wird mich nicht davon abhalten, ihn aufzusuchen. Außerdem, was will er dagegen machen? Mich einsperren, weil ich zur Sperrstunde Draußen herumlaufe? Ich grinse und schüttle gleichzeitig mit dem Kopf, während ich in meine weichen Wintersocken schlüpfe. Ich ziehe absichtlich keine Schuhe an, die würden nur unnötige Geräusche von sich geben und da ich auf keinen Fall von Mr. Stark erwischt werden möchte, verzichte ich gerne darauf. Denn auch wenn Mr. Stark der Nettere von beiden ist, darf ich niemals seine Regeln brechen. Falls doch, hat das enorme Konsequenzen. Nun, falls er mich erwischen sollte. Bei Professor Snape habe ich diesbezüglich keine Bedenken. Und ich weiß auch, dass er mich niemals bei Mr. Stark, der gleichzeitig auch der Direktor dieser Schule ist, verpetzen würde. Einfach aus dem Grund, dass die beiden sich nicht im geringsten ausstehen können, warum auch immer.

Ja, ich wohne in der Schule. Das hat gute, aber auch schlechte Seiten. Zum Beispiel habe ich immer die Möglichkeit, Mr. Stark oder Mr. Snape aufzusuchen, wenn ich Probleme habe, abgesehen von Abends. Nun, normalerweise. Das kann sonst niemand, da die Schule ab Achtzehn Uhr geschlossen ist. Klar, könnte ich auch die anderen Lehrer aufsuchen, aber die sind für mich nicht zuständig.
Natürlich ist es auch ein wenig unheimlich, wenn ich alleine hier bei den Lehrern schlafe. Aber das ist nebensächlich und Mittlerweile habe ich mich schon so gut wie damit abgefunden.

Das Negativste daran, hier zu sein, ist, dass die anderen Schüler der Meinung sind, das Snape und Stark mich anders behandeln, mich mehr bevorzugen als die Anderen. Deswegen habe ich nicht einen Freund, was manchmal echt anstrengend sein kann. Klar, ich versuche mit dem einen oder anderen zu sprechen, oder bei einer Gruppenarbeit gut dabei zu sein, aber selbst da werde ich ignoriert oder umgangen.

Ich öffne leise die Tür und spähe in den leergefegten, düsteren Flur, in dem nur vereinzelt Kerzen brennen. Ich warte einen kurzen Moment, ob ich irgendwo Geräusche wahrnehme, jedoch ist es hier so still wie in einer Kirche. Perfekt.

Wie in Zeitlupe schließe ich meine Tür und langsam schleiche ich den langen Flur entlang, bedacht darauf, dass ich keine Schritte oder Stimmen vernehme.

Sobald ich bei den Treppen angekommen bin, entdecke ich einen Obstteller, der auf einer Kommode steht und der knallrote Apfel darauf sieht so gut aus, dass ich nicht anders kann, als schnell nach ihm zu greifen und hineinzubeißen. Ich weiß, dass ich eigentlich gar nicht hier sein dürfte, und auch ganz sicher nicht den Apfel essen sollte, aber was soll ich machen, wenn ich wie jeden Abend, trotz des Abendessens in der Kantine, Hunger habe und angegrinst werde von dem süßen Obst?

Ich drehe mich zur Treppe, um diese nach unten zu schleichen, weil Snape sein Büro mehr oder weniger im Keller zu finden ist. Jedoch stoße ich direkt mit Jemanden zusammen. Ein leises: "Scheiße!" entwicht meinen Lippen und ertappt schaue ich in dunkelbraune Augen, die mich skeptisch mustern.

"Was haben Sie zu der späten Stunde noch im Gang zu suchen, Mrs. Swan?" fragt er meiner Meinung nach viel zu laut, mit dunkler Miene, weshalb ich mich sofort umschaue, und hoffe, dass keiner uns hören oder sehen kann. Sein Gesicht ist ernst, so wie immer. Er scannt mich einmal komplett ab und sein Blick verharrt bei dem Apfel, der sich noch immer in meiner Hand befindet.

Ich schlucke den Bissen hinunter, lege den Apfel zurück auf den Tisch und räuspere mich leise.

"Könnten Sie bitte ein wenig leiser sprechen?" Er hebt seine Braue, antwortet nicht darauf, als würde er auf die Antwort seiner frage warten. "Ich....ehm...ich wollte zu ihnen, Sir." flüstere ich mit gesenktem Blick, da ich diesen Mann nun wirklich nicht lange anschauen kann und fixiere meine Füße. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte es schon immer schwer mit Blickkontakt. Und bei Snape oder Stark ist es besonders schwer.

"Was sie nicht sagen," meint er, zum Glück jetzt leiser, "dies war auch mein Vorhaben." dreht sich um und läuft die Treppe nach unten, während ich noch immer wie angewurzelt an Platz und Stelle stehe.

Nach ein paar Stufen, schaut er über seine Schulter zu mir. "Worauf warten sie noch? Sie wollten mit mir sprechen, also kommen Sie. Oder wollen sie etwa doch wieder von Professor Stark erwischt werden?" Die Schadenfreude in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

"Nein natürlich nicht, Sir." Antworte ich und tapse ihm hinterher. Seine Aussage erinnert mich daran, dass Mr. Stark mich tatsächlich einmal erwischt hat, vor knapp einem Jahr. Seine Strafen sind wirklich nicht von kurzer Dauer. Aber ich denke, mit der nächsten Klassenfahrt hat sich das bestimmt erledigt. Es ist zwar die asozialste und schlimmste Klasse an der Schule und ich muss mir ein Zimmer mit Mr. Stark teilen, aber ich denke, auch das werde ich überleben. Innerlich muss ich seufzen. Und das alles nur, weil ich mir in der Lehrerküche etwas zum Naschen holen wollte. Das war vielleicht peinlich, als ich mitten in der Nacht mit ner Schüssel Cornflakes gegen ihn gelaufen bin und mich, sowie ihn, komplett eingesaut habe.

Ich werde ruckartig aus meinen Gedanken gerissen, als ich erneut gegen Snape laufe, der stehen bleibt, da wir schon angekommen sind.

Der große Mann mit schwarzen Haaren dreht sich zu mir, schaut mir in die Seele, weshalb ich Gänsehaut in meinem Nacken verspüre und zieht seine Brauen zusammen. Diese Blicke sind einfach nur verdammt unheimlich. Ich kann mir nicht im geringsten ausmalen, dass er mal mit jemanden zusammen oder verheiratet gewesen ist. Wahrscheinlich war er schon immer ein einsamer Wolf, der keinen an sich ran lässt. Vielleicht ist er noch eine Jungfrau? Nein, nicht vielleicht. Ganz sicher. Ich mein, ich bin es zwar auch, aber sein Alter ist im Gegensatz zu meinem, ein großer Unterschied.

Und ich weiß auch ganz genau, dass es ihm alles andere als passt, dass ich jetzt schon wieder in seinem Büro sitze, aber ich muss ihm einfach erklären, dass ich momentan nur in einer Phase bin und deswegen diese Note passiert ist. Ich will meine Fünf verbessern. Außerdem meinte er doch selbst, dass er auch zu mir wollte, oder? Und wenn ja, wieso? Was will er mir so dringendes erzählen, dass er mich Abends aufsuchen muss?

"Verzeihung." flüstere ich und grinse schief. Aber er rollt nur mit den Augen und öffnet die große rote Tür mit Schlangensymbol, die sich im Keller befindet und deutet mir mit einem Handzeichen, hineinzugehen.

Professor Snape wohnt aus irgendeinem Grund nicht oben in den Gängen, wie Professor Stark, sondern im kalten und einsamen Bereich der Schule. Gruselig. Ganz wie der Mann selbst. Logisch. Es scheint, als wolle er sich von Allem und Jedem hier fernhalten.

Aber wieso?

Was hat er zu verheimlichen?

Dunkle Geheimnisse - SS/TSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt