Dunkle Geheimnisse - SS/TS

Übelkeit

Desiree Swan

Die Zeit scheint immer langsamer zu vergehen, der Raum beginnt sich zu drehen und langsam läuft der kalte Schweiß meinem Rücken hinunter. Irgendwas stimmt nicht mit mir. Ganz und gar nicht. Und die Frage, ob ich etwas Schlechtes gegessen habe taucht in meinen Gedanken auf.

Automatisch fällt mein Blick auf den Schrank, in dem sich das jetzt leere Glas befindet.

Genau aus diesem Grund lässt man die Finger von Sachen, die einen nicht gehören! schimpft die Stimme in meinem Kopf während ich wieder in das knisternde Feuer starre und die Übelkeit so gut wie möglich versuche zu unterdrücken. 

Egal was ich auch mache, das Wasser läuft immer mehr in meinem Mund zusammen und ich erinnere mich an den Tag, als ich zum ersten Mal Alkohol getrunken hatte, den ich in der Küche fand und wahrscheinlich Direktor Downey gehörte. Die halb leergetrunkene Flasche liegt noch immer unter meinem Bett für Notfälle und die Erinnerung an den Geschmack löst einen Würgereflex aus.

Das darf doch alles nicht wahr sein. Irgendjemand will mir einen heftigen Streich spielen, da bin ich mir sicher. Wieso passiert ausgerechnet immer mir sowas? 

Wenn ich noch weiter hier hocke und mit aller Kraft zurück halte, was aus mir raus will, platze ich.

ICH MUSS HIER RAUS ist der einzige Gedanke den ich gerade fassen kann. Sicher wird es Konsequenzen haben, mich einfach zu verziehen, ohne Bescheid zu geben, sowie ich seine Art kenne, aber ich gehe lieber dieses Risiko ein, als Ärger wegen eines vollgekotzten Teppichs zu bekommen. Das wäre nicht nur peinlich, sondern auch demütigend. Fast genauso schlimm wie vor einem Lehrer zusammenzubrechen, weil man vielleicht eine schlechte Note bekommen hat oder nachsitzen muss.

Also gehe ich den einzigen Weg, den ich für richtig halte und stürme aus der warmen Stube in den kalten Flur. Mein Körper zittert und ich muss meine Hand auf den Mund pressen, um meinen Mageninhalt nicht schon auf der Treppe zu verteilen. Denn wenn das passiert, weiß Morgen Früh auch der Letzte an dieser Schule, dass ich es gewesen bin.

Wer sonst sollte hier herumlungern? Genau, Niemand. Sicher werde ich mich nicht auf diese Art und Weise verraten. Noch mehr Klassenfahrten müssen wirklich nicht sein.

Aber gerade jetzt in dieser beschissenen Situation bin ich wirklich froh, dass ich nicht auf die stinkenden Schülertoiletten gehen muss, sondern mein eigenes Bad besitze, direkt neben meinem Zimmer.

Kaum habe ich das im Augenblick wichtigste Zimmer erreicht und den Klodeckel geöffnet, gerade noch rechtzeitig, wie ich zugeben muss, sprudelt es nur so aus mir raus. Es ist fürchterlich, widerlich. Ich schmecke Magensäure, diesen Saft bei dem ich mir langsam echt nicht mehr sicher bin, ob es überhaupt Saft gewesen ist und die Nudeln mit Tomatensauce die es zum Abendessen gab. Diese Mischung ist so ekelhaft, dass bereits das kleinste Stück Nudel mich noch mehr zum Erbrechen bringt.

Ich weiß nicht wie lange, aber es müssen ewige Minuten vergangen sein, bis Nichts mehr aus mir kommt und mein Magen schmerzt fürchterlich, als ich versuche vor Erleichterung tief einzuatmen. Ich bin schwach. So schwach, dass meine Beine es nicht schaffen, mich hochzuhieven und ins Bett zu schleifen.

Ich kann kaum atmen, ohne diese schrecklichen Schmerzen in meinem Bauch zu spüren und aus irgendeinem Grund kann ich nicht schlucken, weshalb ich das angesammelte Wasser immer wieder in die Toilette spucken muss. Das wohl Einzige, dass ich noch schaffe. Meine Stirn zieht Falten, als ich die Farbe erblicke. Ich hatte ein Rot oder Orange erwartet...aber grün? Wie kann das sein?

Meine Augenlider fallen zu und mein Kopf sinkt auf meinen Arm, der sich auf dem Toilettenrand abstützt. Ich bin so müde, dass ich kaum noch einen ordentlichen Gedanken fassen kann. Selbst die merkwürdige Farbe im Klo beunruhigt mich nicht. Ich habe einfach keinen Muskel mehr übrig um mir wegen irgendwas Sorgen zu machen.