Kapitel 10

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Es war ein weiteres Zeichen seiner Grausamkeit, dass Greyback es Remus überlies, Faola von seinen Anweisungen zu erzählen.
Irgendwie war Remus aber auch froh darüber, dass er ihr sagen sollte. So konnte er es Faola wenigstens schonend beibringen.
Oder es wenigstens versuchen.
Bei Merlins Bart- er selbst hatte Angst vor den Syncrons. Oder zumindest eine ordentliche Portion Respekt. Und die Aussicht morgen womöglich gegen eine von ihnen kämpfen zu müssen...
Wie würde es da erst Faola gehen? Sie hatte von den anderen „Kellerasseln" sicher einige Horrorgeschichten über die Syncrons gehört. Und sie war erst elf. Und damit den Syncrons in jeglicher Hinsicht unterlegen.
Remus wartete bis Faola abends wieder in ihrem Zimmer war. Er hatte noch gut vor Augen, wie sie von letzter Nacht erzählt hatte und wollte ihr diese Anweisung von Greyback nicht vor den anderen Werwölfen ausrichten.
Faola saß auf ihrer Matratze und hatte einige Pergamente vor sich ausgebreitet. Vermutlich eine Arbeit, die sie für einen ranghöheren Werwolf erledigen sollte.
Als Remus anklopfte und die Tür öffnete, sah sie zuerst panisch auf, lächelte aber als sie ihn erkannte. Doch als sie seinen Gesichtsausruck bemerkte, verblasste ihr Lächeln wieder.
Und als Remus die Tür hinter sich geschlossen und sich wieder zu ihr umgewandt hatte, stand in Faolas Augen die Frage, die sie sich nun nicht mehr auszusprechen wagte.
Je länger er es vor sich herschob, umso schlimmer würde es werden. Für sie beide.
„Greyback will, dass du ab morgen auch bei den Kämpfen mitmachst."
Faola sah so aus, als habe sie schon damit gerechnet, dass sie früher oder später nicht mehr darum herum kommen würde. Aber es war dennoch ein Schock.
„Hat er dir das heute gesagt?", fragte Faola. Sie versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, aber Remus konnte dennoch das Beben darin hören.
Er nickte. „ Ich soll auch mitmachen. Scheinbar bin ich Greyback noch nicht wölfisch genug." Remus stieß ein bitteres Lachen aus.
„Wieso bist du überhaupt hier?" fragte Faola nach einer Weile. „Du kannst Greyback und die Syncrons nicht ausstehen und sie dich nicht. Könntest du nicht einfach gehen?"
„Außerhalb des Rudels ist das Leben für Werwölfe nicht einfach", sagte er. Obwohl es im Rudel zumindest für ihn sogar noch schwerer war. „ Greyback hat zumindest damit Recht, dass die Zauberer uns- sagen wir mal- nicht besonders mögen."
„Aber du bist doch auch noch nicht lange hier. War das Leben früher wirklich so schlimm?"
Freiwillig wäre er wohl nicht hergekommen, egal wie hart sein Leben auch gewesen war.
Remus seufzte und setzte sich neben Faolas Matratze auf den Boden. Greyback wusste ohnehin schon, dass er Kontakt zu Dumbledore hatte. Was konnte es also schaden, wenn er Faola die Wahrheit sagte?
„Weißt du für wen Greyback arbeitet?", fragte er.
„Ja", sagte Faola zögernd „ Für irgendeinen Lord."
Remus nickte „Für Lord Voldemort. Greyback nennt ihn wohl eher den dunklen Lord nennen."
Du-weißt-schon-wer!"
„Du erinnerst dich noch daran, wer er ist?" Remus wusste nicht, wie viel von ihren Erinnerungen an ihr Leben vor dem Rudel Greyback ihr genommen hatte.
„Ja. Greyback arbeitet für ihn?"
Remus nickte. „Weißt du auch wer Albus Dumbledore ist?"
„Der Schulleiter von Hogwarts und der mächtigste Zauberer der Welt. Und kämpft er nicht gegen Du-weißt-schon-wen?"
„Genau. Und ich arbeite für Dumbledore. Ich sollte eigentlich versuchen einige Werwölfe auf Dumbledores Seite zu ziehen. Aber das scheint ja nicht so gut geklappt zu haben." Er lächelte schief. „Und da ich auch nicht so hoch in Greybacks Gunst stehe, dass ich etwas davon mitbekomme, was er vor hat, ist mein Auftrag hier wohl gescheitert."
„Zumindest eine Sache bei deinem Auftrag war nicht sinnlos. Wenn ich dich nicht getroffen hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich denken, ich muss auch so werden wie Greyback, die Syncrons und die anderen aus Greybacks innerem Kreis."
„Wie meinst du das?" fragte Remus.
„Du warst so ziemlich der Einzige hier, der nett zu mir war. Und der es verstanden hat, dass ich nicht das machen wollte oder konnte, was Greyback von mir wollte. Greyback sagt immer, die Zauberer würden uns hassen und uns als Monster sehen, aber er bringt doch alle hier dazu sich so zu verhalten. Wie Monster meine sich", überlegte Faola. „ Aber du benimmst dich anders. Du bist zwar auch ein Werwolf, aber du benimmst dich eher wie ein Mensch"
Remus musste darüber fast lachen. „Du klingst fast wie Tonks. Sie hat auch mal zu mir gesagt, ich sei ein sehr guter Mensch, der einfach eine schreckliche Krankheit hat, für die ich aber nichts kann."
„Ich glaube, damit hat sie Recht" Faola grinste. „Wer ist diese Tonks?"
Remus konnte förmlich spüren, wie das Lächeln aus seinem Gesicht verschwand. „Der Grund dafür, warum ich hier bin. Abgesehen von meiner Mission für Dumbledore."
„Und wieso bist du wegen ihr hier?" fragte Faola neugierig.
Remus wusste auch nicht genau, wieso er das einem elfjährigen Mädchen erzählt, das er kaum kannte. Aber vielleicht erzählte er es ihr deshalb, weil sie nur ein Mädchen war, das auch ihn kaum kannte. Also seufzte er und sagte dann: „ Tonks- eigentlich heißt sie Nymphadora" bei diesem Namen musste er unwillkürlich lächeln „ hat sich in mich verliebt. Na ja, und ich mich auch in sie."
„Und warum bist du dann hier und nicht bei ihr, wenn ihr euch doch anscheinend gegenseitig liebt?"
Es klang so seltsam, das einer Elfjährigen zu erzählen. Aber jetzt, wo er es noch einmal laut aussprach, hörte es sich auch in seinem Kopf seltsam an. „ Weil ich möchte, dass sie ein gutes Leben hat. Ein Leben, das ich ihr nicht bieten kann"
„Weil die meisten Zauberer Werwölfe nicht mögen?"
„Genau." Remus nickte düster.
„Also bleibst du lieber hier, obwohl du hier so gut wie alles hasst, nur damit Tonks ein besseres Leben hat?"
Remus holte tief Luft. „Ja, so kann man es sagen."
„Woher weißt du eigentlich, dass Tonks kein Leben mit dir haben will, auch wenn es nicht das Leben ist, das du für sie willst"
„Nun ja, ich möchte einfach nicht, dass sie nur für mich so ein Leben führen muss, wie ich es tun muss."
„Dann bleibst du jetzt einfach für immer hier?" fragte Faola.
„Nein, da mein Auftrag ohnehin mehr oder weniger gescheitert ist, werde ich wohl recht bald wieder abreisen. Greyback wird mir sicher nicht allzu sehr nachtrauern."
„Könntest du- könntest du mich mitnehmen?" fragte Faola etwas zögerlich. Aber Remus ahnte, dass sie diese Frage schon länger stellen wollte. „ Und zu Dumbledore bringen. Vielleicht lässt er mich ja auch nach Hogwarts gehen."
Remus hatte schon einmal darüber nachgedacht, den Gedanken dann aber wieder verworfen. Aber wenn er noch mal genauer darüber nachdachte. Im St.Mungo waren sie vielleicht in der Lage ihre Erinnerungen wieder herzustellen und sie könnte zu ihren Eltern zurück. Und selbst wenn nicht. Mit dem Wolfsbanntrank könnte sie sogar recht normal nach Hogwarts gehen und Dumbledore würde sie vielleicht auch in den Ferien irgendwo unterbringen. Dieses Leben wäre dann zwar immer noch das eines Werwolfs und sie müsste natürlich verdammt aufpassen, dass sie es möglichst niemandem verriet, aber vermutlich wäre dieses Leben besser als das, das sie hier führte.
„ In Ordnung." Faola strahlte bei diesen Worten. „ Wir machen das so: Morgen nach den Kämpfen, achtete niemand groß darauf, was wir treiben. Dann gehe ich weg von hier und kann dich mitnehmen, wenn du das willst."
„Klar will ich." Doch dann huschte wieder ein Schatten über ihr Gesicht. „ Und das geht wirklich erst nach den Kämpfen morgen?"
„Leider ja. Nachts patrouillieren zu viele Werwölfe. Ich dürfte ihnen relativ egal sein, aber Greyback hat sicher etwas dagegen, wenn ich dich einfach so mitnehme." Remus legte ihr die Hand auf die Schulter. „Nur morgen, ja. Morgen noch und dann ist das alles hier vorbei"

Of Monsters and HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt