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Lara
Mittlerweile kennen Harry und ich uns seit 2 Monaten. Der Kontakt ist weniger geworden, den Harry hatte viel mit seinem Album zu tun. Ich selbst hatte auch genug Arbeit.
Trotzdem hatten wir noch mehr Museen besucht. Jedesmal gab es Berichte und Fotos. Ich komme damit klar, denn auf keinem der Bilder bin ich deutlich zu sehen, trotzdem nervt es.

Da wir alle guten Museen in London besucht haben, werden wir uns wohl nicht mehr sehen. Was schade ist.
Heute möchte Harry sich melden, mal sehen ob das klappt.

Während ich warte, schreibe ich mit meiner Schwester. Sie weiß natürlich auch was los ist. Sie ist ziemlich neugierig und fragt mich fast jedesmal ob Harry und ich ein Paar sind oder Freunde mit gewissen Vorzügen. Sie versteht nicht das es nicht so ist. Ist mir auch egal.

Es klingelt plötzlich. Ist wahrscheinlich Jefferson.

Oder auch nicht, ich öffne und Harry steht vor mir.

"Was machst du hier" frage ich überrascht

"Ich habe doch gesagt ich melde mich. Darf ich rein"

Es ist das erste Mal das Harry in meinem Haus ist. Jedesmal wenn ich ihn fragte ob er rein möchte, hatte er was anderes vor. Irgendwann habe ich nicht mehr gefragt.

"Ich weiß, ich dachte du würdest anrufen"

"Ich bin auf den Weg zu Mom. Es ist Wochenende da dachte ich das du vielleicht mitbekommen möchtest. Man kann in Holmes Chapel gut spazieren gehen.

Ich bin überrascht und ängstlich. Ich bin zwar in letzter Zeit öfters kurze Strecken mit Jefferson gefahren, aber so weit. Ich bin nicht sicher.

"Also nur wenn du willst" sagt er weiter

Soll ich mit ihm fahren oder mir eine Ausrede einfallen lassen?

Ehrlichkeit ist angebracht denke ich.

"Wo würde ich wohnen" frage ich erstmal

"Mom hat ein Gästezimmer, sie weiß bescheid. Wir können dir auch ein Zimmer in einer der Pensionen suchen" sagt er ehrlich

"Harry ich möchte ehrlich sein, ich weiß nicht ob ich die Fahrt überstehe"

"Was meinst du" fragt er verwirrt

Mittlerweile sitzen wir auf meinem Sofa.

"Es gibt einen Grund warum ich kein Auto habe. Vielleicht hast du schon gemerkt das ich angespannt war wenn du mich nach Hause gebracht hast. Es fällt mir schwer darüber zu reden, aber du solltest es wissen. Vor 5 Jahren, als ich dachte das meine Zukunft geplant ist, hatte ich einen Autounfall.  Ich war damals in einer langjährigen Beziehung. Ich war damals nicht alleine im Auto und bin auch nicht selbst gefahren. Meine beste Freundin, ihr Freund, mein Freund und ich waren auf dem Weg zu ein paar Freunden. Was genau passiert ist kann ich selbst heute nicht sagen, ist auch egal. Mein Freund und ich waren zu diesem Zeitpunkt 4 Jahre zusammen, wir waren dabei uns eine gemeinsame Wohnung zu suchen, denn ich war schwanger im vierten Monat. Ich verlor das Baby durch den Unfall, aber nicht nur das. Ich verlor an diesem Tag mehr beste Freundin, denn ich gab ihr die Schuld. Ich verlor an dieser Tag meinen Freund, denn dieser Schicksalsschlag hatte uns auseinander gebracht. Ich verlor an diesem Tag meine Hoffnung auf eine gute Zukunft. Seit diesem Tag plane ich nur noch von heute auf morgen, vielleicht auch ein paar Tage im voraus. Seit diesem Tag fahre ich selbst kein Auto mehr. Das erste Mal das ich wieder in einem Auto saß, war als du mich das erste Mal nach Hause gebracht hast. Mittlerweile bin ich öfters mit Jefferson kleine Strecken gefahren. Aber bis nach Holmes Chapel,
ich weiß nicht ob ich das kann. Ich würde dich gerne begleiten und ich vertraue dir, du fährst sehr gut. Aber ich habe Angst" erzähle ich ihm endlich

"Lara das tut mir so leid. Jetzt verstehe ich das alles, jetzt ergibt es Sinn. Ich hatte mich schon gewundert. Wenn du mit mir kommst, verspreche ich dir sehr vorsichtig zu fahren und wir fahren nicht über die Autobahn, wir können über Landstraßen fahren wenn dir das lieber ist. Darf ich fragen ob damals jemand gestorben ist ausser deinem Baby? War deine beste Freundin Schuld an dem Unfall"

"Dankeschön für dein Verständnis. Landstraßen hört sich gut an. Sonst ist Niemand gestorben nur schwer verletzt und ja, sie war Schuld. Sie hatte sich in diesem Moment auf ihren Freund konzentriert und nicht auf die Straße, sie stritten sich, sie hatte damit angefangen obwohl es keinen Grund dafür gab. Sie fuhr gegen die Leitplanke,  was danach geschah weiß ich nur durch Erzählungen. Ich habe damals eine Therapie begonnen. Mein Glück war das man mir diese Stelle hier in London angeboten hatte, die ich ohne zu zögern angenommen hatte. Ich wollte weg von Deutschland, ich gebe zu ich bin geflüchtet. Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut" antworte ich

"Ich verstehe das vollkommen. Also möchtest du mich begleiten? Ich danke dir das du mir davon erzählt hast obwohl es dir schwer fällt"

"Ich komme mit. Bitte versprich mir Niemanden davon zu erzählen" sage ich und beginne plötzlich zu weinen

Es breitet sich gerade ein extremer Schmerz in mir aus.
Harry rückt zu mir und nimmt mich in seine Arme. Ich weine einfach nur.

"Danke" sage ich als ich mich beruhigt habe

"Ich bin für dich da wenn du mich brauchst, immer" antwortet er und lächelt mich an

Ich bin glücklich das zu hören. Ich bin Harry dankbar dafür. Ich bin froh das Harry nun die Wahrheit kennt und mich versteht.

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