Kapitel 3
Die restlichen fünf Tage vergingen wie im Flug.
Die Jungs wichen nicht von meiner Seite, wir gingen jeden Tag zu dem kleinen See, man holte anständiges Essen vom Chinesen oder Italiener, weil ich das Krankenhaus essen verabscheute. Wir sahen jeden Abend DVDs und jeden Abend schlief ich in Harrys Schoß zusammen gekuschelt ein.
Ich wusste nicht wieso, aber Harry war mir von allen Fünfen am wichtigsten, er war immer da und verließ nie meine Seite.
Langsam begann meine Wunde zu heilen, sie schmerzte nicht mehr so und die fänden könnten nach vier Tagen gezogen werden. Die Narbe war groß und dick.
Alex untersuchte mich ein letztes Mal, bevor ich in zwei Tagen nach England ziehen würde, Paul hatte schon alles erledigt sowohl mit der Wohnung meiner Eltern, als auch mit dem Flug.
"Kann man was gegen diese hässliche Narbe machen?", fragte ich Alex.
"Ich könnte dir ein Öl verschreiben, dass sie kleiner wird, aber es wird nicht weggehen. Dazu ist die Narbe zu groß, sie würde etwas flacher werden."
Ich nickte nur, immerhin etwas.
Ich packte meine Sachen in eine Tasche und Harry stand in der Tür.
"Komm, gib mir die Tasche, du sollst nicht viel tragen.", sagte er sanft.
"Ich soll auch nicht laufen und ich laufe trotzdem.", antwortete ich.
Da kam Louis ins Zimmer.
"Deswegen haben wir hier einen Rollstuhl für dich!", strahlte er.
Ich seufzte, gab Harry die Tasche und setzte mich vorsichtig hin.
Die beiden fuhren mich zum Fahrstuhl, wo Alex mit dem Öl in der Hand auf mich wartete.
"Hier, am besten machst du das abends vor dem Schlafengehen rauf, ja?"
Ich bedankte mich und als der Fahrstuhl kam, verabschiedete ich mich.
Unten angekommen, wartete ein Taxi vor dem Krankenhaus. Ich stieg ein und die anderen beiden folgten mir. Harry saß neben mir. Ich legte meinen Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen.
Ich wollte nicht nach Hause, alles würde mich an meine Eltern erinnern. Ich würde alle Erinnerungen wieder vor Augen haben. Ich wollte das nicht. Ich wollte mit der ganzen Sache abschließen, aber ich wusste, dass das nicht so leicht war.
Das Taxi hielt und Harry half mir beim Aussteigen.
Ich klopfte an die Tür und Paul öffnete.
"Hallo.", sagte er nur. Er schien bedrückt zu sein.
Ich trat ein und ging ins Wohnzimmer, vieles war schon in Kartons verpackt. Bis auf die Bilder, die lagen auf dem Wohnzimmertisch. Ich lief rüber und schaute sie mir an.
Auf dem einen Bild war ich acht, ich hatte mein Ballett-Outfit an und grinste in die Kamera, meine beiden Schneidezähne fehlten.
Auf einem anderen hatte ich ein langes hellblaues Kleid an, meine Haare waren geflochten und lagen auf meiner linken Schulter, neben mir stand mein Vater und hatte einen Arm um meine rechte Schulter gelegt, das war erst vor vier Monaten gewesen, mein Vater musste zu einem Geschäftsessen, aber meine Mutter war krank, also bin ich mitgegangen. Ich ignorierte die restlichen Bilder und nahm das Foto aus dem Rahmen und legte es in den Koffer, der in meinem Zimmer war. Die meisten Klamotten waren schon einsortiert, nur die Unterwäsche fehlte, anscheindend hatte niemand sie einpacken wollen. Ich räumte also meine letzten Sachen in den Koffer, als ich einen Blick im Rücken spürte.
Ich drehte mich um. Es war Harry.
"Geht's dir gut?", fragte er.
Ich hatte noch nicht geweint, ich hatte es erfolgreich zurückhalten können. Aber als er mich so fragte, konnte ich nicht mehr.
Ich schüttelte den Kopf und Tränen liefen über meine Wangen. Ich sank zu Boden und legte meinen Kopf auf meine Knie, das alles war meine Schuld.
Harry setzte sich neben mich und zog mich in eine Umarmung.
"Alles wird gut. Ich bin bei dir.", flüsterte er in mein Ohr.
Ich nickte, obwohl ich ganz und gar nicht überzeugt war. Nichts würde jemals wieder gut sein.
Paul kam ins Zimmer und schloss den Koffer. Dann kam ein Lastwagen vor das Haus gefahren und die Kartons wurden eingepackt, vieles wurde für bedürftige Familien gespendet, der Rest würde nach England geschickt werden.
Harry hatte mich auf die Beine gezogen und wir liefen die Treppen zum Taxi runter.
Ich krabbelte ins Auto und saß neben Zayn und Harry. Harry legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und drückte leicht. Es war ein angenehmes Gefühl, ich fühlte mich weniger allein.
In dem Hotel angekommen, ging ich Duschen. Es war zwar erst neun, aber ich war schon total müde, seit der Operation hatte ich keine anstrengende Sachen gemacht, deswegen erschien mir jetzt eigentlich alles als anstrengend.
Ich kam nur im Handtuch aus der Dusche, stellte mich vor den Ganzlörperspiegel und ölte die Narbe ein. Das Handtuch lag jetzt unbeachtet auf dem Boden und ich schaute mich an.
Meine Haare waren noch etwas feucht, sie ringelten sich über meine linke Schulter, ich war groß, nicht zu groß, aber größer als viele Mädchen aus meiner Klasse. Mein Blick wanderte zu den Blauenflecken, den Schürfwunden. Man konnte sie noch gut erkennen, obwohl der Unfall sechs Tage her war. Meine Rippen waren noch komplett blau und die Narbe leuchtete rot.
Ich zog mir meinen Slip an und ein großes t-Shirt zum Schlafen.
Dann setzte ich mich auf den Boden und begann mich zu dehnen. Ich hatte keine Übung mehr und war viel schlechter als gewöhnlich.
Dennoch fand ich mein Ergebnis akzeptabel und legte mich ins Bett.
Es klopfte, ich stand auf und öffnete die Tür einen Spalt breit.
"Darf ich reinkommen? Ich dachte du könntest etwas Gesellschaft vertragen...?", fragte Harry leise.
Ich zwang mich zu einem Lächeln und öffnete die Tür, ich freute mich ihn zu sehen, aber konnte es einfach nicht gut zeigen.
"Ich wollte gerade schlafen.", erklärte ich, als er mich musterte.
"Soll ich wieder...?", er drehte sich um, um zu gehen.
Ich griff nach seinem Handgelenk.
"Nein, bitte bleib. Ich will nicht alleine sein.", ich lächelte zaghaft. Er erwiderte mein Lächeln und ich legte mich in das breite Bett.
Harry setzte sich an den Rand des Bettes und schaute mir zu, wie ich meine Sachen ordnete und mich zudeckte.
"Willst du dich auch hinlegen?", fragte ich. Ich begutachtete seine Augenringe. Er muss im Krankenhaus schlecht geschlafen haben, dachte ich.
Harry nickte und legte sich neben mich.
"Gute Nacht.", nuschelte ich, als ich mich auf meine linke Seite drehte, weg von Harry.
Ich spürte, wie er näher ran rückte und vorsichtig den Arm um mich, auf meinen Bauch, legte.
"Wenn ich dir an deiner Narbe wehtue, musst du es sagen, ja?", flüsterte er in mein Ohr. Ich nickte und er flüsterte ein "Schlaf schön." in meine Haare. Nach wenigen Sekunden war ich eingeschlafen.
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Sorry, dass das Kapitel so kurz geraten ist, aber das nächste wird länger!
Knutscher, Sofy xxx
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What Now? (a 1D Fanfinction)
FanfictionBei einem Autounfall sterben beide Elternteile von Heaven. Sie muss zu ihrem Onkel nach England ziehen, der der Manager der berühmten Boy-Band One Direction ist. Heaven durchlebt eine schwierige Zeit bei der ihr vor allem einer der Jungs sehr hilfre...