Kapitel 2

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Kapitel 2

Als ich meine Augen öffnete war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen, aber ich konnte trotzdem alles gut draußen erkennen. Es war eine Art Park vor meinem Fenster. In der Mitte war Rasen, außen ein ovaler Kreis aus Steinplatten als Gehweg und am Rand des Weges standen einige Bänke. Vereinzelt waren ein paar Bäume gepflanzt worden.

Der Morgen war die Lieblings Tageszeit meines Vaters gewesen. Ich war fast jedes Wochenende um sechs Uhr mit ihm zum See in unserer Nähe gelaufen, wir haben uns da hingesetzt, er trank Kaffe und ich Kakao. Selbst als ich sechszehn war haben wir das gemacht, ich hatte schon immer eine bessere Beziehung zu ihm gehabt als zu meiner Mutter. Er war es auch, der mich zu meinen Tanzproben gefahren hat, der im Publikum saß und mir begeistert zu sah.

Ich war vier als ich unbedingt mit dem Ballett-Tanzen anfangen wollte, mein Vater fand das toll und hat mich immer unterstützt. Das Tanzen hat mir so viel Spaß gemacht, irgendwann wollte ich nicht nur Ballett tanzen sondern auch andere Sachen ausprobieren, ich fing also auch noch an Hip-Hop zu tanzen, ich weiß das ist beides total unterschiedlich, aber es hat mir Spaß gemacht. Mein Vater fand, dass Hip-Hop Tanzen eine meiner besten Ideen war, weil ich so mehr aus mich raus kam. Ich war ein fröhliches aber auch gleichzeitig ruhiges Kind.

Während ich an meinen Vater und an das Tanzen dachte, bemerkte ich nicht, dass Harry aufgewacht war und mich beobachtete.

"Wie fühlst du dich?", fragte er leise, um die anderen nicht zu wecken.

"Leer.", antwortete ich. Ich wusste nicht wie man das Gefühl anders beschreiben sollte, ich hatte so viel geweint, dass ich nichts mehr spürte.

Harry sah mich an und stand dann auf. Er lief zu mir zum Bett und gestikulierte, dass ich rücken sollte, ich rückte ein Stück und er legte sich neben mich. Ich schaute ihn an, seine Augen waren so grün und seine Locken waren total verwuschelt, weil er eben erst aufgewacht war. Er lächelte schwach, legte seinen Arm um meine Schulter und ich legte meinen Kopf auf seine. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Seite, ignorierte diesen aber. Ich schloss meine Augen und schlief noch einmal ein.

Ich spürte, wie mich jemand sanft weckte. Ich öffnete meine Augen und sah Harry vor mir. Er lächelte und sagte: "Willst du was frühstücken?"

Ich schüttelte den Kopf, ich hatte das Gefühl, dass wenn ich jetzt etwas essen würde, dass ich dann sofort alles wieder auskotzen würde.

Harry zückte nur mit den Achseln.

"Wir haben aber Hunger.", sagte Niall und alle lachten.

"Kommst du mit in die Krankenhaus-Cafeteria?", fragte Liam.

Ich nickte, wusste aber nicht wie ich dahin gelangen sollte, da ich immer noch starke Schmerzen hatte. Da kam Louis mit einem Rollstuhl ins Zimmer und erklärte mir, dass ich nicht laufen dürfte und deswegen durch die Gegend gefahren werden würde.

Zayn half mir beim Aufstehen und Harry schob mich zum Aufzug. Paul folgte uns, sagte aber nicht viel. Er sah schlecht und traurig aus. Seine Augen waren rot und geschwollen, erst jetzt viel mir wieder ein, dass er seinen Bruder verloren hatte, nicht nur ich meinen Vater. Er bemerkte meinen Blick und drückte meine Schulter und lächelte schwach, es erreichte aber nicht seine Augen.

In der Cafeteria aßen wir etwas, als ich die Brötchen gerochen hatte, bekam ich auf einmal doch Hunger und aß ein Croissant. Pauls Telefon klingelte und er stand auf, um den Anruf zu beantworten.

"Was meint ihr wer das ist?", fragte Louis.

"Seine Frau.", sagte ich. Alle schauten mich an. "Die Art wie er gerade aus dem Fenster schaut, wie er redet. Ich würde sagen es ist Judie.", erklärte ich.

What Now? (a 1D Fanfinction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt