„Glücklich allein ist die Seele, die liebt."- Goethe

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Mir war schon von anfang an klar, dass sie das schönste Mädchen der Welt sein müsste.

Braune Rehaugen, wildes lockiges Haar, was in der Sonne goldenen glänzt. Nein, sie war das allerschönste Mädchen der Welt.
Der Klang ihrer Stimme war so geschmeidig und fließend, wie ein Wasserstrom, der einen mitriss.
"Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht: irgendeinem gefällt er." - Friedrich Hebbel.
Dieser Zauber an ihr war faszinierend, wie ein ungelesenes Buch, was alle seine Weisheiten noch verborgen hält.
Ihre chaotischen Wellen verdecken ihre schmalen Schultern, während sie vertieft in einem Buch laß.
Was sie wohl las? fragte ich mich.
Von einem Tisch weiter beobachtete ich sie unauffällig, so als wäre ich Sherlock Holmes.
In der Bibliothek war es still, wie immer. Der einzige Ort an den man Ruhe finden konnte, von den lauten Schülern und den vollen Fluren.
In Gemeinschaftszimmer der Ravenclaws war es weniger erholsam, deshalb war ich hier mit einen Werk von Shakespeare vor der Nase.
„Liebte mein Herz bis jetzt? Schwöre es ab, Anblick! Denn wahre Schönheit sah ich nie bis zu dieser Nacht."
(Romeo, 1 Akt 5 Szene) stach mir ins Auge und ich wanderte wieder zu dem bildhübschen Mädchen. Vielleicht war sie ja Juliet und ich der Romeo.
Ich schüttelte den Kopf und strich mir durchs Haar. Ich sollte aufhören Shakespeare zu lesen, das bringt mich noch um den Verstand.
Das fremde Mädchen kenne ich nicht und weiß gar wie sie zu sein scheint.
Je länger ich sie betrachte, erkenne ich die Leidenschaft zwischen ihr und dem Lesen. Doch war dies ausschlaggebend um zu wissen, wer sie war?
Zu welchen Haus gehört sie wohl?
Ravenclaw wäre wahrscheinlich, doch nur weil sie las, hieß es nicht dass sie auch zu uns gehören würde.
Wenn man sich bloß mal so umblickt, bemerkt man wie viele unterschiedliche Schüler aus unterschiedlichen Häusern hier lesen. Das Mädchen könnte praktisch zu jedem Haus gehören.
Wie eingefroren blickte ich zu ihr und dachte weiter über ihren Charakter nach, bis sie selbst den Blick hob und mir direkt in die Augen starrte.
Einen Art Elektrizität durchfuhr meinen Körper, während sie mich musterte. Ich verkrampfte mich und rutsche ungeduldig auf dem Stuhl hin und her.
Sie war nicht nur schön, sie war vollkommen. Runde Lippe, blasse Haut und schmales Gesicht.
Wie sie vorhin hier reingeschritten war wie eine Göttin, die nicht wusste das sie einen war. Wie sie Irma Pince, der hochnäsigen Bibliothekarin, begrüßt hatte.
Und jetzt fiel ihr Blick auf mich.
Dieser Gedanke gefiel mir am meisten.
»Hab ich was im Gesicht?« wisperte sie und wartete auf eine Antwort von mir.
Ich hingegen vollkommen aufgeregt um etwas vernünftiges zu sagen, brachte ein eher uncooles »Ehh Ne.« heraus.
Somit war der erste Eindruck auch schon verdorben. In solchen Angelegenheiten, wie die Leute dazu bringen zu glauben ich sei einen hirnloser Idiot, war ich ein Naturtalent.
Sie nickte und warf meinen aufgeschlagenen Buch die Aufmerksamkeit zu. » Was liest du da?«
»Romeo und Juliet von Shak-« wollte ich eigentlich sagen.
»von Shakespeare, schon klar.« sagte sie schmunzelnd.
Dann stand sie auf und setzte sich mit samt ihren Büchern auf dem Stuhl gegenüber von mir.
»Und was liest du da?« wandte ich mich an sie.
Sie blinzelte und klappte ihr Buch zu.»Sturmhöhe von Emily-«
Ich unterbrach sie »Brontë«
»Ja.« hauchte sie und strich mit den Fingerkuppen über den Einband. Ihrer Miene nach zu urteilen, bedeutet ihr dieses Buch eine Menge.
»Was ist an diesen Buch mit den grausam verliebten Menschen so faszinierend?« wollte ich wissen und ließ sie dabei nicht aus dem Auge.
»Vielleicht ist das ja gerade das interessante. Das sich Heathcliff aus Eifersucht in solch einen abscheulich Biest verwandelt hat, ist doch eine literische Meisterleistung.« äußerte sie sich mit einem Leuchten in ihren braunen Augen.
»Ich habe ihm mein Herz geschenkt, er nahm es, hat es zu Tode gequält und hat es mir dann wieder vor die Füße geworfen.« zitierte das fremde Mädchen aus Sturmhöhe und betonte jedes Wort auf eine ganz besondere Weise.
»Aber, sanft, welches Licht bricht durch jenes Fenster? Es ist der Osten, und Juliet ist die Sonne.« zitierte ich und hoffte auch die Wörte so besonders vorgetragen zu haben wie sie.
»Romeo 2 Akt, 2 Szene.« gab sie an und überraschte mich.
Sie grinste triumphierend und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
»Wie heißt du eigentlich?« wechselte sie das Thema.
»Romeo.«
Amüsiert verdrehte sie die Augen und trällerte »O Romeo, Romeo, warum bist du nur Romeo?«
»Julia 2 Akt, 2 Szene.« erwiederte Ich, worauf sie erneut ihrer Pupillen Rollen ließ.
»Ich heiße Adam, wie der erste Mensch auf der Welt. Und du?«
Sie grinste breiter »Juliet.«
Ich schüttelte lachend den Kopf. Ihr Lachen war ansteckend und alles an ihr war aufregend. Ich wollte sie kennenlernen, nein ich musste sie kennenlernen.
»Hermine, heiße ich.« spuckte sie schließlich aus und warf mir nun ein schiefes Lächeln zu. Hermine, ein passender Name und deutlich einfallsreicher als Adam.
»Es bedeutet Kriegerin oder Kämpferin.«erläuterte sie und schmunzelte.
Der Ausdruck in ihren Gesicht verriet mir, dass sie weder in Huffelpuff noch in Slytherins sein kann. Sie war eine Gryffindor und strahlte Courage aus.
»Oh, ich bin ein Narr des Glücks!« zitierte ich weiter ohne es zu merken.
»Romeo 3. Akt, 1. Szene« meinte sie belustigt und sprach weiter. »Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf der Erde.«
Ich brauchte nicht lange zu überlegen, dass sie mich herausforderte, also gab ich ihr das, was sie verlangte. »Hamlet.«
Sie nickte und schob Sturmhöhe ein wenig von ihr weg.
»Gibt es schließlich eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?« fiel mir ein.
Sie nagte an ihren Nägeln und antwortete »Charles Dickens.Einfach.« Sie fasste sich durch die Locken und gab wieder: »Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.«
Sie war hinterlistig und zudem noch raffiniert solch ein Zitat zunehmen, was unbekannter war.
Ich grübelte und versuchte mein Kopf nach dem Namen zu durch forsten. Schließlich fand ich etwas. »Heinrich Heine und er hat Recht.«
»Ich stimme zu.« trällerte sie und strahlte.
»Am liebsten erinnern sich die Frauen an die Männer, mit denen sie lachen konnten.« rutschte mir hinaus und als mir klar wurde, was ich gerade gesagt hatte, wurde mir übel. So wollte ich eigentlich nicht weis machen, dass ich sie mag.
Anstatt auf meine roten Wangen einzugehen, gab sie eine Antwort auf mein eben genanntes Zitat »Anton Tschechow.« Ein verräterischen Blitzen in ihren Augen wies auf ihre Ahnung hin. Sie wusste, dass ich sie bewunderte und dass ich hoffte sie würde sich gut an mich erinnern.
»Wenn ich nachher gehe, werde ich schauen, ob er recht hat.« hauchte sie und erwärmte mein Herz.
War das jetzt ein Ja? Meint sie, sie mag mich auch? Findet sie Gefallen an mir?
»Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, wo wir lieben.« spielte sie weiter und bekam das wunderschöne Schmunzeln nicht mehr aus dem Gesicht. Mir kam es so vor, dass je länger ich sie betrachte, sie nur noch göttlicher wurde.
Der Gedanke, dass sie etwas wie »Ich mag dich« sagen würde, war zu verlockend.
»Wilhelm Busch.« raunte ich und ließ die Augen nicht von ihr.
Wie fühlt es sich an sie zu küssen? Oder ihre Wange zu berühren? Der rosige Ton deutet auf Wärme hin. Mein kalten Finger zittern vor Freude ihre warme Haut zu berühren.
»Richtig.« meinte Hermine und beugte sich zu mir vor. »Ich kenne dich seit gerademal 20 Minuten, aber warum habe ich das Gefühl dich schon länger zu kennen? «
Sie wisperte es mir zwar zu, doch diese Frage war nicht an mich gerichtet, sondern an sie selbst.
Aber ihn meinem Bauch begann es zu krippeln und mir wurde warm. »Das Gefühl habe ich auch.«
Wiedermals nickte sie langsam und zog leicht an ihrer Mähne. In Gedanken versunken, musterte sie mich und überging kein Detail meines Gesichtes.
Das goldenen Sonnenlicht des frühen Abend fiel durch die großen Fenster der Bibliothek und erleuchteten das Mädchen vor mir, wie sie auf der Unterlippe kauend sich Gedanken machte.
Worüber dachte sie nach? Über mich? Über uns?
" Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken." - Albert Einstein.

Wenn Einstein recht besaß, flogen in ihren Kopf Liebesgedanken umher.
Ich würde alles geben um einen davon, erfahren zu dürfen.
»Worüber denkst du nach?« flüsterte Ich ihr zu.
»Ich denke darüber nach, ob das hier so richtig ist.« entgegnete sie und mir stockte das Herz.
Was meint sie mit richtig?
»Ich verstehe nicht.« teilte ich ihr mit und zuckte mit den Schultern.
»Ich auch nicht.« äußerte sie erschöpft und lächelte müde.
»Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.« fiel mir ein.
Ein sehnsüchtiges heben der Mundwinkel ließ sie nicht mehr so erschöpft wirken. »Joseph Joubert. «
» Weißt du jetzt, ob es richtig ist?« wollte ich wissen, obwohl ich mich vor der Antwort so sehr fürchte.
Sie drehte den Kopf von mir weg und atmete tief durch, was meinen Herz noch aufgeregter pumpen ließ.
»Wenn ich ehrlich bin, war ich noch nie so ratlos, wie zuvor.« hauchte sie und grunzte verwirrt.
Ich schluckte schwer. Das war ein Nein. Ein Nein zu uns, beiden.
Sie wandte sich wieder zu mir und ich hob den Blick. »Glücklich allein ist die Seele, die liebt.«
»Goethe.« wisperte Ich, während sie sich weiter zu mir vorbeugte und ihren Blick auf meine Lippen fixierte.
»Ein weiser Mann.« lautete ihr Antwort, bevor sie ihre weichen Lippen auf meine legt.
" Die Küsse sind das Kleingeld der Liebe." - Mireille Mathieu
Kontrolllos küsse ich, das eben noch fremde Mädchen, was immer noch fremd war, doch ich wusste, ich kenne sie bereits.
Meinen Hände wandern zu ihren Wangen, die vor Hitze pochen.
Mit meinen Fingerspitzen strich ich über diese rote Haut und dieses seidige Gefühl schloss ich in mein Herz.
In meinen Augen bildeten sich Tränen vor Freude.
"Liebende schließen beim Küssen die Augen, weil sie mit dem Herzen sehen möchten." - Daphne du Maurier
Auch ihre Finger suchten meine Wange und berührten diese. Diese Gefühl, was sie auslöste, ließ mich schütteln.
Um mir herum lag ihr blumiger Duft und benebelte meinen Nase. In meinen Ohren hörte ich ihren schnellen Atem und dieses Geräusch, war die sich schönste Melodie, die ich je gelauscht habe.
Lass mich nie mehr los, will ich ihr sagen, doch sie lässt mich los und in ihren Augen blitzen Tränen auf, aber nicht der Freude geschuldet, sondern der Trauer.
»Es tut mir leid, du bist vollkommen und ich weiß, dass ich dich mag, sehr so sogar. Doch mein Herz gehört jemand anderen.« sagte sie lautlos und in mir höre ich einen schreien.
Dieser Kuss, war nicht der erste Kuss, sondern der letzte.
Sie nahm Sturmhöhe und auf ihren feuerroten Wangen kullerten Träne hinunter.
Und dann war sie weg. Weg.
Ich saß alleine in der Ecke und fühlte mich elend. So als hätte man mir alles geklaut außer mein Herz.
Ich dachte an Hermine, an ihre Locken, ihre Stimme und ihre Augen. Hermine. Meine Juliet. Doch ich bin nicht ihr Romeo.

"Denn nie war eine Geschichte von mehr Weh als die von Juliet und ihrem Romeo."- William Shakespeares (Prinz; 5. Akt, 3.
Szene)

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