Noch Ein Tanz

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Ich liege in seinen Armen, doch er redet wieder nur von ihm selbst. Von seinen Partys in New York, von seinen Freunden aus Wien. Ich frage mich, warum ich mich wieder hierher verirrt habe. Er starrt auf seine bunten Fotos aus aller Welt und ich Blicke auf meine einsamen Hände hinab.
»Das war in Paris. «erzählt er weiter. »Und das in Hongkong. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie toll es dort ist.«
Es ist Mitte August und die Sonne erwärmt meine Haut, doch mir ist trotzdem bitterkalt.
Wie sehr wünschte ich mir er würde mir zuhören, mich fragen wie meine Ferien waren. Er soll mir nicht nur zuhören, wenn ich Worte sage, die ihm gefallen.
Seine Blicke huschen über seinen erlebten Abenteuer, doch keiner streift mein Gesicht.
Manchmal weiß ich nicht einmal, ob er mich überhaupt sieht, ob ihm aufgefallen ist, daß meine Haare kürzer sind oder meine Wimper länger. Der blaue Fleck an meiner Schulter wirkt unsichtbar für ihn.
Er zieht an seiner Kippe und ich ziehe mit den Gedanken weiter.
Er redet und redet, doch ich fühle mich einsam.
Der Qualm der Zigarette verlässt seinen Mund ohne den Redefluss zu unterbrechen und der Gestank setzt sich auf meinem Kleid ab.
Ich hatte ihn ein Mal gesagt, Zigaretten würden stinken, doch er hat es überhört, wie jedes Wort, was ich zu ihm sage.
Sein Vater war ein Muggel, ein Chef einer großen Firma. Er musste oft verreisen und hatte viele Villen auf dem Ganzen Kontinent verteilt. Sein Sohn, der Typ neben mir, folgt seinem Vater überall hin, jedenfalls in den Ferien. Dieses Reisen und Orte, die er entdeckt, macht ihn zum beliebten Jungen in unsere Schule. Wäre Harry Potter nicht auf dieser Schule, wäre er wahrscheinlich der Beliebteste hier.
Ich hingegen war nie in Frankreich, Rumänien, China oder sonst wo. Ich war immer in London, Großbritannien, gewesen. Meine Familie und ich sind selbst in den Ferien nur zu meiner Oma gefahren und die wohnt an der Grenze Londons in einem kleinen Cottage. Meinen Eltern sind gebürtige Londoner und meinen Großeltern sind gebürtige Londoner. Selbst meine Urgroßelten sind hier geboren und gestorben.
Ich kenne nichts anderes außer London und den Rest aus Zeitschriften. Dieses fehlende Wissen, oder wie mein Freund Joshua neben mir es immer bezeichnet, eingeschränkte Leidenschaft, könnte der Grund sein, warum wenige Schüler sich mit mir abgeben wollten. Ich war nichts besonderes, langweilig, einfach gestrickt. Bei mir passiert nie etwas besonderes oder schlimmes gar was gutes. Ich hatte kaum Geschichten wie Joshua, oder vielleicht auch gar keine.
Ich erlebe keinen Abenteuer und halte sie auf hochwertigen Polaroidbildern fest um sie jeden in der Schule unter die Nase zureiben.
Sein Arm liegt schlaff über meiner Schulter und der Wind streift uns durchs Haar.
Es war ein schöner Tag, warm, aber trotzdem erfrischend.
Die Hausaufgaben waren bereits erledigt und der Rest der Woche würde schnell verfliegen. Wir hatten Zeit und verbrachten diese Zusammen.
Ich hätte sie auch mit meinen Freunden verbringen können, wie mit Lizzy, Frankie und Max. Doch dann hätte ich mir wieder anhören müssen, wie furchtbar still ich bei ihm wäre.
Wieso tue ich mir das? zischt eine Stimme, die ich versuche zu verdrängen.
Joshua redet, ich schweige.
Aus seinen Mund sprudeln tausende von Wörten, doch mein Ohr erhält kein Ton von ihn mehr.
Meine Zunge liegt schwer im meinem Mund und in meinem Kopf herrscht eine Stille.
Augen aus allen Richtungen starren uns an und denken verschiedenes über uns zwei. Die einen platzen vor Eifersucht und verstehen Joshua nicht, warum er sich mit mir abgibt, wenn sie selber die bessere Wahl gewesen wären.
Dann gab es die uns zwei als Traumpaar betiteln, so als wären wir Seelenverwandete.
Und dann gab es meinen Freunde, die warscheinlich mehr sahen als alle anderen zusammen. Sie waren diejenige die Stille zwischen unseren Seelen sahen. Sie sahen, dass Joshua und ich nicht die zwei passenden Puzzleteile waren.
Und als letztes gab es mich, die an diesem Typ festhält und sich einredet, dass er der richtige war und ich niemals einen anderen finden werde. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als bei ihm zu bleiben.
Denn was sind Gefühle schon?
Für mich, Elaine, gab es nicht viel, was man sich wünschen durfte.
Ich hatte Einen der beliebtesten Jungen an der Schule als Freund. Er scheint mich zu verehren, jedenfalls hat er noch nicht Schluss gemacht.
Ich bin nicht alleine, so wie andere Mädchen in meinen Alter.
Ich könnte mich glücklich schätzen.
Und schließlich sind Gefühle doch nur Hormone, die nicht viel auszusagen haben.
»Elaine, schau das war in Verona. Das Wetter dort war einfach der Hammer!« sprudelte Joshua weiter. Seine grauen Augen waren vor Freude aufgerissen.
Ich hob meine Blick und schaute auf das Polaroid Bild, was er mir vor die Nase hielt.
Joshua stand auf einer Brücke, die von klaren umgeben war. Es dämmert bereits auf dem Polaroid und die Sonne verschwand hinter dem Horizont.
Der Himmel war in ein Meer aus Farben getaucht und Joshua lehnte sich lässig mit seiner weißen Bluse über das Gelender und blickte fasziniert in den Sonnenuntergang.
»Es ist wunderschön.« meinte ich müde und sah im Augenwinkel bereits wie seine Freunde auf uns zu traten.
Ein großer, schmächtiger Lockenkopf namens Nick stellte Joshua eine Frage » Kommt ihr beide heute auch noch zum Ball?«
Joshua nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und erklärte paffend »Ziemlich kurzfristig. Aber klar wieso nicht.«
Joshuas Augen suchten nach einer Zustimmen in meinen Gesicht, die er mit einem leichten Lächeln von mir bekam.
Nick erläutert, wann der Ball begann und warum er stattfand. Doch meine Ohren funktionierten nicht mehr, sodass ich weniger als die Hälfte mitbekam.
Irgendwann zischten Joshuas Freunde ab und irgendwann Joshua auch.
Und dann war ich alleine.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2022 ⏰

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