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»Das ... ist nicht so einfach.« Tom fährt sich durch die Haare. Anfangs dachte ich, das wäre so ein cooles Männerding. Inzwischen bin ich mir da jedoch nicht mehr ganz so sicher. Meistens kommt danach etwas aus seinem Mund, was er nicht sofort aussprechen kann.

So auch diesmal.

»Es ... gab da mal jemanden, bei dem ich mir das hätte vorstellen können.« Er zuckt mit den Schultern. Daran, dass er seinen Blick von mir abwendet, sehe ich, dass mehr dahinterstecken muss. »Ist lange her.«

Ich muss unbedingt herausfinden, wie lange und warum es jetzt nicht mehr so ist. Darum bemüht, mir nichts anmerken zu lassen, lächle ich. »Das ... ist schön«, sage ich und könnte mich ohrfeigen. Was soll daran bitte schön sein?

Toms Mundwinkel zucken kurz. Für das Lächeln, das ich so an ihm mag, reicht es jedoch nicht.

Er scheint auf jeden Fall noch an dieser Frau zu hängen. Sonst wäre er doch nicht alleine, oder? Aber wer ist bitte so blöd, jemanden wie ihn gehen zu lassen? Ich meine, dieser Mann ist ein Jackpot in der Liebeslotterie. So einen Menschen findest du nicht an jeder Ecke. Gut. Sein Ego ist manchmal etwas groß. Deshalb habe ich eben auch alles abgestritten, was ich über ihn gesagt habe. Das ändert aber leider nichts daran, dass ich es genau so sehe. Was nicht heißen soll, dass ich irgendein romantisches Interesse an ihm habe. Ich bin dankbar, ihn zum Freund zu haben.

Innerlich muss ich lachen, wenn ich daran denke, wie ich ihn anfangs verabscheut habe. Ich dachte wirklich, wir wären wie Feuer und Wasser. Das sind wir auch immer noch. Also, irgendwie. Da ist aber auch etwas, das uns verbindet. Ich habe bloß noch nicht herausgefunden, was es ist. In Momenten wie eben, da habe ich es in seinen Augen gesehen. Er hat mindestens genauso viel zu geben, aber aus irgendeinem Grund behält er diese Wärme für sich. Die Trennung muss also schmerzhaft gewesen sein. Diesen Schmerz meine ich zumindest in seinem Blick zu erkennen, wenn er seine Mauer mal nicht mit Stacheldraht einzäunt. Ob sie ihn vielleicht betrogen hat? Wenn, dann wäre sie schön blöd.

Während ich in meinen Gedanken gefangen bin, hat er sich auf die Bank hinter uns fallen lassen. Mit auf den Oberschenkeln abgestützten Ellenbogen hat er sich vornübergebeugt und schaut in die Ferne.

Langsam und mit ausreichendem Abstand lasse ich mich neben ihm nieder und bemühe mich, ihn nicht anzustarren. »Hat ... sie dich verlassen?«, traue ich mich, zu fragen und bereue es sofort. »Du musst nicht darauf antworten. Ich ... verstehe das.« Wer, wenn nicht ich? Immerhin bin ich selbst dankbar, wenn Menschen meine Grenzen respektieren. Und das tut er. Deshalb sollte ich ihn zu nichts drängen, was ich selbst nicht wollen würde.

»So ähnlich.« Für einen Augenblick verzieht er das Gesicht, setzt aber dann wieder die Maske des coolen Frauenhelden auf.

Doch die ist eben genau das. Fassade. Ich kann es immer noch nicht fassen, aber er leidet darunter. Ich kenne diese Frau nicht, aber so langsam werde ich wütend auf diese blöde Kuh. Während sie sich längst mit einem anderen amüsiert, trauert er ihr nach. Das ist einfach nicht fair. »Dann vergiss sie.«

Seine aufgerissenen Augen machen deutlich, dass ich in Zukunft mein Gehirn einschalten sollte. Und zwar bevor ich den Mund aufmache. Zudem kommt mir plötzlich ein anderer Gedanke, den ich bisher komplett ausgeblendet habe. Dabei ist es nicht abwegig und erst recht nicht verwerflich.

»Na ja. Wenn dieser ... Mensch«, sage ich vorsichtiger, »so dumm war und dich nicht zu schätzen wusste, solltest du ihn aus deinem Leben streichen. Da draußen gibt es bestimmt genug andere, die sich glücklich schätzen würden, jemanden wie dich an ihrer Seite zu haben.«

Jemand wie du zum Beispiel?

Nicht genug damit, dass Lucy sich wieder in meine Gedanken schleicht, bei Tom scheinen meine Worte auch nicht die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Where Doubts should be silentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt