Kann man dem Alltag entkommen?

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"Und jetzt erzählen Sie mir nochmal von Anfang an was genau passiert ist.", sagt eine strenge Stimme zu mir, während ich eingeschüchtert in einem Verhörraum, auf dem Stuhl, sitze. "Wir wollten einen Campingausflug über das Wochenende machen, fuhren also dort hin, schlugen unsere Zelte auf und beschlossen an den See zu gehen. Dort haben wir uns ein Boot gemietet und fanden sie dann.", sage ich zu dem Polizisten. Mit einem Kugelschreiber in der Hand schreibt er alles mit was ich im erzähle. "Wir danken euch das ihr uns gleich informiert habt. Leider müssen wir euch mitteilen, dass das Mädchen auf Grund von mehreren Stichwunden verblutet ist. Die Tatwaffe haben wir im Wald, in einem Erdloch, gefunden.", sagt der Polizist mit strenger Miene. Ich schlucke und schaue neben mich zu Luke, der blass und wie angewurzelt auf dem Stuhl sitzt.

1 Tage zuvor

Wir tragen die letzten Sachen in das Cabrio, dass sich Luke für das Wochenende ausgeliehen hat, und steigen ein. "Seid ihr bereit?", ruft Sam von hinten. "Auf jeden Fall!", schreit Luke, der neben mir auf dem Fahrersitz sitzt. Luke startet den Motor und fährt los, ehe er auch schon seine Hand auf meinen Oberschenkel legt. "Das wird toll Baby!", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Lächelnd lege ich meine Hand auf seine. "Ich freue mich so!", sagt Kate die hinter mir sitzt. Mein Blick fällt auf den Rückspiegel, der mir zeigt, das Kate ihr Handy schon in der Hand hat und eine Instagram Story macht. Leicht schmunzelnd greife ich nach meinem Handy, verbinde es per Bluetooth mit dem Auto und schalte unser Lieblingslied ein. Ich drehe die Musik lauter und singe den Text mit, was mir sofort alle gleich machen. Ein warmer Sommertag, gute Musik und die besten Leute um sich, was will man mehr? Ich strecke meine Arme in die Luft und spüre den warmen Wind auf meiner Haut.

Nach einer Autostunde kommen wir auch schon an unserem Ziel an. Ein abgelegener Ort mit vielen Bäumen und einem atemberaubenden schönen See. Als Kind war ich fast jedes Wochenende mit meiner Großmutter hier. Sie liebte die Natur und den ruhigen Ausgleich zum Stadtleben. Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht zu sehen das alles gleich geblieben ist. Sofort steige ich aus und hunderte von Erinnerungen schießen mir in den Kopf. Luke stellt sich neben mich. "Zu schön, um wahr zu sein.", sagt er und legt seinen Arm um meine Schulter. Ich schaue zu ihm hoch. Luke und ich sind jetzt knapp ein Jahr zusammen und das Spektakulärste was wir zusammen erlebt haben war, als wir für ein Hockey Spiel von ihm nach Norwegen geflogen sind. Wegen dem ganzen Training und dem Schulstress haben wir so gut wie keine Zeit für solche Ausflüge. Die Zukunft ist ihm sehr wichtig, weswegen er und auch Sam auf ein Stipendium hinarbeiten, und viel trainieren. Kate und ich sind nicht viel mehr als die Freundinnen von mittlerweile so zwei bekannten Spielern, mit bald einem Abitur. "Das stimmt.", sage ich zu ihm, lächle und kuschle mich an seinen Oberkörper.

"Wow wie schön es hier ist!", stellt Kate fest, die jetzt auch aus dem Auto austeigt und sich neben mich stellt. Mit großen Augen schaut sie sich um und springt dann zu Sam, der bereits die ersten Sachen aus dem Auto räumt. Ich löse mich von Luke und hole meinen Rucksack aus dem Kofferraum. "Ich war noch nie an so einem schönen Ort campen.", sagt jetzt Sam. "Und ich noch nie mit so tollen Menschen.", fügt Luke dazu. "Du kleiner Schleimer.", sage ich und schließe den Kofferraum. Sofort nehmen wir alle übrigen Sachen und laufen runter zum See. Ich ziehe aus meiner Jackentasche einen Zettel mit Notizen, die ich mir damals gemacht habe, um zu schauen, wo genau der Platz zum Campen ist. "Wenn wir jetzt da weiter am See entlang laufen kommt eine super Stelle, an der wir unsere Zelte aufstellen können.", sage ich und Sam nickt.

Dort angekommen stellen die Männer unsere Zelte, neben der Feuerstelle, auf, während Kate und ich Feuerholz holen, um später ein schönes Lagerfeuer und Essen machen zu können. Gleich um die Ecke ist ein kleiner Kiosk, neben dem es genug Feuerholz gibt, dass man für einen kleinen Geldbetrag nehmen kann. Wir tragen das Holz zurück und sehen das die Zelte schon stehen. Definitiv schneller, wie wenn wir das gemacht hätten. "Hat der Kiosk dort geöffnet?", fragt Sam und ich nicke. "Lasst uns ein eiskaltes Bier holen und an den See gehen.", sagt er und alle stimmen ihm sofort zu. Während die zwei Jungs das Bier holen, suchen wir im Rucksack nach unseren Badeklamotten und Snacks.

Die warme Sonne ruht auf meiner Haut, während ich auf meiner Decke, auf dem Holzsteg, liege. Ich lege mein Kinn auf meine Hände und beobachte die anderen. So viel lachen habe ich die drei schon lange nicht mehr gesehen. Ich setzte mich auf und nehme einen Schluck von meinem Bier. Luke legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und schaut zu mir. "Leute wollen wir  uns ein Paddelboot ausleihen und rausfahren?", frage ich und zeige auf den See. "Ja das klingt super.", sagt Kate. "Aktion ist immer gut.", antwortet Luke. Ich nehme den letzten Schluck von meinem Bier, ehe wir auch schon die Gläser zurückbringen und ein Paddelboot mieten.

Natürlich paddeln die sportlichen, somit sitzen Kate und ich hinten am Bootsende und lassen unsere Füße ins Wasser baumeln. "Lass mal ein schönes Bild machen.", sagt Kate, zieht ihr Handy raus und öffnet Instagram. "Warte was war das gerade für ein Artikel?", frage ich sie und sie wischt zurück auf die Startseite. "Eilmeldung. Junges Mädchen wurde als vermisst gemeldet. Sie wurde zuletzt an einem See außerhalb der Stadt gesehen." steht unter dem Beitrag. Ich weite meine Augen. "Das hier ist doch dieser See?!", sagt Kate völlig außer sich. Sofort hören die Jungs auf zu paddeln und schauen zu uns. "Was ist denn los?", fragt Sam besorgt. Ich nehme das Handy und halte es ihnen hin. "Hey Bro, das ist doch Amy.", sagt Sam verwirrt zu Luke. "Wer ist Amy?", fragt Kate. "Amy hat bei uns im Hockeyteam, am Kiosk, ausgeholfen.", sagt Luke. Ich schaue ihn an und konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Wie in einem schlechten Film, schreit Kate plötzlich auf und deutet auf etwas im Wasser. Da wir es nicht richtig zuordnen können, steigt Sam zu uns nach hinten und zieht es raus. Kurze Zeit später müssen wir feststellen das es das Mädchen aus dem Artikel ist. Mit Angst erfüllten Gesichtern und einem mulmigen Gefühl im Bauch, paddeln wir zurück ans Ufer und rufen sofort die Polizei.

1 Tag später

"Man hat Ihre Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden Mr. Clark.", fügt der Polizist hinzu. "Was?", sage ich aufgebracht und stehe auf. Sofort steht der Polizist auf, zieht Luke zu sich hoch und legt ihm Handschellen an. Luke schaut mich geschockt und gleichzeitig verwirrt an. "Ich war das nicht Babe. Ich habe keine Ahnung was hier gerade los ist!!", sagt er zu mir und ich umarme ihn sanft. "Babe. Alles wird gut! Du hättest nur besser aufpassen sollen, wo und mit wem du mich betrügst.", flüstere ich ihm ins Ohr und löse mich, ehe der Polizist ihn auch schon abführt.

Wortanzahl Geschichte (One Shot): 1200 Wörter

Schlüsselwörter: Großmutter, Loch, Notizen und Camping.

Danke, dass ich ein Teil deines Wettbewerbs sein darf. Dies ist mein erster One-Shot, hoffe dir/euch gefällts! SabinaOehler

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