Ich wusste, dass Mutter zu sein schwer ist. Aber ich wusste nicht, dass neue Bindungen einzugehen noch schwerer ist, als jede Nacht jedes Mal mindestens zweimal aufstehen zu müssen oder gar nicht zu schlafen.
Ich habe das Gefühl, das ich andere Menschen vor meinem kleinen Schützen muss. Klar, er liebt neue Menschen und alles andere was neu ist. Mittlerweile krabbelt er durch die ganze Wohnung, quietscht mehr.
Aber ich habe Angst. Nicht Angst wegen der Zukunft oder das irgendwer einfach in unsere Wohnung einbricht, nein. Ich habe Angst davor, das wenn ich neue Menschen in mein Leben lasse oder diese Personen öfter was mit Mattheo machen, dass er sich an sie gewöhnt. Im schlimmsten Fall trennen die Person und ich uns. Sowas kann ich Mattheo einfach nicht antun. Ich will ihm sowas unbedingt ersparen..
Ich weiß auch nicht ob Theo diese Umstellung schafft. Es wäre zwar viel leichter und ich könnte wieder Arbeiten gehen oder ich könnte mich mehr mit mir selber Beschäftigen. Ich würde langsam wirklich wieder gerne zum Friseur, aber diese Bedürfnisse stelle ich alle hinter Mattheo. Ich weiß nicht wo ich ihn hinbringen kann, wo er dann mehr als zwei Stunden bleibt.
Kommt es jetzt komisch rüber, wenn ich sage, das ich meinen kleinen nicht alleine lassen kann? Mein kleines Herzchen macht da nicht mit. Mein Kopf sagt mir zwar, ich solle ihn mal alleine lassen, wenn Alex oder meine Mom da sind, aber ich kann es einfach nicht.
Ich atme tief durch und schaue mich durch den Spiegel selber an. Man kann mir ansehen, das ich die Nacht nicht wirklich gut geschlafen habe. Dementsprechend habe ich auch tiefe Augenringe, die ich schon versucht habe mit etwas Concealer zu verdecken. Aber gebracht hat es nichts.
Heute ist wirklich so ein Tag wo ich nur im Bett liegen kann und mir am liebsten meine Seele ausheulen würde. Ein zweites Mal atme ich tief durch, bevor ich ins Wohnzimmer zurück gehe.
Heute, vor genau einem Jahr hat sich Max, mein Exfreund von mir getrennt. Genau an dem Tag wo ich ihm von der Schwangerschaft erzählen wollte.
Gott, wie ich den 13. Dezember hasse.
Mattheo schläft noch deswegen sitze ich auf der Couch und starre Löcher in die Luft. Habe ich schon erwähnt, dass meine Mom nicht einmal weiß, dass Max und ich uns wegen seiner neuen Freundin getrennt haben? Nein? Jetzt schon. Ich weiß noch ganz genau, wie er es mir gesagt hat.
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Heute ist es soweit. Heute werde ich Max sagen, dass ich schwanger bin. Von ihm. Und er sollte auch jeden Moment da sein. Eben hat er mir geschrieben, dass er gleich nach Hause kommt und er mir was sagen muss.
Tief atme ich nochmal durch und schaue mich nochmal im Spiegel an. Gestern war ich beim Frauenarzt, damit ich auch zu hundert Prozent weiß, das ich schwanger bin. Hätte ja sein können das der Test aus dem Laden von nebenan etwas falsch anzeigt.
Als ich höre wie die Tür aufgeschlossen wird gehe ich schnell in den Eingangsflur und schaue lächelnd direkt in das Gesicht von Max. Er sieht irgendwie mitleidig aus. Fast so als hätte er irgendwas gesagt oder gemacht, was er selber nicht gut findet. Allein das sollte mich jetzt stutzig machen, tut es aber nicht.
Als mein Freund mich sieht geht er direkt auf mich zu, umarmt mich und flüstert mir andauernd den selben Satz ins Ohr. "Es tut mir Leid", immer und immer wieder wiederholt er diese vier Wörter. Ich bin verwirrt das merkt wohl auch Max.
Doch als er kurz rausgeht und eine Frau an der Taille an den Türrahmen holt macht es ganz laut KLICK in meinem Kopf. Mein Lächeln von gerade ist verrutscht. Meine Augen wandern immer wieder von der Hand von Max in das Gesicht der Frau, dann zu Max und wieder zurück. Dreimal wiederhole ich es. Viermal.
Das Ultraschallbild, welches ich Max geben wollte stecke ich in meine Hosentasche und versuche nicht zu weinen.
"Das.. das ist jetzt nicht dein Ernst Max..?" Frage ich ungläubig. Die einzige Antwort, die ich bekomme ist, dass er auf den Boden schaut. Doch diese Antwort reicht mir, und wie sie mir reicht. Ich nicke, drehe mich um und ziehe mir schnell meine Schuhe und meine Jacke an. Ich nehme meine Handtasche, drücke die neue von meinem Exfreund aus dem Weg. Und dann tue ich das einzige, was ich schon seit Jahren immer wieder mache. Ich renne.
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Take Me Away | laufend
RomanceAls alleinerziehende Mutter in einem wunderschönen Ski-und-Urlaubsgebiet zu leben ist wirklich schön, aber nicht, wenn man auf Grund einer anderen Frau verlassen wurde. Dieses Schicksal liegt der 20 Jährigen Laurenzia Garcia auch lange danach noch a...