Das Klicken des Metallschlosses drang an seine Ohren, als es durch seinen Griff einrastete.
Auf, zu, auf, zu.
Klick, klack, klick, klack.Es hatte fast eine therapeutische Wirkung auf ihn, lenkte ihn von seinem Alltagsstress ab, machte es ihm leichter, eins mit der Masse um ihn herum zu werden.
Es löste eine stetige Ruhe in ihm aus, welche es ihm ermöglichte, die unwillkommenen Geräusche der Menschen in den Straßen auszublenden. Wie durch ein Panzerglas gedämpft drangen ab und an einige Satzfetzen zu ihm durch, doch Felix wollte sich die Mühe nicht machen, seinen inneren Frieden aufzugeben um genauer hinzuhören.
Es war später Nachmittag, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, die Sonne war verschwunden und hatte der beißenden Kälte Platz geschaffen, welche unter Felix Kleidung kroch und ihn frieren ließ.
Ein Wind zog an seiner Jacke und die Luft roch nach einem Sturm. Etwas bahnte sich an, womöglich ein Unwetter.
Die Menschen um ihn herum beeilten sich, ihre Einkäufe abzuschließen, um anschließend den Weg nach Hause anzutreten, oder gegebenenfalls den Abend andersweitig zu verbringen. Doch sie hatten ein Ziel, ganz im Gegensatz zu Felix.
Das einzige, was er suchte, war ein Platz zum Schlafen, der nicht die kalte, unbequeme Bank einer Bushaltestelle war. Er hoffte, dass es nicht zu sehr auffiel. Das niemand bemerken würde, wie verloren er war. Wie planlos und verlassen er durch die riesige Stadt names Seoul wanderte.
Er hätte niemals hier her kommen sollen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, bei seinen Eltern zu bleiben, anstatt sich alleine auf die Socken zu machen.
Denn das hatte der Junge für eine gute Idee gehalten. Sich von zu Hause wegzustehlen, mit nichts als den Klamotten die er getragen hatte und seinem Schloss, welches klickte und klacke wenn man das Metall ein- und ausrasten ließ.
Eigentlich schon seltsam, wenn er darüber nachdachte. Erschreckend emotionslos und wie betäubt hatte er sich auf den Weg nach Seoul gemacht, nur mit einem Schloss als Begleiter, welches sein zerbrochenes Sein irgendwie zusammen hielt. Normale Menschen hätten sich Sorgen um ihren Zustand gemacht, doch vielleicht war Felix ja nicht so ganz normal; was auch immer dies bedeuten sollte.
Normalität war ein Fremdwort für Felix, war es schon immer gewesen, und aus diesem Grund hatte er sich in den Reisebus gesetzt. Aus der Hoffnung auf ein normales, besseres, friedliches Leben. Doch es schien fast so, als wäre es ihm unmöglich, ein einfaches Dasein zu pflichten.
Stattdessen lebte er praktisch auf der Straße, gehörte den Verzweifelten an, denen, die niemand sah. Zu welchem Preis hatte er die Last auf sich genommen?. Lieber unterdrückt leben, als sich selbst behaupten zu müssen im ständigen Kampf gegen das Leben, oder nicht? Wenn er sich jetzt noch entscheiden könnte, wäre er vielleicht nicht in den stinkenden Bus gestiegen.
Er hatte versucht, gegen den Schwarm zu schwimmen, nur um festzustellen, dass er nun lieber mit ihm schwimmen würde. Lieber wie alle anderen sein, als das Leben zu fristen, das die Welt ihm gestellt hatte.
Müde überquerte er einen Zebrastreifen, um unter dem Dach einer Bushaltestelle Zuflucht zu suchen. Wie es aussah würde dies der Platz sein, an dem er seine Nacht verbringen würde.
Wütend auf sich selbst klickte er das Schloss in seiner Hand.
Auf, zu, auf, zu.
Klick, klack, klick, klack.Während er sich unter das Haltestellendach stellte, hatte er das Gefühl, ein Blick würde sich in seinen Rücken bohren, ein Blick, der genau bemerkte, wie alleine und verzweifelt er war.
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𝗼𝗱𝗱𝗶𝗻𝗮𝗿𝘆; eyes full of fear | skz
Fanfiction„Do you want to be oddinary?" Lee Felix lebt ein Leben, welches nicht gerade lebenswert ist. Der eisige Winter zieht über Seoul, jeden Abend ist er auf der Suche nach einem Platz, an dem er bleiben kann. Und als eine offene Tür ihn praktisch dazu an...