"Du siehst mich", hatte der Mann gesagt. Du siehst mich. Es war keine Frage, es war eine Feststellung. Doch warum sollte Felix ihn nicht sehen?
Überrascht blickte der Mann ihn an, seine dicken Wangen aufgeplustert und würde er Felix in diesem Moment nicht so viel Angst einjagen, hätte er ihn mit einem süßen Eichhörnchen verglichen.
Bestimmt irrte er sich. Er musste sich irren. Ihm konnte keiner von denen gegenüber stehen. Das würde ja meinen, dass er einem der Menschen mit den ängstlichen Blicken begegnet war. Der Mann vor ihm würde schon seit Monaten von allen gesucht werden. Es musste jemand anderes sein. Niemals konnte der Mann mit dem kalten Blick einer mit ängstlichem gewesen sein.
Und während er Felix halb über die Schulter ansah, die schwarzen Knöpfe in dem süßen Gesicht ohne jegliche Emotionen, bemerkte dieser eine kleine digitale Uhr mit weißer Umrandung hinter ihm, die nun dreizehn Uhr zweiundzwanzig anzeigte. Verwirrt runzelte er die Stirn. Er war sich sicher, dass sie gerade eben noch um die vierzehn Uhr angezeigt hatte.
Leicht blickte er sich um, traute sich aber nicht, den Augenkontakt zu dem Mann zu brechen. Wer wusste, was er dann tun würde. Besser er sah ihn an, als dass er etwas anderes tat.
Aus dem Augenwinkel sah er die großen blauen Ziffern der Uhr, welche an die Wand projeziert wurden. Sie zeigten Punkt zwei. Und er war sich sicher, dass bei Betreten des Raumes die Stunde schon weiter fortgeschritten war.
"M-mister ich glaube Ihre Uhren gehen rückwärts", sagte er mit allem Mut den er aufbringen konnte und wollte sich gleich darauf dafür schlagen. Der Rezeptionist hatte gesagt, dass er die Menschen einfach ignorieren sollte, und gerade hatte er den Mann vor sich von selbst angesprochen. Manchmal handelte er wirklich schneller als er dachte, und es war keine seiner Eigenschaften, die er hoch schätzte.
"Ne ne, die gehen schon richtig", antwortete der Mann und sein Mund verzog sich verwirrt, spiegelte Felix Emotionen. Er war sich so sicher gewesen, dass die Uhr falsch ging. Doch vielleicht hatte es für ihn ja einen Sinn, den Felix nicht erfassen konnte.
Der Mann in Basken-Mütze beschloss wohl, dass er den Jungen nun genug observiert hatte und drehte sich entgültig um, um in den Raum hinein- und von Felix wegzulaufen.
Dabei geriet erneut die kleine Uhr mit dem weißen Rand in sein Blickfeld und nun zeigte sie wieder vierzehn Uhr drei. Wahrscheinlich hatte er sich wirklich geirrt, als er gesagt hatte, dass die Uhren falsch gingen. Und trotzdem ließ ihn das Gefühl nicht los, dass etwas an der Sache faul war.
Verwirrt und leicht ängstlich sah er zu, was der junge Mann nun tat. Er hatte sich in der Hocke auf einer Art Mülleimer niedergelassen, und ignorierte Felix nun genauso gekonnt wie er ihm gerade eben durch die Seele gestarrt hatte.
Die bunten Buttons an seiner Mütze klimperten gegeneinander, als er die rechte Hand hob und sich Augentropfen in die Augen tropfte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Verwirrt zog Felix die Augenbrauen kraus, als er den Mann genauer betrachtete.
Fast sofort bemerkte Felix die kleinen Ohrringe mit ihren türkisenen Anhängern und die Bändchen an seinen Armen, die ihn an die Freundschaftsbändchen erinnerten, welche die Mädchen in der vierten Klasse immer getragen hatten. Der Mann war unbestreitbar hübsch, trotzdem machte er Felix Angst.
Er drehte den Kopf leicht nach hinten in den Nacken, weiter als Felix es für möglich gehalten hatte und er musste den Blick abwenden, wenn er weiterhin daran glauben wollte, dass an diesem Mann alles normal war. Zu sagen, dass er Angst vor ihm hatte war fast eine Untertreibung.
Erst jetzt, als er seinen Blick von dem Mann löste und sich umblickte, bemerkte er, dass er sich auf einer Art Empore befand, von der eine Treppe hinunterführte. Genau wie der Rezeptionist ihm gesagt hatte. Den rosaroten Raum durchqueren, und die Treppe hinunter. Dann immer weiter gerade aus, bis er zu einem Aufzug kam. Damit dann nach oben fahren.
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𝗼𝗱𝗱𝗶𝗻𝗮𝗿𝘆; eyes full of fear | skz
Fiksi Penggemar„Do you want to be oddinary?" Lee Felix lebt ein Leben, welches nicht gerade lebenswert ist. Der eisige Winter zieht über Seoul, jeden Abend ist er auf der Suche nach einem Platz, an dem er bleiben kann. Und als eine offene Tür ihn praktisch dazu an...