Tieffliegende Teller

619 39 9
                                    

Aloha ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr habt die Stürme in den letzten Tagen alle gut überstanden? 

Viel Spaß auf jeden Fall mit dem neuen Kapitel!!

GlG
Ancarda


^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*^*



Lilians erster halber Tag an Bord der Oro Jackson verging wie im Flug. Versunken in ihrer Arbeit konnte sie um sich herum alles vergessen und erlaubte sich den Luxus, völlig zu verdrängen was passiert war und wo sie sich gerade befand.
Shanks und Buggy, neben Rayleigh die einzigen Crewmitglieder, die sie hier unten zu Gesicht bekommen hatte, gaben ihr zusätzlich das gute Gefühl von Normalität - sie hatte früher bereits Lehrlinge betreut und kein Problem damit, die zwei Kindsköpfe bei der Stange zu halten. Die beiden arbeiteten recht fleißig, weshalb Lilian zaghaft optimistisch war, das Ganze hier relativ schnell über die Bühne bringen zu können.

Die Vermessungen hatte sie dank Shanks Hilfe zügig erledigen können, während Buggy ebenfalls erstaunlich produktiv gewesen war und alles benötigte Material zusammengetragen hatte. Nun musste sie als nächstes Skizzen und Berechnungen anfertigen, dafür brauchte sie die beiden nicht. Darum hatte sie sie bis morgen entlassen und sich eine gemütliche Ecke im Lagerraum gesucht, wo sie es sich mit Stift und Block halbwegs bequem einrichtete. Natürlich hätte Lilian auch in ihre Kajüte gehen können, aber... hier fühlte sie sich wohler.
Normaler.

Konzentriert beugte sie sich über ihre Zeichnung und berechnete die nötige Krümmung des Holzes, während sie gewohnheitsmäßig auf dem zweiten Stift herumkaute.
„Hätte ich gewusst, dass du schon SO hungrig bist, hätte ich dir früher was gebracht!"
Lilian fuhr vor Schreck zusammen und biss beinahe den Stift durch.
Mit rasendem Herzen sah sie zu dem schelmisch lächelnden Rayleigh empor, der eine große, dampfende Schüssel in den Händen hielt.
„Schleich dich doch nicht so an!", stieß sie ärgerlich hervor und atmete tief durch, um ihren Herzschlag wieder in eine vertretbare Frequenz zu bringen.
„Ich hab mich nicht angeschlichen, du warst nur vertieft!", entgegnete er leichthin und hielt ihr auffordernd die Schüssel hin.
Zögerlich legte sie ihren Notizblock weg und griff mit knurrendem Magen danach; sie hatte gar nicht gemerkt, wie hungrig sie war.
Und wieder wurde sie überrascht.

„Das... sieht gut aus...", bemerkte sie erstaunt und tauchte ihren Löffel in den verführerisch duftenden Eintopf.
Und bei allem, was ihr heilig war - er schmeckte fantastisch!! Zehntausendmal besser als der Fraß auf der Oceans Pearl - welches Genie hatte das gezaubert? Warum gab es auf einem PIRATENSCHIFF überhaupt so verdammt gutes Essen? Und noch viel wichtiger: warum bekam sie etwas davon ab?!
Rayleigh ließ sich ihr gegenüber auf den Boden sinken und schien ihre Gedanken lesen zu können.
„Du traust dem Frieden immernoch nicht, stimmts?", schmunzelt er verhalten. Lilian schüttelte den Kopf.
„Absolut nicht, nein. Es... wird eher immer surrealer", gab sie zwischen zwei Bissen überraschend ehrlich zu.

Der dunkle König legte den Kopf schief.
„Surreal? Weil die Umstände nicht deinen Erwartungen - oder Befürchungen - entsprechen?"
„Würde es dir an meiner Stelle anders gehen?", entgegnete Lilian leise, sah ihn aber nicht an. Nachdenklich musterte er sie, dann seufzte er.
„Vermutlich nicht, du hast recht. Kommst du wenigstens mit den beiden Jungs klar?"
Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
„Mal so aus Interesse: Hast du mir aus Rücksicht die beiden harmlosesten Mitglieder der Crew zugeteilt - oder aus hinterhältiger Boshaftigkeit die anstrengendsten Piraten deiner Truppe ausgesucht?", stellte sie die lauernde Gegenfrage.

Rayleigh sah sie kurz erstaunt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Würde es dir denn ein wenig aus der Surrealität helfen, wenn ich sage, ich hätte es aus Boshaftigkeit getan?" Sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. Lilian verzog das Gesicht.
„Durch die Frage hast du es schon ruiniert!" Sie schob ihm die leere Schüssel zu. „Danke. Es war wirklich gut..."
Er nahm sie entgegen und stand auf.
„Ich werds unserem Koch sagen! Soll ich dich in deine Kajüte begleiten?", bot er freundlich an, doch Lilian schüttelte den Kopf.
„Ich möchte noch hier bleiben, ist das in Ordnung?"

Aufmerksam musterte er sie.
„Natürlich. Aber gönn dir auch Schlaf, okay?", bat er ernst, woraufhin sie leicht nickte. „Gut, dann bis morgen! Die Jungs bringen dir Frühstück mit runter. Gute Nacht, Lilian! Schlaf gut!"
Wieder sah sie ihn völlig verdattert an und vergaß dabei direkt, ihm ebenfalls eine gute Nacht zu wünschen; er schmunzelte jedoch nur und verschwand.
Was für ein merkwürdiger Pirat... warum bloß war er so verdammt höflich und freundlich? Es fiel ihr bereits jetzt viel zu leicht mit ihm zu reden... ihn sympathisch zu finden.
Zu vergessen, mit wem sie es zu tun hatte.

Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
Das Essen hatte Lilian müde gemacht. Vielleicht sollte sie doch in die Kajüte gehen und etwas schlafen...
Aber schon der Gedanke daran beschwor die grausigen Bilder auf der Oceans Pearl hervor. Wieder hörte sie das wütende, keifende Geschrei der Leute, wieder sah sie die Panik in den Augen der beiden jungen Kerle, die sich mit zerrissener Kleidung und blutend an die Reling klammerten. Attackiert nicht von Piraten oder anderen Verbrechern, sondern von eigentlich normalen Menschen... wie der älteren Dame, die zu ihr so aufdringlich freundlich gewesen war und keine Stunde später einem Teenager brutal die Haare büschelweise ausgerissen hatte.
Erneut stieg heftige Übelkeit in ihr hoch und sie verbannte jeden Gedanken an Schlaf sofort wieder - ohne Ablenkung würden die Bilder direkt wieder überhand nehmen. Mit zittrigen Fingern wischte sie sich über die Augen und griff hastig nach ihrem Notizblock.
Arbeit würde ihr helfen!

*^*^*^*^*^*^*^*^*^*

Am nächsten Morgen, als Shanks und Buggy die Lagerhalle betraten, war Lilian bereits mit der theoretischen Arbeit fertig und zeichnete Schnittkanten auf die langen Holzplanken.
„Donnerwetter, du bist ja schon fleißig!", begrüßte der Strohhut sie fröhlich und stellte ihr schwungvoll einen wahrhaft übervoll beladenen Teller vor die Nase.
Erneut überrumpelt von ihrer Situation musterte sie das kunstvoll gestapelte Durcheinander darauf und musste sich ein Grinsen verkneifen.
„Ähm... dankeschön! Habt ihr mir das zusammengestellt?"
Buggy nickte eifrig.
„Klar! Wir waren uns nicht einig, was du mögen würdest, also..."
„...haben wir dir von allem was mitgebracht!", beendete Shanks strahlend seinen Satz.

Lilian verbiss sich ein Lachen, pflückte einige Scheiben Salami von einer Waffel und verspeiste sie trotz des leichten Wurstgeschmacks. Zum Glück besaß sie das, was ihr Vater immer als „Saumagen" bezeichnet hatte... Da verkraftete sie auch die abenteuerliche süß-salzig-Kombination der auf einem Leberwurstbrot gestapelten Honigsemmel.
„Das ist wirklich... aufmerksam von euch! Habt ihr immer so eine riesige Auswahl beim Frühstück?", fragte Lilian interessiert und wischte unauffällig noch etwas Leberwurst von der Unterseite des Gebäcks.

„Logo... jeder mag was anderes; und nur satte Piraten sind starke Piraten!", bestätigte der Rotschopf zufrieden und stahl sich einen Apfel von ihrem Teller. Doch prompt schlug ihm Buggy mit voller Wucht auf die Finger und legte den Apfel wieder zurück.
„Ey, Fressmaschine! Nimm deine gierigen Grapschpfoten vom Teller der Lady, verstanden?!", rief er erbost.
„Lass du erst mal deine Flossen bei dir, du scheinheiliger Casanova!" Knurrend warf sich der Rotschopf auf ihn und es entbrannte eine wilde Rauferei.

Lilian seufzte tief und rieb sich über die Augen.
Kaffee... warum hatten sie ihr keinen Kaffee gebracht?
Oder wenigstens eine Flasche Rum.
„Hey, Jungs... beruhigt euch wieder! Lasst uns endlich anf...", begann sie besänftigend, doch in diesem Moment trafen die Raufbolde den Frühstücksteller so unglücklich, dass der Inhalt schwungvoll nach oben katapultiert wurde - und sich mit einem Aufklatschen über Lilians Hals und Brust verteilte.

Ungläubig starrte sie zuerst an sich hinunter und dann zu den beiden Schiffsjungen, die davon nichts mitbekommen hatten und munter weiter aufeinander eindroschen. Mit zuckendem Augenlid pflückte sie das Leberwurstbrot von ihrem Schlüsselbein und fischte einige Trauben und Wurstscheiben aus ihrem BH.
Das war eindeutig zuviel für Lilians Nervenkostüm, das unter der durchwachten Nacht und dem kaffeelosen Morgen ohnehin schon arg strapaziert war.
Erbost schnappte sie sich den jetzt leeren Metallteller - Zeit für eine klare Ansage!

*^*^*^*^*^*^*^*^*

Als Rayleigh vier Stunden später mit einem großen Teller Sandwiches die Lagerhalle betrat, war er doch ziemlich erstaunt, wie konzentriert und eifrig seine beiden Chaoten bei der Arbeit waren.
„Scheint ja gut voranzugehen!", bemerkte er und stellte den Teller auf einer Kiste ab. Lilian nickte zufrieden und legte die Säge beiseite.
„Ja, wenn wir so weitermachen brauchen wir wirklich nur noch ein paar Tage!", bestätigte sie und schnappte sich ein Sandwich. Auch die beiden Jungs kamen dazu, hielten aber respektvollen Abstand zu ihr und griffen ungewöhnlich langsam und gesittet nach dem Essen. Misstrauisch betrachtete er seine Schützlinge und entdeckte zwei ziemlich große Beulen an ihren Köpfen. Lilian folgte seinem Blick und reichte ihm einen arg zerbeulten Teller.

„Tut mir leid, aber der ist heut morgen versehentlich kaputt gegangen!", erklärte sie sachlich. Seine Mundwinkel zuckten verdächtig, als er das malträtierte Stück Metall entgegen nahm und es interessiert musterte.
„Versehentlich kaputt gegangen also... sieht ja glatt so aus, als wären da mindestens zwei Köpfe mit Volldampf dagegengelaufen!", kommentierte der Vize im Plauderton, was nun widerrum Lilian dazu brachte, verhalten zu schmunzeln. Und die Ohren der beiden Schiffsjungen dazu, tiefrot zu leuchten.

„Mhm, muss wohl bei einer ihrer Raufereien passiert sein... auf jeden Fall wollen die zwei heut ganz freiwillig Überstunden machen! Nicht wahr, Jungs?", richtete sie ihr Wort mit lauernder Freundlichkeit an ihre beiden Helfer. Buggys Mundwinkel fielen deutlich nach unten, doch nach einem Blick in Lilians warnend erhobene Augenbraue nickte er hastig.
„Äh, klar doch Ma'am!"
Auch sein Kollege nickte ernsthaft.
„Jaah, ganz und gar freiwillig - aber Vize, nimm bitte den Teller wieder mit wenn du gehst! Die fliegen hier verdammt tief...", bat Shanks mit einem wehleidigen Lächeln.

Mit vergnügt funkelnden Augen nickte Rayleigh.
„Ist wohl besser so, wenn das bei euren Prügeleien öfter passieren könnte... gutes Geschirr ist teuer!"
Lilian sah ihn ungerührt an.
„Stimmt, nicht dass die armen Roger-Piraten wegen zu hoher Geschirrkosten pleite gehen!"
Rayleigh beugte sich belustigt vor.
„Darf ich das bereits als geplanten Sabotageversuch werten?", raunte er gespielt drohend. Sie gab einen ärgerlichen Laut von sich und schlug mit der flachen Hand auf die Kiste.
„Ach Mist, der Plan war so gut! Bekomm ich für meinen kreativen Einfallsreichtum wenigstens eine große Kanne wirklich, WIRKLICH starken Kaffee?"

Unwillkürlich lachte er auf - diese Frau faszinierte ihn mehr und mehr. Nicht nur, dass sie sich offenbar mühelos Respekt bei seinen Chaoten verschaffen konnte, sie legte auch ihre Scheu und Angst ihm und ihrer Situation gegenüber erstaunlich schnell ab. Und ihr Humor gefiel ihm ebenfalls außerordentlich gut.
„Kaffee lässt sich natürlich einrichten. Komm mit, Shanks!" Er schenkte ihr noch ein letztes, amüsiertes Lächeln ehe er mit dem Strohhut, der die ganze Szene höchst aufmerksam beobachtet hatte und nun verhalten grinste, das Lager verließ.

„Also, was ist genau passiert?", wollte er prompt von seinem Schützling wissen.
Dessen Grinsen wurde breiter.
„Ich hab mich mit Buggy in die Haare bekommen; dabei haben wir wohl versehentlich ihren Frühstücksteller blöd erwischt, sodass ihr alles auf die Brust geklatscht ist. Dann hat sie sich den leeren Teller geschnappt und ihn uns über die Birne gefeuert - und Donnerwetter Vize, die Lady hat echt Kraft! Wir haben ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt, während sie uns dann auch noch einen Anschiss vom Allerfeinsten beschert hat ohne auch nur richtig laut zu werden!", erzählte er fröhlich und Rayleigh prustete belustigt.
„So? Was hat sie denn gesagt?"
„Ob das jetzt wirklich unser Ernst ist, dass die entführte Zivilistin sich von zwei halbstarken Piratenbengeln mit Essen bewerfen lassen muss und ob du vielleicht vergessen hast zu erwähnen, dass sie nicht nur das verdammte Schiff reparieren sondern hier auch noch Kindermädchen spielen soll!"

Jetzt lachte er schallend, während sie die fast leere Kombüse betraten. Genau deshalb hatte er Shanks mitgenommen - er hielt nichts hinter dem Berg und war auch nicht zu stolz, um Fehler oder Missgeschicke zuzugeben. Und er besaß auch noch genug Humor, um darüber zu lachen.
„Was ist so witzig?" Roger lehnte entspannt mit einem Bier an der Essensausgabe und hielt offenbar gerade einen Plausch mit Scopper und Donquino.
Letzteren bat Rayleigh um eine Kanne starken Kaffee, die ihm der hühnenhafte, dicke Chefkoch mit dem weiß-rot gestreiften Shirt und der roten Mütze sofort brachte.

„Über unseren unfreiwilligen Gast. Sie kommt offenbar schneller mit allem hier klar als wir gehofft haben!", antwortete Rogers Vize.
„So? Und woran merkst du das?", wollte Scopper, dessen wilde, schwarze Mähne zu einem langen Zopf gebunden war, interessiert wissen und rückte seine dunkle Sonnenbrille zurecht. Shanks grinste.
„Sie haut uns schon Teller um die Ohren wenn wir uns prügeln!", entgegnete er sorglos und hielt Donquino triumphierend das verbogene Stück Geschirr hin.
Roger und Scopper lachten laut, während der Koch ärgerlich seine Holzpfeiffe mit den Zähnen traktierte.
„Kann die dafür nicht ihr Werkzeug oder ein Stück Holz benutzen? Meine armen Teller!", maulte er und warf das ehemals gute Stück traurig in den Müll.

„Sie hat schon zugegeben, dass sie uns mit hohem Geschirrverschleiß in den Ruin treiben wollte! Sei froh, dass ich ihr Vorhaben frühzeitig erkannt hab!", feixte Rayleigh und drückte Shanks die Kaffeekanne sowie einen Becher in die Hand. „So, Abmarsch zurück an die Arbeit! Und benehmt euch, klar?! Sonst sind tieffliegende Teller euer kleinstes Problem!"
Der Rotschopf salutierte.
„Aye, Vize!", rief er grinsend und sprintete aus dem Raum. Donquino murmelte etwas Unverständliches und verzog sich zurück in seine Küche, während Scopper sich eine Zeitung schnappte und wie üblich an Deck ging, um in Ruhe zu lesen.
Roger klopfte Rayleigh anerkennend auf die Schulter.
„Schön zu hören, dass es da unten gut läuft. Ich wusste, dass du das hinkriegst!"

Der Angesprochene seufzte jedoch.
„Gefallen tut es mir aber trotzdem nicht, auch wenn Lilian das bisher gut wegzustecken scheint. Ein Geiselnehmer wollte ich nie sein...", erwiderte er unglücklich. Sein Kapitän wurde ernst.
„Ich weiß, und mir gefällt das auch nicht. Aber wir haben nun mal keine andere Wahl - mein Schiff und meine Crew sind mir eindeutig wichtiger als das Seelenheil einer Zivilistin! Wir lassen sie frei sobald es möglich ist; und bis es soweit ist, kümmerst du dich um sie. Du bist der beste Menschenkenner hier an Bord, wenn du ihr die Situation nicht erträglich machen kannst, dann keiner! Aber sie hat nen ziemlich starken Willen, das hast du vermutlich genauso gespürt wie ich. An sowas wie dem hier wird sie garantiert nicht zerbrechen!", erklärte er vollkommen überzeugt, sodass Rayleigh ihm sofort glaubte. Dann jedoch grinste Roger breit. „Sie gefällt dir, hm?"

Eiskalt erwischt verzog der dunkle König das Gesicht, was den Schwarzhaarigen erneut lachen ließ.
„Dachte ichs mir doch! Die Kleine ist hübsch und hat Schneid - lass dich nicht aufhalten, alter Knabe!"
Empört schnaufte Rayleigh.
„Ich bitte dich! Als ob ich über sowas überhaupt... ich würde doch nie... in ihrer Lage! Und überhaupt... ich bin viel zu alt!", wehrte er hastig ab, doch Roger trank grinsend sein Bier aus und warf ihm einen belustigten Blick zu.
„Na zum Glück sind wir brave Leute aus dem Spießbürgertum, die Wert auf solche gesellschaftlichen Normen legen!", feixte er und schlug seinem ältesten Freund auf die Schulter. „Reds dir nur weiter ein, vielleicht kannst du dich ja selbst davon überzeugen! Aber jammer bloß nicht, wenn die Kleine weg ist und du's verpatzt hast!"

Rayleigh grummelte etwas Unverständliches und versuchte, die unerwünschten Bilder in seinem Kopf loszuwerden. Aber andererseits... Lilian faszinierte ihn. Und auf der Oceans Pearl hatte er ihren eindeutig interessierten Blick aus ihrem Versteck heraus deutlich gespürt - also schien sie ihm zumindest rein äußerlich nicht abgeneigt zu sein, oder? Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Nunja, sie würden ja noch eine Weile gemeinsam reisen, er würde sich einfach weiter um sie kümmern. Wer wusste schon, was noch passierte...

Er bemerkte Rogers zufriedenes Lächeln nicht, das sich auf sein Gesicht schlich. Er mochte ein gefürchteter Pirat sein, aber tief in sich verborgen war er auch ein Romantiker. Und es würde ihm definitiv gefallen, wenn aus dieser unseligen Entführungsgeschichte am Ende etwas gutes für seinen ältesten Freund Entspringen würde!

Zwischen Schwarz und WeißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt