Träume

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Sein Atem kitzelte sie am Ohr, als er sein Kinn von hinten sanft auf ihre Schulter legte. Seine Arme waren beschützend um ihre Taille geschlungen und die Hände ruhten auf ihrem Bauch. Vorsichtig drehte sie ihrem Kopf, sodass sie ihn ansehen konnte. "Ich muss gleich los", lachte sie. "Lass mich los" "Meine Mutter sagte immer-", er unterbrach sich selbst, um ihr seinen warmen Atem ans Ohr zu pusten, "- 'Lass deine Träume nie los'. Und das tue ich. Ich halte dich fest." Sie spürte sein Lächeln an ihrer empfindlichen Haut am Hals. Dann erinnerte sie sich ihrer Verpflichtung. "Und meine Mutter sagte immer: 'Wenn du etwas liebst, dann lass es frei. Lass es frei, und wenn es wiederkommt, dann weißt du, dass es dich auch liebt.' Also lass mich los, dann bin ich in einer Stunde zurück." "Na gut.", sagte er und lockerte seinen Griff um ihre Taille.
"Aber du kommst doch wieder?"
"Ich verspreche es."

Doch sie kam nicht wieder.
Sie kam nie wieder.
Sie ging weiter weg, als es auf der Erde möglich ist.
Sie starb.

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