Aus purem Selbsthass legte ich meine Lippen noch einmal auf seine und spürte sein kehliges Stöhnen an meinem Mund. Ich liebte ihn nicht, ich mochte ihn nicht einmal. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn so sehr und besaß nicht einmal die Größe, dass ich meine kindischen "Wenn-er-sterben-würde-würde-ich-auf-seinem-Grab-tanzen-Sprüche" lassen konnte.
Warum ich mit ihm rummachte?
Ich schätze, dieses Verlangen, gewollt zu werden und gleichzeitig diese Leidenschaft gebündelt mit den starken (aber negativen) Gefühlen waren die richtige Kombination um mich in riesige Schwierigkeiten zu katapultieren. Wenn ich seine Küsse auf meiner Haut spürte, spürte ich gleichzeitig auch diese Bestätigung. Die Bestätigung, dass ich gewollt wurde, dass ich hübsch genug war. Und das war es mir wert.
Egal wie bitter es war.
Egal wie erbärmlich.
Ich tat es trotzdem.
Man konnte mich dafür hassen, oder es akzeptieren. Oder man wusste nichts davon.
Ich bevorzugte die letzte Variante.
Warum? Es war einfacher. So viel einfacher. Und ich ersparte mir eine Menge sinnlosen weiteren Schmerz als ohnehin schon.
Es kam oft zwischen uns zu streit. Wir waren zu verschieden. Und darin lag das Problem. Die Grenze zwischen Liebe und Hass war schmal und die beiden Seiten eng miteinander verwoben. So eng, dass die Grenze manchmal verschwamm und ich mich später mit Hassliebe zurecht finden musste.
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Kurzgeschichten
RandomEin Schulterzucken, mehr nicht Als der nächste Tag anbricht was mir egal ist und der Schmerz der sich durch mein Herz hindurchfrisst nicht mehr lebt ____________________ 🥇 #1 bei 20words - 16.12.18 #6 bei 20words - 09.12.18 #8 bei 20w...