kapitel fünf

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Mit null Ahnung wo ich hinlief ging ich davon. Dann werde ich mir eben selbst eine Führung geben dachte ich. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn obwohl die Schule sehr klein war, hatte ich mich nach nur einigen Minuten verirrt. Na toll!

Ich musste wahrscheinlich ziemlich bescheuert aussehen, mit meinem verwirrten Blick der verzweifelt nach Merkmalen suchte, die ich vielleicht schon mal gesehen haben könnte. Das musste wahrscheinlich auch das Mädchen gedacht haben die mir gerade entgegenkam, denn sie hielt an lächelte mich freundlich an.

Sie hatte glattes blondes Haar und stechend grüne Augen. Sie war ziemlich klein, weshalb ihr ihre langen Haare fast bis zu den Hüften reichten, und ziemlich hübsch mit ihren langen Wimpern, die sie leicht getuscht hatte. Sie trug eine mint grünen Rock, der ihre Augen betonte, ein weißes spaghetti Träger Top und eine leichte Strickjacke. Dazu hatte sie knöchelhohe Dr. Martens uns und weiße, längere Strümpfe kombiniert. 

"Hasst du dich verirrt" fragte sie und musterte mich. 

"Ja!" stöhnte ich "Mein Führer hat mich stehen lassen" an den Gedanken wurde ich wieder von einer Welle der Wut getroffen.

"Wer macht den sowas?!" fragte das hübsche Mädchen mit gerunzelter Stirn "Ich bin Callie" sie lächelte mich mit einem breiten Lächeln an und hielt mir zarte, kleine Hand hin.

"Ich heiße Emma. Schön dich kennenzulernen! Du bist wirklich mein Held! Ich hab nämlich keine Ahnung wo ich mich befinde."

Sie lachte. "Ich kann dich herum führen wenn du möchtest. Ich hab gerade sowieso eine freie Stunde. Lass mich nur kurz mit Ms. Cooper reden."

Ich dachte kurz über ihr Angebot nach. Ohne zumindest einmal die Schule gesehen zu haben würde es bestimmt Wochen brauchen, bis ich mich hier endlich zurecht finden könnte und außerdem schien sie ziemlich nett zu sein. Schließlich willigte ich dankend ein.

Gemeinsam gingen wir zum Haupteingang, wie sie mir erklärte, und Callie zeigte mir auf dem Weg ein paar Räume. Ms. Cooper verdrehte die Augen, als ich ihr von meinem Erlebnis mit Grayson erklärte, und erlaubte Callie sofort mich herum zu führen. Kurz darauf gingen wir durch die Gänge und unterhielten uns unterbrochen von kurzen Erklärungen ihrerseits, über wo wir uns gerade befanden. 

"Also Emma. Erzähl mir von dir. Was ist deine Geschichte und warum wechselst du als Junior die Schule?" fragte sie neugierig.

"Ich komme aus Deutschland, bin vor ein paar Tagen hier nach Michigan geflogen und werde für zehn Monate, also das gesamte Schuljahr, hier bleiben" gebe ich ihr die Kurzfassung. Natürlich war zu dem Prozess noch viel mehr anzuhängen, zum Beispiel der Grund weshalb ich hierher geflogen bin, aber den Teil ließ ich für jetzt erst einmal aus, da ich mich nicht gerne an das erinnerte, was ein großer Faktor zur Entscheidung, hierher zukommen, war.

"Wow. Ich habe noch nie mit jemanden, der nicht aus Amerika kommt gesprochen." Sie sah mich mit großen Augen an. "Meine Mutter würde mich wahrscheinlich für immer in mein Zimmer sperren wenn ich vorschlagen würde, sie für eine so lange Zeit zu verlassen."

"Oh glaub mir. Es hat mir einiges an Kraft gebraucht meine Eltern und meinen Bruder zu überzeugen." Ich kicherte bei der Erinnerung an die großen Kulleraugen von meiner Mutter, mit denen sie mich angesehen hatte, als ich ihr das erste mal von dem Vorschlag erzählt habe. Sie hat mir am Anfang nicht geglaubt, dass es wirklich gut für mich sein könnte, hat aber nach hartnäckigen Argumentieren meinerseits schließlich eingesehen, dass es eine gute Idee ist ein Auslandsjahr zu machen. 

"Wer war denn dein Führer?" riss mich ihre Stimme aus meinen Gedanken. "Vielleicht kenne ich ihn und kann ihm eine Lektion erteilen."

Ich seufzte. "Grayson" sagte ich "er hat dunkel braune Haare und grüne Aug-"

"Dieses Arschloch! Es tut mir so leid Emma! Mein Bruder kann manchmal so ein Schwein sein"

"DEIN BRUDER?!" ich sagte das lauter als gewollt "Oh Gott ich hab so schlecht über ihn geredet! Das tut mir leid." Aufrichtig sah ich sie an.

Sie fing an zu lachen. "Mach dir keine Sorgen! Du bist nicht die erste, die sich bei mir über ihn beschwert. ich bin das schon gewohnt. Er hatte es hart letztes Jahr, weißt du?" sie zögerte "Es ist etwas passiert..." sie stockte und ihr Blick wurde traurig "seit dem war er nicht mehr der selbe" fügte die hinzu. Ihr trauriger Blick richtete sich zum Boden und es sah so aus als würde sie sich an etwas schmerzhaft erinnert. 

Interessant. Ich dachte an sein schlecht gelaunten Blick, mit dem er mich angesehen hatte und wenn ich länger darüber nachdachte, hatte in seinen Augen noch etwas anderes gestanden. Etwas, dass mich an tiefen, alten Schmerz erinnerte. Ich selbst musste mir angewöhnen genau den selben Ausdruck zu über tuschen, als mir die Fragen in der Schule zu blöd wurden. 

Callie war tief in Gedanken versunken und ich wollte gerade weiter nachhaken da schreckte sie plötzlich hoch und sah mich mit einem Lächeln an, dass zwar überzeugend wirkte, aber eigentlich nicht echt sein konnte, da war ich mir sicher. 

"Oh Emma, ich glaube die Klingel klingt gleich. Es war so schön dich kennen zu lernen. Wenn du willst kannst du bei mir und meinen Freunden zum Mittagessen sitzen."

Ich lächelte sie breit an. "Es wär mir ein Vergnügen" erwiderte ich strahlend und innerlich schreiend. Ich musste nicht alleine sitzen! Heimlich war das eine meiner Ängste gewesen für meinen ersten Schultag und der Fakt, dass sich diese Angst jetzt als unnötig erwies, erleichterte mich zutiefst. 

Wir tauschten noch kurz Nummern aus, dann tönte auch schon, wie Callie voraus gesagt hatte,  die Schulglocke über das Gelände her und wir liefen in verschiedene Richtungen zu unserer zweiten Stunde. Ich atmete tief ein und aus und mein Herz klopfte wild. Auf mein Gesicht schlich sich ein leises Lächeln. Vor der Tür zu meinem Klassenraum hielte ich kurz inne. 

Das Abenteuer "Amerikanische Schule" konnte nun endlich beginnen.

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Hello :)

Ich dachte ich könnte mich an dieser Stelle einmal vorstellen.

Ich heiße Anna, bin 17 Jahre alt und befinde mich gerade selbst in Amerika und mache ein Auslandsjahr. Dadurch, dass ich selbst auf eine amerikanische Schule gehe, kann ich meine eigenen Erfahrungen in diese Geschichte einbringen. Ich liebe es zu lesen und die Kunst der Wörter zu nutzen, Emotionen, Gedanken und Gesprächsverlaufe zu verfassen.

Wenn ihr fragen habt könnt ihr sie gerne in die Kommentare stellen.

Ansonsten hoffe ich ihr habt einen wunderschönen Tag, wann auch immer ihr das ließt :)

Eure Anna <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 12, 2022 ⏰

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