Treffen mit den Jungs

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~2 Monate später

pov Jule

Mir ging es in letzter Zeit irgendwie nicht so gut. Ich musste ständig ins Bad rennen. Jeden Morgen war es dasselbe. Dasselbe Gefühl mich übergeben zu müssen. Es wurde fast so schlimm, dass ich einmal beinahe das Training hätte sausenlassen müssen. Das hätte ich jedoch nicht bringen können, denn dann wäre es sicherlich Kai aufgefallen. Der schien von der ganzen Sache nämlich bis jetzt nichts mitbekommen zu haben. Darauf war ich fast ein kleinwenig stolz, da ich ihm sonst normalerweise nichts vorspielen konnte. Doch auch er war in letzter Zeit oft nicht er selbst. Er verfing sich oftmals in Tagträumen und passte im Training nicht auf. Das war womöglich auch der Grund warum keinem bis jetzt mein ungewöhnliches Verhalten aufgefallen war. Ich war nämlich genau wie Kai, auch oftmals nicht bei der Sache, aber das hatte den Grund, dass mir oftmals, während dem Training leicht schwindlig wurde und ich viel früher erschöpft war als sonst. Zum Glück war es meinem Verlobten, ach wie dieses Wort liebe, nicht aufgefallen, denn er hatte einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wenn es um mich und mein Wohlbefinden ging. Er hätte mich bestimmt schon zum Mannschaftsarzt geschickt, doch darauf konnte ich echt verzichten. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mochte, nein, aber ich mochte halt generell keine Ärzte, da sie immer mit etwas Schlechtem in Verbindung stehen. Ich für meinen Teil hatte von ihnen nur schlechte Nachrichten bekommen.

Das Erbrechen endete dann nach einer halben Stunde. Dafür war ich echt dankbar, denn so hatte ich noch eine gute halbe Stunde bevor Kai aufwachen würde. Ich beseitigte also meine Spuren und stieg dann unter die Dusche. Sie tat wirklich gut, um meine verkrampften Muskeln ein bisschen zu lösen. Dann putze ich noch meine Zähne und war mir fast sicher, dass mein Schauspiel auch heute nicht auffliegen würde. Heute musste ich mir nämlich nicht einmal Sorgen um das Training machen, da wir frei bekommen hatten.

An unserem freien Tag hatten wir uns auf ein Treffen mit den Jungs geeinigt. Es fühlte sich fast so an, als ob ich Marco und Mats schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe, obwohl dass definitiv nicht der Fall war, da wir auch nach ihrem Karriereende noch fast wöchentlich Kontakt hatten. Vor allem mit Marco, dadurch dass Mario ja noch spielte. Er kam fast zu allen Heimspielen und feuerte seine ehemalige Mannschaft an. Er meinte es wäre ja auch in gewisser Weise seine Aufgabe als ehemaliger Kapitän.

Ich wusste, dass Kai genauso aufgeregt war, die Jungs wieder zu sehen, wie ich. Also sollte die halbe Stunde, die wir im Auto verbringen mussten, auch ziemlich schnell vergehen. Ich musste während der Fahrt eingeschlafen sein, denn als wir abrupt stehen blieben war ich definitiv nicht darauf vorbereitet. Mir kam fast meine halbe Scheibe Toast, die ich zum Frühstück hatte, wieder hoch. Kurz bevor ich Kai jedoch bat, dass Auto doch bitte kurz anzuhalten, legte sich die Übelkeit zum Glück wieder. Kai schien mein merkwürdiges Verhalten wieder nicht bemerkt zu haben, da er seinen Blick weiter starr nach vorne auf den Verkehr gerichtet hatte. Die weitere Fahrt verlief zum Glück problemlos. Nach dem kurzen Zwischenfall fühlte ich mich jedoch nur noch müder und mir fielen erneut die Augen zu.

Nach einiger Zeit spürte ich eine sanfte Berührung an meinem Oberarm. Zuerst schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen, da ich auch mit geschlossenen Augen in der Lage war, die Person vor mir anhand seines einmaligen Geruchs zu erkennen. Der Geruch der bislang jedoch immer Glück und Geborgenheit in mir aufkommen ließ, ließ mich dieses Mal schlagartig schlecht fühlen. Ich konnte das Gefühl nicht verdrängen und sprintete deshalb zum nächstgelegenen Mistkübel. Nach gut zehn Minuten fühlte ich mich wieder einigermaßen besser. Als das Erbrechen also endete, spürte ich erst die Anwesenheit meines Verlobten. Kai hatte mir eine Hand auf meinem Rücken gelegt, über den er langsam Kreise zog, und mit der anderen Hand hielt er mir meine etwas zu langgeratenen Haare aus dem Gesicht. Ich war zu schwach, um zu sprechen, also lehnte ich mich einfach ein wenig an ihn, was ihn nur dazu veranlasste mit weiter durch die Haare zu fahren. Seine Berührungen ließen mich wieder ein wenig zur Ruhe kommen. Dann begann ich jedoch stark zu zittern, da sich aufgrund der Übelkeit eine feine Schweißschicht auf meinem ganzen Körper gebildet hatte. Ich musste richtig eklig aussehen und wollte so eigentlich keinem unter die Augen treten, aber ich hatte keine andere Wahl, zumal ich mich ja auch tierisch auf das Wiedersehen gefreut hatte. Kai musste aufgefallen sein, dass ich am ganzen Körper zitterte, da er mir sofort seine Jacke über die Schultern legte. Mir wurde wieder ein bisschen wärmer und ich musste augenblicklich anfangen zu strahlen, da ich mich in seinen starken Armen einfach immer schon geborgen gefühlt hatte. Sobald ich in seinen Armen liege, fühlt sich die Welt rund um mich herum immer ein klein wenig bunter und heller an. Ich liebte dieses Gefühl einfach. Ich liebte ihn einfach.

Bist du dir sicher? (Bravertz)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt