"Deckung!"
Die Warnung kam keine Sekunde zu früh, Bucky konnte die Bombe schon hören. Er hechtete hinter einen Stein und hielt sich die Ohren zu. Trotzdem hinterließ der Einschlag ihn dort bebend und mit einem lauten, fiependen Ton im Ohr. Kurz schien sich die Welt um ihn herum in Zeitlupe zu bewegen.
Bucky schüttelte seinen Kopf, wollte das Gefühl loswerden. Langsam fokussierten sich seine Augen wieder und er trat aus der Deckung seines Steins heraus. Auf der anderen Seite war nicht mehr viel zu sehen, außer einem Krater. Das große Feuergeschütz, das dort vorher gestanden hatte, war nur noch ein bisschen Asche im Wind.
Ein lauter, verzweifelter Schrei ließ ihn herumfahren. Dort stand die junge Frau, die Bucky nur als Charlotte kannte. Er fand es seltsam, seine Feindin nur mit einem Vornamen ansprechen zu können, aber wenn alles gut lief, dann brauchte er sich darum nicht mehr lange Gedanken zu machen. Das hier war ihr letztes Versteck, hier würden sie sie fangen. Und der Sieg war zum Greifen nahe, Charlottes Leute waren entweder tot oder gefangen, nur einige wenige feuerten noch verzweifelt auf das Team der Avengers, die auf dem Boden und in der Luft immer weiter vorrückten.
Charlotte hatte ihre Hände zu Fäusten geballt, einen Ausdruck von purer Wut und Verzweiflung auf dem Gesicht. Bucky wusste, was kommen würde, das hier war nicht das erste Mal, dass er ihr gegenüberstand. Trotzdem zwiebelte es doch ganz schön, als der Strom durch seinen Körper jagte. Sein linker Arm sackte schwer an ihm herab, zeitweise außer Gefecht. Bucky knurrte und kämpfte dagegen an, auf seine Knie zu sinken.
Als er die Kontrolle über seinen Körper halbwegs wiedererlangt hatte, sah er gerade noch, wie Charlotte hinter einem Felsen verschwand. Er musste zugeben, so ein Versteck in den Bergen war nicht dumm, man konnte überall Eingänge verstecken, die keiner finden sollte. Aber Bucky hatte sie gesehen. Sofort setzte er ihr nach.
"Ich bin an ihr dran", gab er leiseüber ihre Comm-Links an sein Team weiter.
"Nat und ich sind direkt hinter dir", hörte er Steve sagen.
Bucky lief hinter den Felsen, hinter dem Charlotte verschwunden war. Er hatte gehört, dass sie gesprungen war, also bog er einige Äste des dichten Gestrüpps zur Seite und stieß auch prompt auf das Loch im Boden. Er sprang und rollte sich sofort in eine geduckte Position, als er den Boden berührte, bereit, sich zu verteidigen. Allerdings war er alleine.
Er schien in einem Gang gelandet zu sein, der sich zu seiner Linken etwas nach oben in den Berg wand, zu seiner Rechten aber tiefer zu gehen schien. Bucky überlegte kurz: nach oben zu laufen wäre nicht so schlau, Charlotte hatte gesehen, dass sie mit ihrer Feuerkraft die Bergspitze locker wegsprengen könnten. Also wandte Bucky sich nach rechts und lief den Gang hinab.
Die Gänge waren spärlich beleuchtet, mit kleinen Lampen in großen Abständen an der Decke. "Ich bin im Berg, hoffentlich hinter Charlotte, hier gibt es mehrere Gänge", sagte er.
"Wo bist du reingekommen?", fragte Steve ihn.
Bucky stöhnte und verdrehte seine Augen. "Wart ihr nicht direkt hinter mir? Hinter dem großen Felsen ist ein Loch im Boden, unter einer Menge Gestrüpp."
"Welcher Felsen? Hier gibt es so an die hundert", schaltete sich jetzt Natascha ein und Bucky widerstand dem Drang, sich die Hand vor die Stirn zu schlagen.
Er überlegte an einer Kreuzung kurz, aber wandte sich dann nach links, immer tiefer in den Berg hinein. "Da ist einer, der sieht ein bisschen aus wie eine Nase, schon etwas am Hang hinauf, der-"
Weiter kam er nicht, denn ein Knall ertönte und etwas flog über ihm an die Decke, die sofort bröckelte. Bucky machte ein überraschtes Geräusch und sprang gerade noch rechtzeitig nach vorne, um nicht von einem Felsen erschlagen zu werden. Er wirbelte herum, und konnte noch Charlotte sehen, die ihn verkniffen ansah und dann weiterrannte, von ihm weg.
"Bucky?", kam Steves Stimme, dezent besorgt.
Bucky sprintete los, hinter Charlotte her. "Alles gut, ich hab sie gefunden. Aber sie kennt die Tunnel hier. Und sie bringt sie zum Einsturz. Keine Ahnung, ob die weiter oben noch sicher sind."
Wieder schlug etwas in die Decke ein, diesmal allerdings ein Stück vor ihm, sodass die Felsen ihm den Weg versperren würden. Bucky kniff seine Augen zusammen und hielt sich seinen Metallarm über den Kopf, und legte noch einen Zahn zu.
"Ich bin fast schon beeindruckt", hörte er Charlottes eisige Stimme.
"Wegrennen bringt nichts mehr, der ganze Berg ist umstellt. Gib auf!", versuchte Bucky, die Situation ohne einen Kampf zu lösen.
"Ha! Das hättest du wohl gerne!" Bucky knurrte, als ihn ein weiterer Stromschlag traf. Die kleine Lampe über ihm britzelte kurz, dann gab sie auf. Um ihn herum war es dunkel.
Das kleine Gerät in seinem Ohr war verdammt heiß geworden und gab seltsame Geräusch von sich. Er fluchte. Sein Team war damit wohl unerreichbar.
Ihm blieb nur noch sein Gehör zu Orientierung. Hier in den vielen engen Gängen könnte sich das als schwierig herausstellen. Aber er hörte Schritte vor sich und folgte dem Geräusch.
Weiter vorne im Gang leuchtete eine Lampe auf und er konnte Charlotte sehen, die sich zu ihm umdrehte und in die Dunkelheit blinzelte. Sie konnte ihn im Dunkeln nicht sehen, er sie im Licht aber schon, schoss es Bucky durch den Kopf und er grinste. Da ging das Licht aber auch schon wieder aus und es war wieder dunkel.
"Bucky!", kam es dann auf einmal laut aus seinem Kopfhörer.
Bucky zuckte zusammen, er dachte, das Teil wäre kaputt. Allerdings war Steves Stimme jetzt laut genug, um im Gang widerzuhallen. Charlotte musste ihn genauso hören können. Heimlich war er jetzt jedenfalls nicht mehr unterwegs, sodass Bucky seine Schritte beschleunigte und hoffte, dass ihm nichts im Weg lag.
"Charlottes Leute haben eine Rakete abgelenkt, sie trifft den Berg, geh in Deckung!"
Bucky keuchte. "Hier ist keine Deckung!", brüllte er quasi zurück, wusste nicht, ob sein Mikro auch noch intakt war. Aber dafür konnte er Charlotte jetzt sehr nah an sich dran hören, denn sie schnaubte abfällig.
"Funktioniert das Teil immer noch? Verdammt sei Stark."
Bucky hielt seine Luft an und sprang nach vorne, auf ihre Stimme zu. Er bekam Stoff zu fassen und keuchte schmerzerfüllt, denn im selben Moment traf ihn ein Stromschlag, der ihn in die Knie zwang. Sein Kopfhörer fiepte einmal laut, dann fiel er ihm aus dem Ohr. Bucky hörte neben sich Charlotte ebenfalls zu Boden gehen, er hatte sie mitgerissen. Und dann zitterte die Erde.
"Wir sehen uns im nächsten Leben", hörte er noch Charlottes Stimme verdammt nah an seinem Ohr, dann bröckelten die Felsen um ihn herum und die Decke fiel. Bucky rollte sich zur Seite, seinen Körper über Charlottes.
Bucky wusste nicht mehr, wann er das Bewusstsein verlor, aber er glitt von einer Dunkelheit in die nächste.
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Ja, hi, mal was Neues. Es wird nicht lang werden. Ich hoffe, ihr habt Spaß <3
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Electric [Bucky Barnes]
FanfictionNach einer Explosion ist Bucky in einem Berg verschüttet. Und das ausgerechnet mit seiner Feindin. Das kann ja nur schief gehen...