7 - Jail

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"Grüß Charlotte!", rief Steve noch hinter Bucky her, der sich aus der Beifahrertür schwang.

"Mache ich", versprach er ihm und schloss die Tür wieder. Er winkte Steve noch kurz, dann brauste dieser auch schon wieder los. Steve würde ihn später wieder abholen und mit zurück zum Avengers Gelände nehmen.

Bucky wandte sich um und sah die hohe Fassade des Gebäudes vor sich an. Gleichmäßige Fenster, alles in einem verwaschenen Grauton, langweilig. Aber was sollte man von einem Gefängnis schon groß erwarten? Bucky wusste, dass auch Charlotte das Gebäude schrecklich fand, sie ließ sich regelmäßig bei ihm über das Grau aus, was sie - wie sie sagte - ankotzte. Das gesamte Gebäude war in diesem Farbton gehalten, von Charlottes Zelle, die auch Bucky mittlerweile gut kannte, bis hin zu den Trainingsräumen, die er noch nicht gesehen hatte.

Bucky begrüßte die Wärter am Eingang, die ihn ohne Weiteres passieren ließen. Sie kannten ihn hier schon, außerdem half ihm sein Status als Superheld.

"Sie kennen die Regeln in Miss Charlotte's Zelle?", versicherte sich einer der Männer in Uniform und Bucky nickte.

"Abstand zur Scheibe, keine Gegenstände." Er hatte die Regeln oft genug gehört.

Es hatte noch niemand geschafft, aus Charlotte ihren Nachnamen herauszukitzeln. Es fehlten offizielle Dokumente, es war, als ob Charlotte eigentlich gar nicht existierte. Vielleicht hätte man in ihrem Heimatdorf noch Hinweise finden können, aber Charlotte hatte selbst dafür gesorgt, dass das nun unmöglich war.

Bucky lief den Weg, den er seit Monaten regelmäßig zurücklegte. Das Grau der Gänge war wirklich einschläfernd und Bucky konnte gut verstehen, dass es Charlotte auf die Nerven ging.

Bucky rollte im Gehen seine rechte Schulter, die bei ihrem letzten Ausflug ordentlich was abgekriegt hatte. Er seufzte. Er musste Charlotte fragen, das Team hatte dafür gestimmt. Eigentlich vermied Bucky es, Charlotte von seinen Missionen zu erzählen, er war sich nicht sicher, ob sie das hören wollte, und sie fragte auch nicht danach. Sie erkundigte sich immer nach den anderen Teammitgliedern und nach seinen Verletzungen, wenn er welche hatte, aber nie nach den Gründen. Aber diesmal hatte Bucky einen guten Grund, um Charlotte auszufragen. Wenn er ehrlich war, dann war er etwas nervös. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde.

Der Wärter vor ihm blieb stehen, klimperte an seinen Schlüsseln herum und öffnete ihm dann die Zelle. Bucky trat ein und unterdrückte wie immer ein Seufzen. Diese verdammte Glasscheibe! Er sollte froh sein, dass er sie überhaupt sehen und hören konnte, aber jedes Mal verfluchte er das Sicherheitsglas und die scheppernden Lautsprecher.

Seit sie zusammen im Berg gefangen gewesen waren, hatte Charlottes Stimme etwas Beruhigendes an sich, das er unglaublich vermisste, auch wenn ihre Zeit im Berg nur kurz gewesen war, vor allem verglichen mit der Zeit, die sie jetzt schon auf unterschiedlichen Seiten dieser Glasscheibe verbrachten.

Buckys Blick fiel auf die Gestalt, die an der Zellenwand auf dem Boden saß, ihren Kopf gesenkt. Ihre Finger rollten sinnlos einen Ball auf dem Boden hin und her. Buckys Herz brach ein kleines bisschen in seiner Brust. Das war nicht seine Charlotte.

"Hi, na?" Sie bemühte sich, ihre Stimme sorglos klingen zu lassen, aber Bucky machte sie hier nichts vor. Er hatte gehofft, dass es nur eine Phase war, dass sie so niedergeschlagen war, aber es ging nun schon ein paar Wochen so. Und, wenn er ehrlich war, dann hatte es angefangen, als sie hier eingesperrt worden war.

"Hey Charlotte", erwiderte Bucky und setzte sich ebenfalls auf den Boden, ungefähr einen Meter und eine Glasscheibe von ihr entfernt.

"Da ist ein Stuhl", sagte Charlotte.

Electric [Bucky Barnes]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt