Es war noch dunkel, als Bucky wieder aufwachte. Er spürte den Stein unter sich und das Kissen. Der Schmerz in seinem Kopf war zu einem dumpfen Pochen abgeklungen, was ihn erleichtert seufzen ließ. Er hörte Charlottes regelmäßigen Atem in der Dunkelheit und blieb einfach still liegen.
Die ganze Situation kam ihm unwirklich vor. Er lag hier, Charlotte neben ihm und sie beide kämpften ums nackte Überleben. Sie waren seltsame Verbündete geworden. Was Charlotte wohl davon hielt? Nicht viel, nach allem, was sie so von sich gab.
Was würde Steve denken? Suchte er nach ihm? Oder hielt er Bucky für tot, vom Berg verschüttet? Wenn er doch nur eine Möglichkeit hätte, ihn zu erreichen, dann könnte das Team sie beide hier herausholen.
Bucky schnaubte leise. So zu denken brachte ihn auch nicht weiter. Er musste hier nur überleben, Charlotte und er würden schon noch einen Weg nach draußen finden.
Bucky setzte sich auf und fuhr sich über den Kopf, den Verband entlang. Er spürte die Schleife, die sie dort gemacht hatte. Unwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht und er ließ seine Hand wieder sinken.
Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte und wie viel Schlaf Charlotte noch brauchte, aber so langsam wurde ihm bewusst, dass es eine ganze Weile her war, dass er etwas gegessen hatte. Und ihr musste es ähnlich gehen.
Bucky seufzte und tastete nach der Wand neben sich. Dann robbte er in die andere Richtung, wo Charlotte liegen musste. Vorsichtig streckte er seine Hand aus, und berührte sie kurz darauf. Er hatte halb erwartet, eine gewischt zu kriegen, aber der Stromschlag blieb aus. Bucky atmete aus und legte seine Hand an ihre Schulter. Zumindest glaubte er, dass es ihre Schulter war.
"Charlotte, hey. Charlotte", flüsterte er. Er wollte nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Es schien aber auch schon zu reichen, denn er spürte, dass sie sich bewegte und hörte ein leises Grummeln. Dann ging das Licht an.
Bucky blinzelte kurz, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten. Er spürte wieder diese unwillkürliche Bewunderung für diese Frau. "Faszinierend", murmelte er.
"Das hast du laut gesagt", grummelte Charlotte in ihr Kissen.
Bucky konnte nicht anders als zu grinsen. "Ich weiß. Deine Fähigkeiten sind faszinierend."
Sie drehte sich zu ihm herum und sah ihn verschlafen an. Dann glitt ein schiefes Grinsen auf ihr Gesicht und sie setzte sich auf. "Flirten können wir später, ich hab einen Mordshunger."
Bucky kämpfte gegen die Wärme in seinem Gesicht an und drehte sich gespielt beschäftigt von ihr weg, um es zu verstecken. Er hörte sie leise lachen und drehte sich wieder zurück. Er hatte sie noch nie lachen gehört.
Sie zwinkerte ihm zu und stand auf. "Also, was sollten wir mitnehmen?"
Wenig später machten sie sich wieder auf den Weg, ihre Kissen, ein paar Wasserflaschen und den aufgestockten Verbandskasten im Gepäck. "Die Küche ist weiter unten, die Chancen stehen gut, dass wir da noch etwas finden", sagte Charlotte und ging voraus.
Bucky trottete ihr hinterher. Sie waren schneller unterwegs als vorher, was aber nicht viel hieß. Charlotte humpelte und Buckys Kopf hämmerte. Sie stützte ihn nicht mehr, was hieß, dass sein Körper nicht mehr juckte.
"Wie hast du das gestern gemacht? Mit dem Strom in meinem Körper? Also, mit gestern meine ich vorhin, keine Ahnung, wann das war."
Er hörte Charlotte wieder leise lachen und musste grinsen. Die Situation war verrückt und vielleicht wurden sie beide auch langsam verrückt.
Sie grinste ihn über ihre Schulter hinweg an. "Ich habe dich wortwörtlich unter Spannung gesetzt. Verhindert, dass dein Körper einfach zusammenbricht und zapft die Notfall-Energiereserven an."

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Electric [Bucky Barnes]
FanfictionNach einer Explosion ist Bucky in einem Berg verschüttet. Und das ausgerechnet mit seiner Feindin. Das kann ja nur schief gehen...