Meine Augen schließen sich rasant. Ich sehe erstmal nur schwarz, doch dann merke ich, wie schnell sich diese Finsternis mit Gedankenwolken füllt. Diese reißen mich von der Realität und ich weiß nicht, wie ich da schnell rauskomme. Was soll ich tun? Ich muss mich wieder daran erinnern, doch die Gedanken fesseln mich, als wäre es eine Strafe, mit der ich mein gesamtes Leben noch klarkommen muss. Ich schwimme in den dunkelgrauen Wolken, als müsste ich das Ufer erreichen. Doch es hört nicht auf, denn mein Kopf füllt sich immer mehr mit den Wolken, wodurch ich das Sichtfeld zur Realität verliere.
Nein, das kann ich nicht zulassen.
Meine Augen reißen sich abrupt auf und dabei ballere ich meine Hände zu Fäusten. Ich versuche mich, auf meine Atemzüge zu fokussieren, die mich daran erinnern, dass ich da bin. Dass ich lebe. Wie sehr ich dieses Gefühl von frischer Luft in meiner Lunge liebe, wenn ich versuche, in die Realität zurückzukehren. Ich helfe mir aus dieser Situation raus, da ich mir die Mühe nicht allzu sehr umsonst machen will.
Ich setze mich auf und betrachte mein Sichtfeld. Fünf Dinge, die ich sehe. Direkt vor mir befindet sich mein Kleiderschrank, welcher weit geöffnet ist, wodurch man das Chaos in den drei Kubikmetern zu sehen bekommt. Sonst fällt mir die sonstige Unordnung in meinem Zimmer auf, die mein inneres Durcheinander widerspiegelt. Links neben mir liegt mein kleines Feuerzeug, welches ich gelegentlich benutze. Rechts neben mir liegt eine Unterhose von mir, da ich es nicht akzeptieren kann, Kleidung zu tragen, wenn ich mich allein in meiner Wohnung befinde. Blicke ich nochmal nach vorne und schmunzele ein wenig bei der Gitarre neben meinem Kleiderschrank, denn ich erinnere mich an jedes kleine Stück, welches ich meiner Freundin vorgespielt habe.
Vier Dinge, die ich fühle. Mit meinen Fingerspitzen greife ich nach meiner Matratze und nehme den sanften Stoff auf meiner Haut wahr. Ich stehe auf und schaue mich ein wenig in meinem Zimmer um, denn ich bin mir sicher, dass es mir guttun würde, wenn ich ein wenig in Bewegung komme nach dem ganzen Erstarren. Mit meiner Hand streiche ich über meine karierten Gardinen, die mich an die Tischdecke erinnern, die ich immer zu Gesicht bekomme, wenn meine Freundin und ich uns ein leckeres Buffet zum Abendessen zuzubereiten. Auch jeden Schritt nehme ich mit meinen Füßen wahr. Mit jedem Schritt spüre ich, wie die Kälte nach oben gekrochen kommt. Auch Kälte betrachte ich separat, denn diese ist nichts weiter als ein Tritt in den Arsch, welcher mich erst recht in die Realität katapultiert.
Was höre ich? Drei Dinge muss ich mit akustisch wahrnehmen. Ich ignoriere den Fakt, dass ich nackig bin und blicke aus dem Fenster, denn aus dem neunten Stockwerk können mich sowieso nur Drohnen ausspionieren, die ich sowieso nicht im sichtend habe. Ich öffne das Fenster und abrupt bekomme ich auch eine Prise Kälte auf meinen Oberkörper zu spüren, obwohl ich das Gebrülle der kleinen Kinder auf dem Spielplatz lauschen wollte, welches mich daran erinnert, dass ich nicht komplett allein bin. Im Hintergrund nehme ich den starken Wind war, der mir das Gefühl gibt, dass irgendwann ein Windsturm kommen könnte, was für die Kinder, die sich unten auf dem Spielplatz begnügen, absolut nicht vorteilhaft wäre. Ich drehe mich um und greife nach meinem Handy, welches auf meinem Nachtisch gelegen hat. Auf meiner Musikapp schalte ich eine Playlist an, welche ich mir reinziehe, um auf andere Gedanken zu bekommen.
Was rieche ich? Ich bücke mich nach unten und hebe einen Brusthalter hoch, welcher auf meinem Boden gelegen hat. Ich inhaliere den Duft und es kommen Bilder von meiner Freundin, welche des Öfteren bei mir schläft - und manchmal auch mit mir schläft, wenn wir beide mental in der Lage dafür sind. Bei dem inhalierten Duft wünsche ich mir, sie neben mir zu haben, um in ihre Arme zu fallen und von ihr an der Kopfhaut gekrault zu werden. Erstaunlicherweise, wie mir der Eigengeruch meiner Freundin an dem BH das Gefühl gibt, dass sie niemals weg gewesen ist. Und dann rieche ich mein Zimmer, als hätte ich tausende Jahre hier drinnen nicht gelüftet. Ein Glück habe ich das Fenster geöffnet, denn frische Luft kann ich immer gut gebrauchen.
Ich lasse mich nach hinten fallen, nachdem ich realisiert habe, was ich auf meiner Zunge zu schmecken bekomme und das nach noch Stunden: Den Iced Americano, welchen ich vor etwa zwei Stunden mit Jisung in einem Café in der Nähe unserer Universität zu mir genommen habe. Auch der Geschmack von Nikotin ist nicht zu ignorieren, da ich unbedingt probieren wollte, was ich irgendwie bereue. Seitdem geht es mir so erbärmlich. Sowohl Gesundheitlich als auch mental. Ich habe es wirklich nur gemacht, um Jisung zu beeindrucken.. wieso auch immer.
Han Jisung... seitdem ich ihn kenne, stellt er mein Leben nur noch auf dem Kopf. Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, umso mehr habe ich Angst, für ihn zu fallen, wenn ich mich von meiner festen Freundin löse. Wir sind gute Freunde durch die Universität geworden und dementsprechend verbringen wir viel Zeit miteinander. Wir beide studieren auch Informatik, was schon bedeutet, dass wir viel mehr miteinander zu tun haben, als man sich denken kann. Der Kontakt ist schwer zu vermeiden, wenn man dieselben Kurse hat. Man kann es zusammenfassen, dass ich mit Jisung mehr Zeit verbringe, als ich es tun sollte und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ihn vermisse. Ist das vielleicht der Grund, wieso ich gerade fertig mit meinem Leben bin? Brauche ich gerade Zeit mit anderen Menschen?
Ich schüttele meinen Kopf. Ich sollte aufhören, an diesen Jungen zu denken, da mir dieser eigentlich nichts Großes bedeutet. Wir sind nur gute Freunde, die eben viele gemeinsame Interessen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ein wenig Ablenkung von meiner festen Freundin brauche, um nicht das Gefühl zu bekommen, in das Gedanken gefüllte Loch zu fallen. Ich greife nach meinem Handy und wähle den Kontakt meiner Freundin aus, um sie anschließend anzurufen. Sie hebt schneller ab, als ich bis fünf zählen konnte, doch wahrscheinlich ist sie davon ausgegangen, dass es bei mir ein Notfall sein muss, weswegen sie schnell auf meine Anrufe reagiert.
„Hey Babe! Wie geht es dir? Ist etwas passiert?" fragt sie mit einer sanfter Stimme, wobei ihr besorgter Unterton nicht zu überhören ist.
„Hey Boramiee.. könntest du zu mir rüberkommen? Ich dissoziiere wieder. Hättest du spontan Zeit, zu mir nach Hause zu kommen?"
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ʙʀɪɴɢ ᴍᴇ ʙᴀᴄᴋ ᴛᴏ ʟɪғᴇ ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ ✔️
Fanfiction„𝙴𝚒𝚗𝚏𝚊𝚌𝚑 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚗 𝙰𝚝𝚎𝚖𝚣𝚞𝚐 𝚐𝚎𝚗𝚒𝚎𝚜𝚜𝚎𝚗. 𝙴𝚒𝚗𝚊𝚝𝚖𝚎𝚗. 𝙰𝚞𝚜𝚊𝚝𝚖𝚎𝚗, [...] 𝚞𝚖 𝚍𝚒𝚎 𝙱𝚎𝚜𝚝𝚊𝚎𝚝𝚒𝚐𝚞𝚗𝚐 𝚣𝚞 𝚑𝚊𝚋𝚎𝚗, 𝚗𝚘𝚌𝚑 𝚊𝚖 𝙻𝚎𝚋𝚎𝚗 𝚣𝚞 𝚜𝚎𝚒𝚗. 𝙸𝚌𝚑 𝚠𝚒𝚕𝚕 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚏𝚞𝚎𝚗𝚏 𝚂𝚒𝚗𝚗𝚎...