12.

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Gegen halb sieben erreichte Bela schließlich das Mehrfamilienhaus in Zehlendorf, klingelte bei Haundorf und wurde wenig später hinein gelassen. Den Weg in den zweiten Stock legte er in wenigen Sekunden zurück, sodass er eine sehr betrunkene Kim die Tür öffnen sah, wobei sie diese fast wieder zugeschlagen hätte, da sie ihr Gleichgewicht nur schlecht halten konnte.
Ohne auf ihre Reaktion zu warten trat er ein, zog sie mit und schloss leise die Tür. Von oben nach unten musterte er sie, was sie mit einem anzüglichen Grinsen quittierte. „Alles okay bei Dir?" - fragte Bela ruhig, den Blick nicht von ihr abwendend. Kim lehnte sich seitlich gegen eine der Wände im Flur. „Ssupper." - meinte sie dann immer noch grinsend.
Mit taumelnden Schritten überbrückte sie die zwei Meter die sie Beide trennte, sodass sie nun direkt vor Bela stand.

Der sah zu ihr hinunter. Gott was machte sie mit ihm? Er verspürte so starke Gefühle ihr gegenüber, weshalb er vorsichtig eine Hand an ihre Wange legte.
Doch ehe er sich versah hatte Kim auch die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwunden und drückte gierig ihre Lippen auf seine. Erst war Bela etwas überrumpelt von ihrem „Angriff", doch dann erwiderte er den Kuss und in ihm explodierten Gefühle die er nie zuvor gefühlt hatte.
Ihr Kuss wurde immer leidenschaftlicher, bis es zu einem richtigen Rummachen wurde. Sie spielten mit ihren Zungen und schon bald spürte Bela ein dunkles Verlangen in sich aufsteigen.
Ohne den Kuss zu unterbrechen bewegten sich die Zwei langsam zum Schlafzimmer, doch kurz vor dem Bett hielt Bela inne. So sehr er sich das auch wünschte und es wollte, Kim war betrunken und das konnte, durfte und sollte er nicht ausnutzen, immerhin vertraute sie ihm. Und was wenn sie ihn nur wegen ihres hohen Alkoholpegels geküsst hatte? Dieser Gedanke versetzte dem Punk einen ungewohnten, aber sehr schmerzhaften Stich, mitten ins Herz.

Sie versuchte erneut ihn zu küssen, doch Bela blockte ab, schob sie ein Stück von sich weg und sah ihr in die Augen. „Was'is los?" - wollte sie wissen und klang ein Wenig enttäuscht. „Du bist betrunken." - stellte er einfach nur fest. „Und?" - fragte Kim weiter. „So sehr ich das hier auch will, ich werde deinen Zustand nicht dafür ausnutzen. Wer weiß ob Du das später bereuen würdest." - war seine Antwort.
Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten zog er sie an seine Brust, drehte sich um 180 Grad und ließ sich rückwärts auf's Bett fallen.
Sie rollte sich von ihm herunter, schmiegte sich dann aber an ihn, während er einen Arm um sie schlang. Nach nicht allzu langer Zeit, war Kim eingeschlafen und auch Bela driftete langsam ins Land der Träume.

Erst gegen zwei Uhr am Nachmittag erwachte Kim, mit einem gewaltigen Kater und Filmriss.
Sie wusste noch, dass sie den gestrigen Tag mit Melani verbracht hatte und sie schlussendlich im SO36 feiern waren. Und dabei schien sie etwas zu tief ins Glas geguckt zu haben. Und danach? Wie war sie überhaupt nach Hause gekommen? Und warum fühlte sich ihr Kissen so seltsam an?

Doch bevor auch nur eine dieser Fragen beantwortet wurde, stieg ein saurer Geschmack in ihren Mund. Kim quälte sich aus dem Bett und lief, oder besser: Taumelte, ins Bad, wo sie ihren Mageninhalt ins Klo kotzte. Davor stieß sie sich ihr Knie an der Dusch-Wanne.

Ächzend viel Kim zurück und lehnte nun mit dem Rücken an der Wanne, den Kopf in den Nacken gelegt. Warum hab ich nur so viel getrunken? Sie verharrte eine Zeit lang in dieser Position, bis eine männliche Stimme sie erschreckt zurückfahren ließ. „Kleinet Deja-Vu, oder? Nur, dat unsre Rollen jestern vertauscht waren. Geht's dir gut?" - Bela lehnte am Türrahmen und sah sie besorgt an.
„Wie bist Du hier rein gekommen?" - wollte Kim wissen. „Durch die Tür? Du hast mick doch vorhin selbst reinjelassen." - brachte Bela seine Verwirrung zum Ausdruck. „Und warum bist Du her gekommen?" - fragte Kim weiter, noch immer etwas misstrauisch. „Du hast bei uns anjerufen. So gegen halb sechs. Erinnerst De dich wirklich nich daran? Du warst voll blau und hast anjerufen, wolltest mit mir reden und als ick dann am Hörer war hast'e aufjelegt. Deshalb bin ick her gekommen und Du hast mich reingelassen." - erzählte Bela, die ganze Geschichte.
Vom Boden aus musterte Kim den schwarzhaarigen, glaubte ihm aber dennoch. „Aber es is nichts passiert, oder? Ick hab nämlich nen totalen Filmriss." - erklärte sie und sah aus zusammengekniffenen Augen zu ihm auf. Das Licht bereitete ihr Kopfschmerzen.

Am Anfang war der PunkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt