5.

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Es war, schon wieder, früher Nachmittag, als Farin beschloss Kim und Bela zu wecken. Er war schon seit ein paar Stunden wach.
Mit einem Topf, der einzige saubere in der ganzen Wohnung, und einem Kochlöffel bewaffnet schlich er sich in das Zimmer der zwei Schlafenden. Wie bekloppt schlug er mit dem Kochlöffel auf den Topf ein, was ein sehr lautes, unangenehm schrilles Geräusch verursachte. Aber es zeigte Wirkung, denn Beide schreckten hoch und hielten sich die Ohren zu. „Eyy." - schrie Bela ihn an. „Lass das Alter. Ick will schlafen." Doch Farin dachte nicht mal daran aufzuhören. Ganz im Gegenteil. Er schlug noch stärker auf den Topf ein. Nun war Bela aufgestanden und versuchte seinem besten Freund den Kochlöffel wegzunehmen. - Ohne Erfolg. Was aber wohl auch etwas seinem Zustand geschuldet war.

Farin lief durch die ganze Wohnung, Bela dicht auf den Fersen. Kim beobachtete das Ganze mit verschlafenen Augen. Sie hielt sich den Kopf, da dieser etwas wehtat, aber ansonsten ging es ihr gut.
Es war schon ein lustiges Bild, wie Bela Farin durch die viel zu kleine Wohnung jagte. Und irgendwann konnte sie es sich nicht mehr verkneifen. Sie lachte lauthals los. Das war der Auslöser, dass Farin abgelenkt war, woraufhin Bela ihn zu fassen bekam, beide zu Boden fielen und Bela sich den Löffel schnappte. Er nahm ihn, öffnete das erstbeste Fenster und warf ihn hinaus. „Ey! Den kannste aber selber wiederholen." - entschied Farin. Sein Freund zuckte nur mit den Schultern und schlurfte dann, an Kim vorbei, zurück in sein Bett. Als er an Kim vorbei lief murmelte er ein „Sorry".
„Guten Morgen." - sagte Farin und hielt ihr die Hand hin. Kim ergriff sie und erwiderte ein: „Morgen." „Ich weiß nicht ob Du dich an mich erinnerst, aber ick bin Jan. Oder Farin, je nachdem." - fügte er hinzu. „Keine Sorge. So'n schlechtes Gedächtnis hab ick nun auch nicht. Ich bin Kim, aber d't weißte ja bestimmt." - kam es von Kim. Farin nickte. Er bat sie ihm in die, extrem dreckige, Küche zu folgen, bot ihr etwas zu Essen und ein Glas Wasser an. Was sie beides dankend annahm.

Die Küche war der Inbegriff von Chaos. Auf dem Herd stapelten sich dreckige Töpfe und Pfannen. Der Tisch war zu gekramt mit Papier, alten Gläsern, leeren Bierdosen, benutzten Teller und Besteck. Die Wände waren eher kahl, nur über der Küchentür hing eine Uhr. Eine ziemlich hässliche Uhr. Der Mülleimer quoll fast über und es roch ziemlich muffig.
Jan warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Als er den Kühlschrank öffnete konnte Kim einen Blick auf den Inhalt erhaschen: Bierdosen/ -flaschen, Dosenfrass und Lebensmittel die schon längst ein Eigenleben entwickelt hatten.
„Und wo wart ihr gestern Abend noch, dass es so spät jeworden ist?" - wollte er wissen, nachdem er sich ihr gegenüber hingesetzt hatte.
„Im Dschungel. War echt cool, aber wir haben viel zu viel getrunken." - beantwortete sie seine Frage. Natürlich nicht ohne ein Lächeln. „Damit kann ick mir die Frage wo das Auto ist ja schenken, oder?" - lachte er. Nun war es an Kim ihn entschuldigend anzusehen. „Wir hätten nicht mehr fahrn könn. Dafür warn we' einfach zu voll. Wir hamm die U-Bahn genommen. Ehrlich gesagt wär ick nicht im Stande dazu jewesen alleine nach Hause zu laufen und ick wollte ihn nicht alleine fahrn lassen. Daran dass wir auch zu mir hätten gehn können haben wir nicht jedacht. Sorry." „Schon in Ordnung. So lange d't jetzt nicht jede Nacht vorkommt. Das ich um vier aus dem Bett jeklingelt werde mein ick." - entgegnete Farin mit einem grinsen. Auch Kim grinste leicht.
„Und, habt'e heute noch was vor?" - fragte Farin. „Ich nicht. Keine Ahnung wann dein Freund nachher aufsteht, aber sonst würde ick bald nach Hause jehn." - antwortete sie. „Also wenn De willst" - fing Farin an - „dann geb ick dir ne Führung durch unser Reich."
Mit einem Nicken bestätigte sie ihm, dass sie einverstanden war.
Zusammen gingen sie in den langen Flur. „Also d't ist die Gaderobe." - meinte Farin stolz und deutete auf ein schief hängendes Brett mit ein paar Harken dran, an denen man seine Jacke aufhängen konnte. Die Schuhe der beiden Jungs lagen kreuz und quer im Flur verteilt. Wenn man einen Schuh hatte, musste man mit Sicherheit eine Weile nach seinem Zwilling suchen. Ein Stückchen hinter der Gaderobe, die ihren Namen nicht wirklich verdiente, stand eine Kommode auf der sich ein Telefon befand. Ebenso wie Notizblöcke Kugelschreiber und Bleistifte.

Am Anfang war der PunkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt