Lyvva
Mit atemberaubender Geschwindigkeit rannte ich durch die Gassen von Ayclaira. Die Umgebung verschwomm, während sie an mir vorbeiflog. An ihren Schreien konnte ich erkennen, dass die Skulls mich noch verfolgten, doch sie wurden immer leiser. Erfreut stellte ich fest, dass sie immer weiter zurück fielen. Als ich über die nächste Straßenkreuzung rannte, sprangen mir drei Skulls, die offenbar an der Kreuzung postiert waren, in den Weg und stellten sich mir entgegen. "Ach komm schon. Ehrlich jetzt?", rief ich genervt. Ich seufzte einmal, dann hob ich die ersten beiden Skulls mit meinen telekinetischen Kräften in die Höhe, dann liess ich ihre Körper zusammenstoßen, sodass ihre Schädel mit einer solchen Wucht gegeneinander prallten, dass sie mit einem ekeleregendem Knacken brachen und ich die beiden tot zu Boden fallen liess. Ich sah zu dem anderen Skull. Er schien ein wenig jünger als die anderen beiden, eine Mischung aus Furcht und Entsetzen lag in seinen Augen, als er auf die Leichname am Boden blickte. Dann sah er zu mir. Ich konnte erkennen, wie er versuchte, die Furcht aus seinen Augen zu verdrängen, bevor er tief Luft holte, einmal schluckte und sich mit seinem Schwert mir entgegenstellte. Ich seufzte. Ich konnte hier nicht gegen ihn kämpfen. Die Skulls würden da sein, bevor ich mit ihm fertig war. Ich wusste, dass die drei Skulls nur dazu da waren, Zeit zu schinden, damit meine Verfolger mich einholen und festnehmen konnten. Soweit durfte es nicht kommen. Ich liess auf meiner Handfläche eine Flamme erscheinen, welche ich immer heißer werden liess, bis sie schließlich eine blaue Farbe angenommen hatte. Mit der Hand fasste ich an die Schwertspitze des Skulls. Dieser schrie erschrocken auf, als dir Flamme sich rasend schnell die Klinge hocharbeitete, sodass das Schwert zu Glühen begann. Schnell liess er das Schwert fallen, doch das Feuer hatte ihn bereits erreicht. Er schrie laut und schrill, als das Feuer in ihm wütete, bis er es schließlich seinen Kollegen gleichtat und tot zu Boden sank. Ich nahm mir nicht die Zeit, das Ergebnis meiner Arbeit genauer zu betrachten. Ich musste weiter, also drehte ich mich um und rannte weiter. Während des Rennens kamen mir Zweifel. Wo waren die anderen? Konnten sie fliehen? Was wenn nicht? Ich konnte keine dieser Fragen beantworten, und es war auch egal. Ich musste mich auf das Laufen konzentrieren. Ich konnte den anderen nicht helfen, wenn ich durch meine Sorgen abgelenkt und schlimmstenfalls auch noch dadurch von den Skulls gefasst werden würde. Ich konnte ihnen einzig und allein dadurch helfen, dass ich mich an den Plan hielt, und das hieß, das ich nach einem sicheren Unterschlupf suchen und danach die anderen finden und in Sicherheit bringen würde.
Lila
Wir rannten die engen Gassen von Ayclaira entlang, die Skulls waren uns immer auf den Fersen. Die Angst davor, dass die Skulls uns fassen würden trieb uns immer weiter an. Dadurch, dass wir schon sooft vor den Skulls fliehen mussten, konnte ich besonders lang und schnell rennen, doch ich sorgte mich darum, dass Ed, Lindale und Meldo zu langsam sein, und deswegen gefasst werden könnten. Erleichtert stellte ich jedoch fest, dass sie keine Probleme zu haben schienen, mit meinem Tempo mitzuhalten. Auch zeigten sie keine Anzeichen von Erschöpfung. Ein Pfeil sirrte dicht an meinem Kopf vorbei. Verdammt. Sie schossen auf uns. Im laufen konnte ich nicht zurückschlagen, da es zu schwer war, sich beim Laufen umzudrehen und Dinge anzuvisieren, damit sie explodierten. Wir bogen öfter und schärfer ab, in der Hoffnung, die Skulls dadurch abzuhängen, doch es half nichts. Wenn nicht noch irgendein Wunder passierte -ich glaubte nicht an Wunder- würden wir keine Chance gegen unsere Verfolger haben. Ed und Lindale rannten vor und Meldo etwas hinter mir. Als ich neben mir Schritte hörte, dachte ich zuerst, Meldo hätte zu mir aufgeschlossen, doch als ich einen Blick neben mich warf, sah ich dort Lyvva. Sie war offenbar bei der letzten Kreuzung zu uns gestoßen. Ihr Blick begegnete meinem und sie nickte mir zu. "In der Bucht liegt eine Höhle an der Felswand. Von außen kaum sichtbar und groß genug für uns alle.", beschrieb sie kurz. Ich wusste, von welcher Bucht sie sprach, da man diese vom Schiff aus sehen konnte, bevor es angelegt hatte. Vor dem Meer war ein langer Sandstrand, der von Felswänden, die die gesamte Bucht umschlossen, begrenzt war. "Ok", sagte ich kurz, dann schloss ich zu Lindale und Ed auf und erklärte ihnen, wohin wir flüchten würden. Ein kurzer Blick zurück sagte mir, dass Meldo auch zu uns aufgeschlossen war und nun nur ein wenig hinter uns lief. Lyvva rannte weiter hinten -sie lief rückwärts- und wehrte die Skulls ab. Ich fragte mich, wie sie, obwohl sie rückwärts lief, auf dem unebenen Grund sicher und schnell laufen und gleichzeitig Skulls abwehren konnte. Ich wäre bestimmt schon gestolpert, jedoch schien sie damit keine Probleme zu haben. Mit ihrer Hilfe hatten wir die Skulls abgehängt, als wir die Bucht erreicht hatten. Lyvva rannte zu einer bestimmten Stelle, um dann mit ihren Kräften die Wand hochzulaufen. Ich flog hinterher in eine große geräumige Höhle. Ed, Lindale und Meldo kletterten nacheinander hinterher und Lyvva und ich halfen ihnen, indem wir sie wenn sie oben waren in die Höhle zogen. Schwer atmend standen wir schließlich in der Höhle. "Geht's euch allen gut?", fragte ich, als ich meinen Puls und meine Atmung wieder beruhigt hatte. Dabei blickte ich alle nacheinander an. Die anderen nickten, außer Meldo, welcher merkwürdig blass war. Kaum merklich schüttelte er den Kopf, bevor er zusammen brach. Meldo war verletzt. Lindale und ich eilten zu ihm. Ich drehte ihn auf den Rücken, um zu sehen, wo er verletzt war. Direkt neben dem linken Schulterblatt konnte ich eine Wunde erkennen. Sie war von einem Pfeil geschlagen worden, sogar die Spitze steckte noch. Schnell zog ich diese raus, bevor ich die Wunde genauer betrachtete. Sie war tief, viel zu tief und er verlor zuviel Blut. Es war unverkennbar, dass er sterben würde, wenn ich ihm nicht in kürzester Zeit helfen konnte. "Was ist los? Warum hilfst du ihm nicht?", fuhr Lindale mich an. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich kann es nicht", gab ich zu. "Die Wunde ist zu tief. Die Haut und die Muskeln die beschädigt wurden zu regenerieren, sowie das Blut, was er verloren hat wiederherzustellen würde zu viel Energie verbrauchen. Wenn ich es nur versuchen würde, würde die Wunde mir meine eigene Energie nehmen. Ich würde sterben, und es wäre nicht einmal sicher, ob dein Bruder dadurch gerettet wäre." Lindale stand auf und funkelte mich hasserfüllt an. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und in seinen Augen standen Tränen. "Dann versuch es.", sagte er. "Ihr seid daran Schuld, dass mein Bruder stirbt. Denkst du, ich hätte irgendetwas dagegen, wenn dir das selbe widerfährt, um ihn zu retten?" Ich wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte. Stille entstand zwischen uns. Lindale starrte mich an und schien zu warten was ich tun würde, während ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. Das ganze hätte nie passieren sollen. Es sollte niemand in die Sache hineingezogen werden, und es sollte erst recht niemand für uns sterben. Ich wollte ihm helfen, ich wollte nicht, dass er stirbt, nicht unserentwegen. Aber ich hatte zuviel Angst vor dem Sterben. "Lin", flüsterte Meldo.