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Währenddessen

„Denkst du es war eine gute Idee so früh zu gehen?“, fragte Sam seinen Zwillingsbruder Sasha und sah diesen dabei an. „Ist ja nicht so als hätten wir eine Wahl gehabt.“, zischte Saha zurück und blickte auf ihre stummen Begleiter. Die beiden Männer in grauen Anzügen hatten seit sie die Jungs abgeholt hatten, kein einziges Wort gesagt und die Jungen auch nicht angesehen. Stumm starrten sie auf den Weg, den sie entlang ritten, um zum Hauptquartier und der Akademie zu gelangen. „Jedes Sternenpony ist auf ein Wort fixiert, welches es dann zum Fliegen bringt.“, murmelte Sam leise und erntete einen bösen Blick von seinem Bruder. „Was denn? Ich pass in Madam Konsterns Unterricht auf!“, verteidigte sich Sam flüsternd. „Jaja.“, murrte sein Zwilling ebenso leise und sah dann auf den Kopf ihres Reittieres. „Das einfachste Wort wäre ‚flieg‘“, meinte Sam und lehnte sich an den Körper seines Bruders, welcher vor ihm auf dem Rücken des Pferdes saß. Bei dem Wort ‚flieg‘ spitzte das Pferd die Ohren und blieb stehen. Es scharrte mit den Hufen am Boden und bäumte sich dann auf. Sasha krallte sich an der Mähne fest, während Sam sich an seinem Bruder festklammerte. Verwunderte Rufe ihrer Beschützer waren zu hören, doch die Rufe wurden immer leiser und waren schließlich gar nicht mehr zu hören. Sasha öffnete vorsichtig ein Auge und fasziniert von dem was er da sah, öffnete er auch sein zweites Auge und stieß einen lauten Freudenschrei aus. Das Pferd schnaubte glücklich und schüttelte den Kopf, während es langsamer wurde und in einem rhythmischen Trab verfiel. Sasha rüttelte an den Armen seines Bruders, die Sam noch fester um seinen Körper geschlungen hatten, und keuchte verblüfft von der Schönheit, die er erblickte:“ Sam, das musst du dir ansehen! Wir fliegen! Wir fliegen wirklich!“ Sam blinzelte und riss daraufhin erstaunt die Augen auf. „Das ist atemberaubend schön…“, pflichtete er seinem Bruder bei. Als das Sternenpony sich aufgebäumt hatte, war es danach auf der Luft weitergelaufen und trabte nun gemütlich mit seinen Passagieren über die Wolkendecke. „Juuhuuuu!“, rief Sam glücklich und sein Bruder tat es ihm gleich. Plötzlich begann das Pferd langsamer zu werden und drehte den Kopf zu den Jungen. Es wieherte sie an und schüttelte erneut den Kopf. „Ich habe keine Ahnung was der von uns will.“, gab Sasha zu und mustere seinen Bruder. Sam war kreidebleich geworden und erstarrt. „I-ich denke das ist was er uns z-zeigen wollte!“, stotterte Sam heiser und deutete hinter sie. Verwirrt drehte sich Sasha um und seine blauen Augen weiteten sich vor Schreck. Nervös begann das Sternenpony auf der Stelle zu tänzeln und wirbelte die Wolken ein wenig auf. Hinter ihnen war eine große, dünne, schwarze Gestalt aufgetaucht und schwebte langsam auf sie zu. „I-ist das ein Wesen der Nacht?“, flüsterte Sam und stieß seinen Bruder an, welcher gebannt auf das Wasen starrte. „Ja.“, brachte der um 5 Minuten ältere Zwilling hervor. Das Wesen sah aus als wäre es Wurzeln und Ästen zusammengesetzt worden und auf seiner Stirn thronte eine Krone, welche ebenfalls aus Ästen geflochten worden war. An einigen Stellen war Moos auf dem Holz gewachsen und kleinere Flechten auf dem Holz zeigten, dass das Wesen sehr alt sein musste. „In der ganzen Stadt hat noch nie jemand so etwas gesehen, wir kennen sie nur aus den Berichten von Reisenden. Also was macht dieses Ding hier?“, flüsterte Sam seinem Bruder zu und starrte weiterhin gebannt auf das 3 Meter große Wesen in schwarz. „Ich habe keine Ahnung, aber das ist mir auch ehrlich gesagt egal. Aus den Geschichten der Reisenden haben wir heraushören können, dass mit denen nicht zu scherzen ist. Wir sollten schleunigst hier verschwinden!“, meinte Saha und als könnte das Pferd die Worte der Jungen verstehen, warf es den Kopf nach hinten, die Zügel surrten durch die Luft und landeten genau in Sashas Hände. „Gutes Pferd und jetzt lauf!“, rief er und drückte seine Unterschenkel in die Flanke des Tieres. Das Sternenpony bäumte sich wieder auf und wieherte laut. Dann setzte es zum Galopp an und schoss mit den beiden Jungen über den Weg aus Wolken unter seinen Hufen hinweg. Sam hielt sich mit einer Hand an seinem Bruder fest und mit der anderen kramte er ein graues Plättchen aus seiner Hosentasche hervor. So eines hatte er auch bei dem Wolfswesen benutzt, nur hatte dieses nicht die Nummer drei eingraviert, sondern die Nummer fünf. Sam haute mit der Faust darauf und ließ es dann zur Erde fallen. Kurz darauf sah er hinter ihnen ein helles, rotes Licht aufleuchten. „Sie sind gewarnt, jetzt sofort weg hier!“, rief er zu seinem Bruder vor. „Versuchen wir doch! Aber das Ding ist immer noch hinter uns!“, schnauzte Sasha Sam an und sah wieder hinter sie. Das Wesen schien nicht zu gehen, es schien eher so als würde es über die Wolken schweben und das beunruhigende daran war, es wurde immer schneller, während die Jungen immer langsamer wurden. „Seit wann können diese Dinger überhaupt fliegen?“, fluchte Sasha und trieb das schnaufende Pferd an. „Auf den Boden zurück!“, rief Sam zum Kopf des Tieres und das Pferd schien zu verstehen, denn es lief langsamer und trabte durch die Wolkendecke, ehe es erneut zu galoppieren begann. Auf dem Boden erkannten die Zwillinge kleine schwarze Punkte die zu tanzen schienen, doch als sie näher kamen, wurden diese Punkte zu Max und Connor und die hektisch umher liefen und ihre Pferde an einen kleinen Zaunpfahl gebunden hatten, der mit seinesgleichen einen kleine Wiese vom Rest der weiten, offenen Fläche trennte. Je näher sie dem Boden kommen, desto schneller wurde das Sternenpony. „Ich hoffe du weißt was du da tust!“, riefen die Zwillinge dem Pferd wie aus einem Mund zu und mit diesen Worte, legten sie ihr Vertrauen in das Tier. Sasha lies die Zügel los und hielt sich an der Mähne des edlen Geschöpfes fest. Sam klammerte sich fester an seinen Bruder und vergrub sein Gesicht in dessen Rücken. Max und Connor riefen ihnen Warnungen zu, dass sie den Boden gleich erreicht hätten und sie abbremsen sollten. Das schwarze Wesen musste nun durch die Wolkendecke gekommen sein, denn Max schrie laut. „Gleich werden wir aufprallen.“, flüsterte Sam und hoffte Sasha konnte ihn hören, denn er selbst konnte sich wegen des Fahrtwindes nicht hören. Seine Hände wurden kalt und der Wind heulte laut in seine Ohren und in denen seines Bruders. „Wo kommt diese plötzliche Kälte her?“, fragte sich Sasha zitternd und da war er. Der erwartete Aufprall. Doch es war nicht ganz so, wie die Zwillinge es sich vorgestellt hatten, den anstatt zermatscht auf dem Boden zu liegen, fühlten sich die Zwillinge sehr lebendig. Das Sternenpony hatte die beiden abgeworfen, bevor es auf dem Boden aufgeprallt war, und so waren sie in einem Haufen voller frisch gemähtem Gras gelandet. „Wir leben noch!“, rief Sam bevor Sasha es tun konnte und sah sich um. „Was zu Hölle?!“, rief Sasha nun und stolperte zurück. Sam drehte sich um und sah in die Richtung in die auch sein Bruder sah. Max und Connor bewegten sich nicht und alles war in ein kühles, blaues Licht getaucht. Das schwarze Wesen stand nur einige Meter vor ihnen. „Ukraz ban karckaz. Ukraz ban karckaz!“, wiederholte das Wesen immer wieder und sein Kopf zuckte dabei immer komisch zur Seite, während es über den Boden weiter auf die Jungen zu schwebte. Aus dem Mund des Wesens floss eine zähe, schwarze Flüssigkeit. Sam sah eine Sekunde hinter das Wesen. Das Sternenpony lag reglos auf dem Boden und das zähe goldene Blut floss aus seinem Hals. „Mörder. Mörder!“, schrie Sam wütend. „Wie kannst du es wagen, so ein edles Geschöpf zu töten und sein Blut zu trinken!“, fauchte Sam und seine blauen Augen begannen zu leuchten. Sasha zog Sam zurück und hielt ihn fest. „Lass es! Wir können nichts gegen dieses Wesen machen!“, rief Sasha und holte Sam so aus seinem Wutrausch hervor. Das Wesen schwebte einem knappen Meter vor ihnen. Das Gesicht des Wesens war kein Gesicht, sondern ein Totenkopf. Sam schluckte als er das sah. „G-gerade hatte der noch ein anderes Gesicht!“, zischte Sam und bewaffnete sich mit einer Heugabel. „Uzubac Kranak!“, rief das Wesen und stieß ein Geräusch aus, welches ein wenig nach einem Lachen klang. „Lacht uns dieser Holzwurm etwa aus?!“, knurrte Sasha und keuchte plötzlich erschrocken auf. Sam sah zu seinem Bruder und zog scharf die Luft ein. Sein Bruder war erstarrt, genau wie Max und Connor zuvor. Erschrocken und wütend sah er das große Wesen an, aus dessen Augen gerade eine schwarze Träne floss. Als diese am Boden landete, verwelkte das Gras um die Träne herum und wurde schwarz. „Schlaf.“, krächzte das Wesen. Durch den Schock, den Sam durch den Gedanken bekam, dass die drei vielleicht tot seien, stand er nur da und starrte gerade aus. So konnte das Wesen mit seinen langen, knorrigen Asthänden nach Sams Kopf greifen und sofort fiel dieser in Ohnmacht und landet erneut in dem Haufen voller weichem Gras. Das Wesen sah auf den schlafenden nieder und berührte seine Stirn mit schiefgelegtem Kopf. Die berührte Stelle wurde sofort immer heller und wechselte zu einem ungesund aussehendem grau. Die Kreatur zog seine hölzernen Hände schnell wieder zu sich und eine weitere schwarze Träne floss seine Wange entlang. Es fing sie jedoch auf um sie nicht auf dem Jungen landen zu lassen und legten den Kopf in den Nacken. Es stieß einen furchtbar hellen Schrei aus, welcher voller Wut und Schmerz lag. Dann sauste es gen Himmel davon und verschwand durch die Wolkendecke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 14, 2022 ⏰

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