Kapitel 4- "Der Vampirkönig zu Besuch"

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Wahrscheinlich war mein Gesicht sehr gut zu lesen in diesem Moment, denn Onkel Reiji ahnte direkt, von wem dieser Brief stammte...oder aber er hatte die Handschrift erkannt und war aber ruhig geblieben. „Ich nehme an, dass er vorhat bald uns mit seiner Anwesenheit zu begnügen? Ich kann mir gut denken, weshalb er es dir schreibt, bei dem Verhalten deiner Eltern..." Seufzte er und richtete seine Brille. Es war wohl wirklich sehr gut, dass er mir den Brief brachte, denn jeder Andere hätte wohl weniger Verständnis gezeigt, wenn es um Großvater ging. Wie oft durfte ich mir anhören, dass er keine gute Person sei und ich seinen Worten keinen Glauben schenken darf.
Natürlich wusste ich das, so naiv war ich nun doch lange nicht. Dennoch...ich wollte es persönlich sehen und mir eine eigene Meinung bilden was ihn betraf. Schließlich musste er ja Gründe haben für alles und um diese herauszufinden tat ich mich gerne mit ihm gutstellen.
„Ich kann es mir auch denken..." Begann ich nun mit meiner Antwort. „Doch ich soll Hikari dieses Mal ebenfalls dazu bringen dabei zu sein. Da hat er mir eine ziemlich schwere Aufgabe gegeben. Sie würde wohl eher auswandern als freiwillig dabei zu sein." Zum Schluss verließ ein leichtes Seufzen meine Lippen, wobei ich nachdenklich auf den Brief weiter sah. ‚Aber irgendwie wird das sicher klappen...schließlich muss es doch einen guten Grund geben, dass er darauf besteht.'

-Time Skip, drei Tage später-

„Wie schön zusehen, dass wir dieses Mal wirklich zu fünft sprechen können~ Wie groß du doch geworden bist, Hikari. Damals warst du noch so klein gewesen." Begann Großvater schließlich, nachdem wir alle Platz im Salon genommen hatten. „...Ja, ist echt lange her..." Erwiderte sie wortkarg, wobei man meiner Schwester sofort ansah, dass sie überall wohl lieber wäre als hier. ‚Wer hätte aber auch damit gerechnet, dass ihr Fluchtversuch nicht einmal funktioniert...' Seufzte ich in Gedanken, während ich daran denken musste, wie sie gegen eine unsichtbare Barriere gerammt ist als sie versuchte das Anwesen zu verlassen.
Witziger weise schien es ja auch nur sie zu treffen, denn unsere werten Onkel, welche Großvater zum Großteil eh nicht leiden konnten, hatten keinerlei Probleme das Gebäude zu verlassen, da sie ‚nichts mit zutun haben' wollten. Mum und Dad ging es wohl aber in diesem Moment nicht anders, welche je an einer Seite von Hikari und mir saßen, Mum bei mir und Dad bei Hikari.
„Aber du bist doch nun sicher nicht hier nur um deine Enkelin zusehen, richtig? Denn das wäre ja wohl das erste Mal, dass du Interesse in diese Familie zeigst, was nicht mit einem Plan zu tun hat." Begann meine Mutter schließlich mit verschränkten Armen und einem Unterton, der keine Zweifel zuließ, wie unwillkommen Großvater hier war.
Diesen schien dies allerdings kein bisschen zu interessieren, eher das Gegenteil, er wirkte ziemlich amüsiert darüber. Ohne irgendwelche Sorgen strich er sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er mit einem süffisanten Lächeln erwiderte: „Wie kannst du sowas nur sagen~? Natürlich habe ich Interesse an meinen lieben Enkeln, besonders da sie doch die nächsten Erben für-" „Werden sie nicht." Unterbrach ihn nun Dad, dessen Augen sein Gegenüber mit einer Intensität anfunkelten, dass man sich glücklich schätzen konnte, dass Blicke nicht töten konnten.
„Meine Kinder werden sicherlich keine Schachfiguren in deinem Gehabe und sie haben mit Sicherheit keinerlei Interesse daran deine Position zu übernehmen. Überhaupt wären wir wohl nicht mal mehr hier, wenn du nicht uns in die Quere kommen würdest."
‚Hm? Davon höre ich nun das erste Mal...' Dachte ich überrascht, wobei meine Schwester wohl den Gedanken teilte, als wir uns verwundert ansahen. Mum und Dad schienen uns doch etwas mehr zu verschweigen als wir dachten. „Aber, aber...Nun wollen wir nicht über so etwas reden, Laito. Habe ich nicht eure Wünsche derzeit alle respektiert, sogar eure Hochzeit habe ich geduldet und die Tatsache, dass ihr eure Kinder nicht in der Dämonenwelt aufzieht. Selbst als sie in die Ränge der erwachsenen Vampire kamen, wolltet ihr es unbedingt nur auf das Wichtigste reduzieren. Meint ihr nicht, dass ihr ihnen so viele Erlebnisse nehmt~?" Entgegnete der Goldäugige, was dafür sorgte, dass Mum sich etwas verkrampfte und Dads Ausdruck nur düsterer wurde.
Doch auch Hikari schien mit dieser Aussage nicht zufrieden zu sein, zur Hölle, mir ging es da nicht wirklich anders, doch sie ballte ihre Hände zu Fäusten und atmete kurz durch, bevor sie sagte: „Sie nehmen uns nichts weg. Was wollen wir mit solchen dämlichen Traditionen, mit welchen wir uns eh nicht identifizieren können? Natürlich kann ich nun nicht für Akito mitreden, aber...ich für meinen Teil bin froh, dass wir in der Menschenwelt viel sind. Egal ob es nun in der Welt von Mum ist oder hier..." „Ich...muss hier da nun zustimmen." Fuhr ich ihre Worte fort und sah in die Richtung von Großvater.
„Natürlich mögen wir die Dämonenwelt dennoch und wir sind auch öfters mal dort, aber...Hier gibt es so einige Dinge, die dort nicht existieren und Menschen sind einfach auch interessant." Ehrlich gesagt hatte ich nun mit so einigem gerechnet, aber...die einzige Reaktion des Vampirkönigs war ein herzliches Lachen, bevor er sich geschlagen gab und meinte: „Nun, da werde ich wohl nichts gegen argumentieren können wenn sogar ihr es sagt...~ Hm...allerdings würde ich nun wohl doch gerne noch etwas mit euren Eltern alleine reden, wäre das möglich? Es dauert sicher auch nicht lange~."
‚Spinne ich oder...wirkte das gerade nicht wie eine Frage sondern eher wie ein indirekter Befehl...?' Stellte ich mir die gedankliche Frage, während ich mich wunderte ob der plötzlich andere Ton nur eine Einbildung war oder Realität.
„Was? Nun sollte ich extra dabei sein und das war es? Die Unterhaltung ging keine Stunde...!" Entfuhr es meiner nur einige Minuten jüngeren Schwester fassungslos, wobei sie wohl ohne es zu bemerken von ihrem Platz aufgesprungen war.
„Hikari..." Diesmal war es Mum, welche sich etwas gefasst hatte und nun mit einem leichten, selbst wenn es aufgesetzt wirkte, Lächeln an sie gerichtet sprach: „Ich weiß, es regt dich nun auf...Doch ich hätte nun auch eh noch etwas mit ihm zu besprechen. Wie wäre es, wenn du mit Akito etwas in die Stadt gehst? Ansonsten wird es wohl etwas langweilig, wenn es alle außer Haus sind..." „...Na schön, wenn du meinst." Gab sie sich schnell geschlagen, wohl auch spürend, dass es ihr ernst war damit.
„Dann...okay. Wir haben unsere Handy dabei sollte aber was sein." Sprach ich an meine Eltern gewandt, mich dieser Situation einfach ergebend. Was würde es nun auch bringen wir irgendwelchen Ärger zu Sorgen?
Tja, und so waren Hikari und ich ehe man sich versah aus dem Salon raus und auch wenn die Versuchung stark war zu lauschen, irgendetwas sagte mir, dass was sie besprachen nicht für unsere Ohren bestimmt war.
Die Atmosphäre war dafür viel zu ernst, nachdem die Tür zugefallen war.


Die Zwillinge mischen aufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt