Das Glück auf deiner Seite

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Ungeduldig lief Carol auf der Veranda auf und ab. Eine Stunde war bereits vergangen, als Sam und Shane losgefahren waren und weder die beiden, noch Rick, Glenn und Hershel waren zurück. Sie machte sich große Sorgen um alle. Was wäre, wenn ihnen etwas zugestoßen war, und keiner wusste davon? Lori könnte sonst wo sein, vielleicht sogar in einer ganz anderen Richtung als Sam und Shane es jetzt waren.

Sie blieb an der Ecke der Veranda stehen und blickte am Haus vorbei. Angestrengt versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu sehen, doch es tauchten keine Scheinwerfer auf. Schnaubend lief sie weiter auf und ab.

„Sind sie schon da?", rief Andrea ihr zu, bereits zum fünften Mal musste Carol verneinen und zum fünften Mal begann die Blonde sie zu vertrösten. Sie schüttelte innerlich den Kopf.

Die Kurzhaarige wurde lange genug vertröstet. Darauf, dass Sophia nicht allzu weit weggelaufen sein konnte. Darauf, dass man sie bald finden würde und sie ihre geliebte Tochter in die Arme schließen könne. Damit war es jetzt vorbei. Sie musste ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen und konnte sich nicht mehr auf andere verlassen. Dadurch hatte sie ihre Kleine verloren.

Plötzlich hörte sie ein vertrautes Brummen. Sie lief erneut zur Ecke und sah in der Ferne Scheinwerfer aufblitzen. Gebannt wartete Carol darauf, bis sie näherkamen, dann erkannte sie den grünen Wagen. Blitzschnell rannte sie die Treppenstufen der Veranda hinunter zu dem parkenden Auto. Auf der Beifahrerseite stieg Lori aus, auf der anderen Seite Shane. Sie zog die Rückkehrerin in eine Umarmung, dann wartete sie darauf, dass eine weitere Tür aufging.

„Wo ist Samantha?", fragte sie mit zittriger Stimme und sah nur ihrem Blick ausweichende Gesichter. Keine Antwort.

„Wo ist Sam!?", wollte sie mit mehr Nachdruck wissen und Shane begann sich zu räuspern.

Dies hieß nichts Gutes.

„Carol, ich... es tut mir leid. Samantha wurde von einem Beißer erwischt, ich konnte nichts mehr tun", erklärte er und spielte dabei die Unschuld vom Lande.

Sie wich einen Schritt zurück, schlug die Hand vor den Mund und sah ihn entsetzt an. Tränen stiegen wieder in ihre Augen, welche sie verzweifelt versuchte wegzublinzeln. Das konnte nicht sein Ernst sein. Sam konnte nicht erwischt worden sein. Nein, nicht sie!

„Nein! Nein, nein! Du lügst!", zischte sie kopfschüttelnd.

„Carol ...", begann Lori, doch sie unterbrach die Dunkelhaarige.

„Selbst, wenn ihr die Wahrheit sagt. Habt ihr sie einfach so da draußen liegen lassen? Ihr habt es nicht für nötig gehalten, sie wieder hier her zu bringen?"

Die Kurzhaarige war außer sich vor Zorn und trotz der Versuche, es zu verhindern, rannen Tränen ihre Wangen hinunter.

„Wie kannst du davon sprechen, dass wir diejenigen beerdigen, die wir lieben, wenn du Sam einfach so da draußen liegen lässt?"

Wie konnten sie nur. Lori wollte sie in den Arm nehmen, doch Carol wich zurück. Sie brauchte keinen weiteren Trost. Alles, was sie wollte, war eine ordentliche Beerdigung für Samantha.

Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Wiese hinunter zum Waldrand. Wenn sie sich auf die Suche nach Sam machen würde, brauchte sie jemanden, dem sie trauen konnte.

Es brannte kein Feuer mehr und Daryl war nirgends zu sehen. Das Zelt lag verlassen da. Dieser Kerl trieb sich immer dann im Wald herum, wenn man seine Hilfe brauchte. Als sie weitergehen wollte, tauchte er hinter einem Baum auf.

„Du schon wieder! Diesmal ohne Schutzbegleitung?", fragte er, die Stimme vor Spott triefend. Carol ignorierte den Seitenhieb.

„Sam ist mit Shane losgefahren, wegen Lori. Eben sind sie zurückgekommen."

Fremde FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt