Rehabilitation

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Es dauerte nicht lange, bis Rick wieder in dem Raum auftauchte. Der verschwundene Häftling war nicht bei ihm, dafür hatte er ihr den Pfeil mitgebracht. Sie bedankte sich bei dem Anführer und steckte ihn in den Köcher zurück. Bereits vorher sammelte sie die anderen ein, denn nichts war wichtiger als Munition. In diesem Fall konnte man Pfeile immer wieder verwenden, sollten diese nicht gebrochen sein.

„Was machen wir mit den beiden?", stellte Samantha dann die Frage an den Sheriff und nickte zu den knienden Häftlingen.

Rick antwortete nicht, sondern zog erneut seinen Revolver und hielt ihm dem Blonden an den Kopf.

„Warum sollten wir euch nicht umbringen?", zischte er.

Der Kniende begann vor Angst zu zittern.

„Wir haben mit der Sache nichts zu tun. Sag's ihnen Oscar", wimmerte er und sah zu seinem Kumpel.

„Halt die Klappe, Axel!", meinte dieser nur und behielt eine steinerne Mine.

Rick ließ Axel, wie der blonde Häftling hieß, in Ruhe und richtete die Waffe auf Oscar, doch dieser war davon wenig beeindruckt.

„Ich hab noch nie um mein Leben gebettelt und werd' jetzt nicht damit anfangen", sagte er ruhig und sah dem Anführer ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen.

Einige Sekunden starrten sich die zwei an, dann meldete sich erneut Axel zu Wort: „Wir sind echt nicht so. Ihr habt gesehen, was die mit Tiny gemacht haben, er war mein Kumpel. Wir sind vielleicht Diebe, aber keine Mörder."

Samantha musste anlässlich des Namens schmunzeln, fand sie ihn aufgrund der Größe des getöteten Häftlings recht amüsant. Rick blickte zu Daryl, T-Dog und ihr, dann steckte er den Revolver zurück in den Holster.

„Mitkommen", forderte er und verschwand durch die Tür, durch die kurz zuvor der dritte noch lebende Insasse geflohen war.

„Los, bewegt euch", drängte der Schütze sie und schubste Axel, damit er aufstand.

Beide folgten dem Sheriff in den dunklen Korridor, dahinter T-Dog, Daryl und die Bogenschützin.

Es dauerte nicht lange und die Gruppe erreichte den nächsten Zellenblock. Dieser war dunkler als C und stank gewaltig. Der Grund hierfür konnte Samantha erst erkennen, nachdem sie hinter den anderen hervorgetreten war. Alle Zellen waren geöffnet worden und vor jeder lag sein toter Bewohner. Kopfschüsse zierten die verwesten Köpfe, welche in ihrem eigenen vertrockneten Blut lagen. Der Geruch nach Verwesung ließ Samantha durch den Mund atmen.

„Ihr bleibt jetzt hier. Ich will euch nicht in der Nähe von uns sehen", sagte Rick und legte zur Betonung seiner Worte wieder die Hand auf seine Waffe.

„Aber das ist doch grausam", protestierte der Blonde und deutete auf die Leichen.

„Ich geb euch nen Tipp: Bringt sie raus und verbrennt sie", meinte T-Dog und wandte sich zum Korridor, in dessen Dunkelheit er auf die anderen wartete.

„Ihr habt hier drin Glück. Da draußen, das ist die Hölle", sagte dann Daryl zu den beiden, nickte Samantha zu und verschwand zu T-Dog.

„Sollte ich euch nur in unsere Nähe riechen, bring ich euch um!", hörte sie Rick zischen.

Sie drehte sich um und sah heftiges Nicken. Der Sheriff ließ Samantha den Vortritt, dicht gefolgt von ihm. Sie nahmen denselben Weg zurück. In dem Raum, in welchem immer noch der tote Tomas lag, blieben sie stehen.

„Wir werden sie im Auge behalten", meinte Rick und blickte die Drei abwechselnd an.

„Wenn ihr einen von den denen bei uns rumlungern seht, wartet nicht lange. Die haben unsere Nerven sowieso schon strapaziert. So was wie heute brauchen wir nicht noch mal."

Fremde FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt