Yososhis Plan

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„Was machen wir hier?", erkundigte sich Pica argwöhnisch, während er die riesigen Glashochhäuser rund um sie herum betrachtete. Die Spiegelungen der anderen Häuser in ihren Fensterscheiben ließen die Lime Street noch viel dichter bebaut aussehen. Das alte Gebäude der Lloyds Bank, das so gar nicht zu den modernen Bauten passte, ging zwischen der Höhe der Glasriesen unter und Pica fühlte sich mit einem mal unendlich klein. Verunsichert drehte er sich um sich selbst, doch rund um ihn herum war die Straße voll solcher Bauten. Würde nicht aus noch so vielen Zimmern Licht in die Nacht scheinen, hätten die Bauten vermutlich noch viel bedrohlicher gewirkt. Aber auch jetzt gaben sie Pica das Gefühl ihn erdrücken zu wollen.

Als Yososhi nicht antwortete, richtete Pica seine Aufmerksamkeit schließlich auf ihn. Erst jetzt bemerkte er den merkwürdigen Ausdruck, der in den Augen des Djinns lag. Ein Ausdruck, den er noch nie zuvor bei einem von ihnen gesehen hatte. Während  Yososhis linkes azurblaues Auge in der Dunkelheit untergehen zu schien, blitzte sein rechtes, eisblaues gefährlich im Schein der Straßenlaternen. Pica verspürte ein ungutes Gefühl und wich unbewusst einen Schritt von ihm zurück.

„Beängstigend, nicht wahr?", ergriff Yososhi schließlich das Wort, was die Elster nur mit einem hastigen Nicken beantwortete, nicht sicher darüber, ob Yososhi dieses Viertel meinte oder sich selbst.

„Das ist es, was die Menschen modern nennen. Hohe, protzige Bauten, in denen sie sich voll und ganz ihrer Arbeit widmen können, nur um sich dann darüber zu beschweren, dass sie zu viel Arbeit haben", fuhr Yososhi fort und wandte seinen Blick von Pica ab, was diesen ein wenig erleichterte.

„Und ich darf es nicht nieder brennen... Früher fanden die Götter es amüsant die Menschen dabei zu beobachten, wie sie jedes Mal meinen Bränden hinterher räumten. Und heute? Heute finden sie es amüsant mich mit Bränden davon zu jagen."

Über Yososhis Gesicht huschte ein Ausdruck der Verbitterung, bevor er nach Pica Hand griff und sie raus aus London teleportierte, an einen Ort voller Menschen. Hier war es mitten am Tag, dem Stand der Sonne zu urteilen nach Mittagszeit. Vor Imbissbuden tummelten sich die Massen, hinter ihnen ertönte lautes Kreischen. Erschrocken fuhr Pica herum und bemerkte eine dieser Achterbahnen hinter sich, auf der ein Gefährt mit acht Waggons verbogenen Metallschienen folgte und die Menschen, die doch tatsächlich wagemutig genug waren sich dort drauf zu begeben, ein unvergesslich schauriges Ereignis bot. Überall liefen merkwürdig verkleidete Menschen über die Wege. Kinder bettelten um Luftballons und Süßigkeiten, während sie aufgeregt zu einem aufwendig gebautem weißen Schloss, mit unendlich vielen Türmen und blauen Spitzdächern zogen und zerrten. Von überall erklang Lachen und kreischen.
Pica war bereits ein paar Mal in Freizeitparks gewesen um Seelen zu stehlen. Damals waren die Parks noch nicht so groß gewesen und es war häufiger zu Unfällen auf den Attraktionen gekommen. Er erinnerte sich an ein kleines Mädchen, dass auf einem Karussell tödlich verletzt worden war, weil Samaya den Befehl hatte, die Sicherung des Karussell durchbrennen zu lassen, um das kleine Mädchen, das am Sicherungskasten saß, aufgrund des Elektroschocks sterben zu lassen. Ein Tod an den er sich nur zu gut erinnern konnte, denn er hatte ihn einmal mehr daran erinnert, dass die Götter kein System in ihren Entscheidungen hatten. Nicht das Alter einer Person oder ihre Boshaftigkeit ließen sie Samaya und Pica damit beauftragen ein Leben zu nehmen. Es war eine Willkür und das erfüllte Pica mit einer gewissen Wut. Menschen waren ohne Wert für Götter und genau da lag die einzige Gemeinsamkeit, die Pica mit ihnen teilte. Auch er selbst war den Göttern egal. Sie genossen es ihn zu quälen.

Er blickte zu einem Kettenkarussell in der Nähe. Ein paar Jahre später, hatten sie denselben Auftrag erhalten. Wieder ein kleines Mädchen, im selben Freizeitpark, am selbe Karussell. Der Park war daraufhin geschlossen worden.

„Sieh dir das an Pica. Diesen grausigen Ort, an den Menschen kommen, um sich zu vergnügen. Der Natur nehmen sie all diese Fläche weg, für solch irrsinnige Konstruktionen. Das ist es, wofür sie ihr kostbares Geld ausgeben, während..."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2022 ⏰

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Der Pakt der Unsterblichen (Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt