15-Unser Date mit Folgen

179 19 0
                                    

Ich begann meine Spaghetti Carbonara zu essen, während er ein Stück des halbrohen Fleisches auf seinem Teller aufspiesste.
„Lecker!"
Merkte ich an.
Dann fixierte ich ihn.
Ziel eines Dates war es, mehr über den Gegenüber herauszufinden. Und genau das hatte ich vor. In unseren nächtlichen Gesprächen hatte ich oft von mir, meinem früheren langweiligen Leben und meiner Mom erzählt. Er wusste eigentlich alle Basisdaten von mit. Das konnte ich umgekehrt nicht behaupten. Hier konnte er mir aber nicht ewig ausweichen. Also war es meine Chance, ihn auszufragen.
„Damon, was arbeitest du eigentlich? Ich weiss das noch immer nicht."
Er hielt inne und grinste schief.
„Ich verkaufe Dessous an verzweifelt alleinstehende Damen in ihren 50ern."
Mein Unterkiefer klappte auf.
Sein hämisches Lachen verriet, dass er mich voll verarscht hatte.
„Idiot", murmelte ich und drehte mit eine neue Gabel Spaghetti.
„Ich arbeite bei einer Aktiengesellschaft. Es ist ein ziemlich langweiliger Bürojob, aber es bringt die Miete ins Haus."
Ich nickte interessiert.
„Und was genau ist deine Aufgabe dort?"
Er seufzte.
„Ich berate unsere Kunden, in welche Aktien sie investieren sollten, und aus welchen sie sich zurück ziehen sollten. Ziemlich einfach."
„Musst du dann als Kundenberater nicht einen Anzug tragen?"
Er gluckste.
„Ja, das muss ich."
„Wieso sehe ich dich denn nie in einem?"
Fragte ich neugierig und nahm mir etwas Brot, um damit etwas Sauce aufzuputzen.
„Ich ziehe mich erst im Büro um."
Das klang einleuchtend.
„Und deine Eltern? Mia und du habt noch nie über sie geredet?"
Er legte das Besteck hin und füllte mein Glas auf.
„Wir reden auch nicht gerne über sie. Unsere Mutter starb bei Mias Geburt. Unser Vater war ein nichtsnutziger Säufer. Wo er jetzt ist, weiss ich nicht."
Ich schluckte und starrte ihn mitfühlend an.
„Damon, das tut mir..."
Er unterbrach mich barsch.
„Muss es nicht. Es geht uns gut. Dafür habe ich gesorgt."
Ich nickte nur. Das war wohl ein wunder Punkt bei ihm. Ich liess es auf sich beruhen. Auch wenn ich gerne gewusst hätte, wie die Beziehung zu seinem Vater sein Leben beeinflusst hatte. Stattdessen unterhielten wir uns über andere Dinge. Ex Freundinnen, wie er die anderen kennen gelernt hatte, und so weiter.
Dass er bei den Frauen beliebt war, hatte ich mir schon gedacht. Es aber zu hören, verunsicherte mich trotzdem.
Die übrigen Mitglieder der Crew hatte er allesamt zusammen gelesen, sie teilten ähnliche Schicksale wie er. Einige von ihnen kamen dann noch dazu, als er das Loft gekauft hatte. Es kam mir einleuchtend vor. Er hatte ihnen ein Zuhause gebaut, nachdem sie früher nie ein wirkliches hatten. Traurig, aber irgendwie berührend.
Wir assen und er lachte sogar über einen schlechten Witz von mir. Dass er schlecht war, lag aber nur an meinem dritten Glas Wein. Mehr als das liess mich Damon auch nicht trinken. Ich schwankte sogar etwas, als wir das Restaurant verliessen und einem verschmitzt grinsenden Dave winkten.
„Verdammt, ich wusste nicht, dass du so wenig verträgst", merkte Damon an, während er mich ins Auto bugsierte. Ich grinste.
„Ups."
Er schnallte mich an und seine Haare strichen dabei über meine Wange. Ich schluckte.
„Bist du schon oft mit Frauen hier gewesen?"
Fragte ich.
Damon hatte gerade den Motor gestartet und sah mich von der Seite her an.
„Ich war hier noch nie. Mit niemandem."
Ich nickte und schwieg. Es war für mich nicht zu glauben, dass jemand wie er Interesse an jemandem wie mir haben könnte. Vielleicht suchte ich deswegen nach einem Fehler. Aber bisher hatte er mir keinen gegeben.

Ich musste zugeben, dass ich noch immer leicht angeheitert war, als wir wieder beim Loft ankamen.
Ich giggelte dumm, als mir Damon, ganz der Gentleman die Autotüre öffnete.
Ich stolperte hinaus und legte die Hände auf den schwarzen Gürtel, den er zu seinen lockeren Cargohosen trug.
„Du siehst wirklich gut aus", schnaufte ich,
Notiz an mich selbst: Alkohol machte mich absolut ehrlich.
„Ich weiss."
Meinte Damon mit einem selbstzufriedenem Grinsen.
Ich äffte ihn nach.
„Ich sollte dir öfters ein Glas Wein bestellen, wenn du mir danach solche Komplimente machst."
Merkte er an und fuhr mir flüchtig über die Wange. Zurück liess er ein prickelndes und brennendes Gefühl.
„Damon?"
Fragte ich und er sah zu mir hinunter.
„Hm?"
„Das war echt schön. Danke für den Abend."
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn kurz. Zum Glück hatte ich drei Gläser Wein Intus. Das hätte ich mich sonst nämlich nicht getraut. Auch er wirkte etwas erstaunt, strich dann aber sanft über meine Lippen.
„Das ist schön."
Dann drehte er sich um.
„Shit."
Er hatte gerade den Schlüssel aus seiner Tasche gekramt und sich dem Backsteinhaus zugewandt, als er zu Eis wurde.
Ich reckte den Kopf nach rechts, um an ihm vorbei zu linsen und zu sehen, was den unerschrockenen Damon so verstört hatte.
„Oha."
Machte ich.
In schwarzer Farbe war ein fettes Kreuz, wie jenes aus dem christlichen Glauben, an die Eingangstüre gesprayt worden.
Ich versuchte nachzudenken. Mein Gehirn war durch den angenehmen Nebel in meinem Kopf jedoch etwas verlangsamt. 
„Sind das irgendwelche Fanatiker gewesen," stellte ich laut meine These auf.
„Ich kenne die aus Loganville, die kreuzen einfach auf und klingeln..."
„Halt den Mund."
Kam es forsch von Damon und ich verstummte sofort. Ihm aufs Wort zu gehorchen, war jetzt keine Eigenschaft an mir, auf die ich besonders stolz war. Aber ich konnte nicht viel dagegen tun. Mein Körper gehorchte, bevor mein eigener Kopf den Befehl dazu gab.
Mit dem linken Arm tastete er hinter sich nach mir und mit der Rechten zog er die Pistole hervor.
Meine Augen weiteten sich.
„Was zum Teufel? Die hattest du den ganzen Abend dabei?"
Er sah mich scharf an. Mit einem Ton, der absolut keinen Widerspruch duldete, meinte er:
„Jetzt ist nicht die Zeit dafür."
Ich kniff die Augen angepisst zusammen. Na gut, aber so schnell kam er nicht damit davon.
Langsam schloss Damon die Türe auf und zog sie auf.
„Bleib direkt hinter mir."
Ich blinzelte verunsichert. Wieso betrat er sein eigenes Heim mit einer Waffe? Mein Herz erstarrte und das Blut in meinen Blutbahnen gefror.
Hiess das etwa, dass er damit rechnete, dass jemand bei und eingebrochen war?
Adrenalin schoss durch meinen Körper und brachte den Nebel in meinem Kopf dazu, sich abrupt aufzulösen.
Ich versuchte flach zu atmen, um auch alle Geräusche um uns herum zu hören. Ich folgte Damon die Treppe hinauf und blickte immer wieder hinter mich. Aber da war niemand.
Auf Zehenspitzen schlichen wir zur geschlossenen Eingangstüre. Fast lautlos öffnete ich sie. Nur ein klein wenig quietschte sie. Damon ging zuerst hinein. Er erinnerte mich an die Hauptfiguren in diesen Krimis, die meine Mom immer ansah. Dort suchten Politisten die Wohnungen, die sie stürmten auf dieselbe Weise ab. Mit gehobener Waffe, dem Rücken immer an einer Wand. Damon wirkte angespannt aber ruhig. Seine Augen suchten aufmerksam jeden Zentimeter des Lofts ab, während er jedes Zimmer öffnete und durchsuchte. Ich folgte ihm wie ein hilfloser Welpe, der zu nichts zu gebrauchen war. Viel eher war ich darauf konzentriert, nicht ab jedem Möbelstück, dass im Dunkeln unheimlich aussah, aufzuschreien.
Zuletzt kamen wir in mein Zimmer. Nachdem Damon das Licht angemacht hatte und auf meine Bitte hin überall nachgesehen hatte, sogar unter meinem Bett, entspannte ich mich.
„Okay, es ist niemand hier."
Meinte er mit gesenkten Brauen. Er schien noch nicht beruhigt zu sein.
„Das ist doch gut, oder?"
Fragte ich zögerlich. Er zuckte die Schultern und steckte die Waffe weg.
„Und was genau sollte dieses Kreuz an der Tür?"
Fragte ich. Die Situation war mir immer noch ziemlich unheimlich. Meine Finger waren in Damons Oberarme gekrallt.
„Das ist das Zeichen von Nicks Gruppe. Sowas sprayen sie eigentlich nur beim Schulden eintreiben."
Ich verzog das Gesicht. Ich wollte gar nicht wissen, was diese Bande sonst noch so alles tat.
„Wieso sollten sie das bei uns an die Türe sprayen? Wir haben doch keine Schulden bei ihnen, oder?"
Er schüttelte nur den Kopf. Er schien angestrengt nachzudenken.
„Irgendwas stimmt nicht. Wieso sollten sie..."
Es klirrte laut und ohrenbetäubend.
Noch bevor ich den Mund zum schreien öffnen konnte, hatte Damon bereits reagiert.
Er packte mich und drehte uns, sodass er meinen Körper mit dem seinen gegen das Fenster abschirmte und drückte mich eng an sich.
Mein Herz raste und meine Beine vergassen ihre Funktion.
Doch nach dem furchteinflössenden Geräusch von zerspringendem Glas und einem Aufprall auf dem Boden war es ruhig.
Ich sank auf die Knie und Damon folgte mir, nachdem er kurz die Situation abgecheckt hatte.
Ich atmete schnell und hatte die Hand auf die bebende Brust gepresst. Das war aus dem Nichts gekommen, ich hatte kurz gedacht es war ein Schuss.
Meine Angst war ins Unermessliche gestiegen.
„Beruhig dich, es ist alles ok."
Damon bemerkte wohl, dass ich ziemlich neben den Schuhen stand.
Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und fixierte meinen Blick. Er fesselte ihn auf diese einzigartige Weise, die nur er beherrschte.
„Du bist sicher hier. Es ist nichts passiert, Malia."
Ich nickte und schnappte nach Luft.
„O...okay. Was war das gerade?"
Damon rückte etwas zur Seite und gab den Blick auf einen roten Backstein frei, an dem ein weisser Zettel angemacht war.
Das grosse Fenster in meinem Zimmer war eingeschlagen, überall lagen kleine, glitzernde Scherben am Boden.
„Ist das ein Zettel?"
Fragte ich und Damon nickte.
Ich robbte vorwärts um danach zu greifen.
„Pass auf", murrte der schwarzhaarige Typ neben mur und fing meine Hand auf, bevor ich sie voll in die Scherben gelegt hätte.
Mit dem Zettel in der Hand lehnte ich mich wieder zurück.
Ich faltete ihn auf.
„Schönes Zimmer", las ich laut vor. Dann formte sich ein Knoten in meinem Hals. Woher wusste Nick, welches mein Zimmer war? Und woher wusste er, zu welchem Zeitpunkt er das Fenster einschlagen musste? Hatten sie etwa auf uns gewartet und uns beobachtet, seit wir von unserem Date zurück gefahren waren?
Ich sah Damon verängstigt an.
„Das ist echt nicht lustig. Wieso schreibt er das?"
Winselte ich und er erhob sich ruckartig. Seine Augen versprühten wütende Funken, die Hände hatte er zu Fäusten geballt.
„Das reicht. Ich bringe ihn um."
Er machte Anstalten, sich umzudrehen, doch ich krallte meine Nägel wieder in seinen Arm.
„Warte!"
Kreischte ich und er drehte sich angepisst um.
„Der Typ hat die längste Zeit Zähne in seiner Fresse gehabt, ich habe die Schnauze echt voll."
Ich umarmte ihn. Schon klar, dass das jetzt irgendwie unpassend war. Aber ich wusste zwei Dinge. Erstens, wenn er jetzt los ging, würde er hauchhos verlieren. Er brauchte die Verstärkung der anderen, egal wie wütend und stark er vielleicht gerade war. Und zweitens, wenn er jetzt ging, dann war ich ganz alleine zuhause. Und dieser Gedanke liess mich schlottern.
„Bitte geh nicht."
Flüsterte ich und drückte ihn fest an mich. Ich konnte sein verwirrtes Zögern spüren, dann liess er aber die Arme sinken und löste mich sanft von sich.
Ich hatte schon wieder diese lästigen Tränen in den Augen. Wieso konnte ich das nicht einfach abstellen?
„Nein, Damon, bitte..."
Setzte ich an, doch er küsste mich.
Als er sich löste strich er mir übers Haar.
„Schon gut. Ich bleibe hier. Du schläfst heute in meinem Zimmer. Hier setzt du keinen Fuss mehr rein."
Ich nickte. Ich war froh über seinen Vorschlag.
Schnell packte ich noch das erstbeste Pyjama, das ich aus meinem Schrank zu fassen bekam und folgte ihm dann ins Wohnzimmer. Mein Zimmer schlossen wir ab. Nur für alle Fälle.
Damon warf die Schlüssel auf den Tisch und öffnete dann die Türe zu seinem Zimmer.
„Ich gehe mich noch kurz umziehen, ich komme gleich."
Es war mir irgendwie mega peinlich, im selben Zimmer wie er zu schlafen. Würde das gut gehen?
Ich war noch gar nie in seinem Zimmer gewesen.
Damon nickte und ging ind Zimmer. Ich huschte ins Bad und kämmte mir schnell die Haare, putzte mir im Schnellzug-tempo die Zähne und zog mich dann um.
„Mist", fluchte ich. Das Pyjama, das ich erwischt hatte, war rosa und hatte kleine Schweinchen drauf. Es war das älteste und hässlichste, das ich besass. War ja klar dass ich ausgerechnet dieses hatte erwischen müssen.
„So eine Scheisse, was mache ich jetzt?"
Zischte ich und verwarf die Hände.
Damon würde mich sicherlich auslachen, wenn ich so in sein Zimmer kam. Aber mein Zimmer erneut betreten und ein anderes Outfit zusammen suchen? Das kam nicht infrage.
Zähneknirschend trat ich wenige Augenblicke in Damons Zimmer.
Als er mich sah hob er eine Braue.
„Wehe du lachst."
Warnte ich ihn und sein einer Mundwinkel zuckte verdächtig. Seine Augen glitzerte spöttisch.
Aber er hob beide Hände.
„Niemals."
Er sass auf der Kante seines Bettes, hatte sich eine Trainerhose übergezogen und schien auf mich zu warten.
Während ich mich ihm näherte betrachtete ich das Zimmer. Ein Schreibtisch mit einem Laptop, ein schwarzer Kleiderschrank, ein metallisches Bett mit schwarzem Bezug, ein Fernseher der an der Gegenüberliegenden Wand hing. Einige Gewichte in der Ecke.
Ein klassisches und einfach gehaltenes Zimmer.
Über dem Bett hing ein Bild des Sternenhimmels.
„Hast du dir alles gründlich angesehen?"
Fragte mich Damon und ich sah schnell wieder zu ihm.
„Eh...ja."
Machte ich unbeholfen.
Damon rutschte auf dem Bett zurück und schlug dann die einladende Bettdecke zur Seite.
Er wies auf den freien Platz neben ihm.
Unsicher trat ich von einem nackten Fuss auf den anderen.
Mit ihm in einem Bett liegen, das hatte ich mir nur erträumt. Jetzt machte es mir fast etwas Angst.
„Kommst du jetzt oder was?"
Damon seufzte und grinste dann schelmisch.
„Ich beisse selten."
Ich schnaubte.
„Ach und das soll mich jetzt ermutigen?"
Er zuckte die Schultern.
„Hey, das war mein bester Spruch."
Ich musste lächeln. Nur er konnte eine Situation so schnell auflockern. Ich kroch zu ihm unter die Decke und legte mich eilig auf den Rücken.
„Fühlst du dich jetzt sicherer?"
Fragte er leiste und ich nickte lächelnd.
„Ja."
„Gut."
Es hatte etwas Intimes, so nebeneinander zu liegen. Unter derselben Decke, die unsere Körper wärmte. Ich hatte die Hände unter den Kopf gelegt, der auf einem der zwei weichen Kissen ruhte. Das Bett roch so gut nach ihm. Und seine Hand ruhte beruhigend auf meiner Hüfte. Wir sahen und stumm an.
Dann fiel es mir wieder ein.
„Wieso hattest du eigentlich eine Pistole an unserem Date dabei? Ich dachte die benutzt ihr nicht."
Er seufzte und rieb sich die Schläfe. Dann zog er die Hand von meiner Hüfte weg. Das mochte mein Körper ganz und gar nicht.
„Was soll das jetzt wieder. Ich habe sie zu unserem Schutz mitgenommen, wieso denn sonst?"
Ich kniff die Augen zusammen und setzte mich auf.
„Und wieso sollten wir in einem Diner irgendwo in der Stadt Schutz brauchen?"
Hakte ich nach.
Er schien sichtlich genervt. Klar, das lief ja wahrscheinlich auch nicht so, wie er sich einen Abend mit mir in seinem Bett vorgestellt hatte.
„Keine Ahnung, Malia. Ich wollte einfach vorbereitet sein."
Ich schnaubte.
„Und wofür?"
„Um dich beschützen zu können."
„Und wieso willst du mich beschützen?"
Hakte ich hoffnungsvoll nach.
Er wirkte Ernst, sein Blick hielt meinem stand.
„Weil du meine Verantwortung bist."
Ich verzog verächtlich die Lippen. Ich musste einfach Aufstehen, ich konnte nicht mit ihm reden und dabei rum sitzen. Damon tat es mir gleich.
„Das ist Bullshit!"
Aus einem unerfindlichen Grund versetzte es mich in Rage, dass er mir nicht endlich sagen konnte, was ich hören wollte. Dass er es tat, weil ich ihm wichtig war. Weil er mich mochte.
„Verdammt, Damon. Sag mir den Grund wieso du mich beschützt!"
Ich wollte die Mauern um ihn herum so gerne einbrechen, aber er liess es einfach nicht zu.
Er fuhr sich durch das Haar.
„Malia, ich weiss nicht, was ich dir sagen soll. Was willst du denn hören?"
Er wirkte jetzt wirklich angepisst.
Er sollte mir so viele Dinge sagen. Tat er aber nicht.
Ich sah, wie er mit dem Kiefer mahlte.
Aber dieses mal würde ich nicht stoppen. Ich war genauso stur wie er. Er war nicht der Einzige, der wütend war. Ich war frustriert. Frustriert weil ich meine beste Freundin wegen uns anlog, weil ich wegen ihm in diese ganze Scheisse rein geraten war, einfach wegen allem! Ich schwieg und blickte ihn so böse an wie ich nur konnte.
„Ich verstehe nicht, wieso du jetzt so einen verdammten Aufstand aus dem Nichts machst!"
Damon verwarf angepisst die Hände und blitzte mich scharf an.
Ich verzog gequält die Lippen. Ich wusste es schon. Und ich wollte endlich mutig genug sein, es auszusprechen. Auch wenn ich panische Angst davor hatte, was danach passierte. Aber während ich in diese glühenden, grünen Augen sah, wie er mein Gesicht absuchte als würde er dort die Antwort finden, konnte ich einfach nicht mehr länger schweigen. Ich musste mir selbst eingestehen, was ich die ganze Zeit über geleugnet hatte. Und zwar, dass er mich anzog. Mehr noch als dass. Ich war mir nun sicher.
Also holte ich tief Luft. Die Worte blieben mir im Hals stecken.
„Jetzt komm schon Malia, raus damit. Ich habe echt keine Nerven mehr für diesen Scheiss."
Die Adern an seinen Unterarmen standen deutlich hervor, seine Brauen waren zusammen gezogen. Von der anderen Seite des Bettes blitzte er mich scharf an.
Ich wollte nicht mehr das Mädchen aus Loganville sein, ich wollte endlich einmal das einfordern, was ich wollte. Und ich wollte ihn.
Also hob ich den Kopf und verschränkte die Arme. Als würde mich das irgendwie vor seiner Reaktion schützen.
„Ich...ich habe Gefühle für dich, Damon. Und das kackt mich an."
Er liess die angespannten Schultern sinken und wirkte einen kurzen Moment lang ehrlich überrascht.
„Was kackt dich an?"
Hakte er nach. Fein, jetzt gab es kein Zurück mehr. Also Augen zu und durch.
„Dass...dass ich dich will. Dass ich mich in dich verliebt habe."
Kaum hatte ich es gesagt, presste ich die Lippen zusammen und starrte ihn unwohl an. Ich hatte mich tatsächlich getraut. Einerseits war ich unglaublich stolz darauf, dass ich mich sowas getraut hatte. Andererseits fürchtete ich mich auchh, denn jetzt hatte ich mich gerade enorm verletzbar gemacht. Jetzt war es an ihm.
Er stand nur da, in seinen lockeren, schwarzen Trainerhosen und dem Shirt, dass genau an den perfekten Stellen eng anlag.
Ich wartete noch einige Sekunden, dann nickte ich abrupt.
„Okay. Schon klar. Du brauchst nichts zu sagen. Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Bullshit."
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die dummen Tränen zurück zu halten. Ganz toll. Verdammte Scheisse auch. Was hatte ich auch erwartet, das war Damon. Ich konnte mir aus ihm nicht meinen Märchenprinzen basteln, egal wie sehr ich es auch versuchte. Er war daran nicht interessiert.
„Denkst du, ich will dich nicht, Malia?"
Seine Stimme war rau und ich erschauderte davon. Sofort ging mein Blick zu ihm.
„Allein wenn du im Raum bist, überkommt mich das Verlangen, dir sofort alle Kleider vom Leib zu reissen. Wenn du dich neben mich setzt macht mich das verrückt, wenn ich sehe wie deine Finger irgendetwas berühren, komme ich ins schwitzen. Denkst du, ich will dich nicht verdammt?"
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
„Scheisse, ich will dich seit du das erste mal vor dieser Tür gestanden hast."
Das war jetzt unerwartet gekommen. Ich glaube Damon war in meiner ganzen Zeit hier nicht einmal so ehrlich zu mir gewesen. Geschweige denn hatte er jemals so viel von sich Preis gegeben.
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
Mein Herz flatterte als wären ihm gerade Flügel verliehen worden. Damon lief um das Bett herum zu mir.
Er blickte zu mir hinunter, das satte Grün war von seinen dichten, schwarzen Haaren umrahmt, die ihm in die Stirn hingen.
„Aber du hast etwas besseres verdient, als mich. Jemanden, der es richtig macht."
Sowas wollte ich nicht hören. Endlich hatte ich mich getraut ihm zu sagen, was ich schon so lange gefühlt hatte. Das durfte er jetzt nicht kaputt machen. Also legte ich ihm die Arme um den Hals und erwiderte seinen durchdringenden Blick.
„Dann mach es richtig. Denn ich will keinen anderen."
Sein Blick huschte kurz über meine Lippen. Dann lachte er kurz kehlig.
„Du scheinst echt viel zu viel Vertrauen in mich zu haben."
„Ja. Das habe ich."
Ernst blickte ich zu ihm hoch.
Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste seine vollen, warmen Lippen. Sofort wurde es warm in mir. Ich wusste nun, dass es genau dieses Gefühl war, dass ich so liebte. Und wenn ich so etwas empfand, wenn er bei mir war, dann konnte das zwischen uns nicht falsch sein.
Er stöhnte leide und ich beobachtete seine geschlossenen Lieder.
„Wir sollten das nicht tun."
Hauchte er mit rauer Stimme.
Ich gluckste.
„Ich hätte nie gedacht, dass du derjenige sein würdest, der das sagt."
Er grinste schief und sah mich aus diesen heissen, verlangenden Augen an.
„Ich auch nicht."
Er runzelte kurz die Stirn.
„Ich schätze, ich will es einfach richtig machen."
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Sowas von ihm zu hören war besonders. Und ich war mir sicher dass es echt war. Ich wusste es einfach.
„Dann mach es richtig. Und zwar jetzt."
Ich nahm sanft seine Hände und legte sie an meine Brust.
Seine dunkeln, schönen Augen wanderten nach unten und dann wieder hoch. Er leckte sich leicht über die volle Unterlippe. Er wusste, was ich meinte. Und er liess es sich nicht ein zweites Mal sagen.
Während er seine Lippen auf meine legte, trafen sich unsere Blicke. Er wirkte ernst, aufrichtig. Meinem Herz wuchsen Flügel, als ich ihn auf meiner Zunge schmeckte. Ich legte meine Arme um seinen Hals, zog ihn mit mir und er folgte mir bereitwillig auf sein breites, gemütliches Bett. Ich landete auf dem Rücken und er stützte sich auf seinen Ellbogen links und rechts von mir ab. Seine schwarzen Haarsträhnen kitzelten meine Stirn, als sein Gesicht so nahe über meinem schwebte, dass ich seinen Atem auf meiner Nase spüren konnte.
Er sagte nichts, sah mich einfach nur an und durchdrang mit seinem intensiven Blick jegliche Mauern in meinem Innern. Er blickte direkt in mich hinein. Ich schauderte. Er bemerkte es und kurz zog er einen Mundwinkel hoch. Dann küsste er meine Wange, strich mit diesen verführerischen Lippen meine Halskuhle entlang und entfernte mit absoluter Leichtigkeit beide Teile meines kindischen Pyjamas. Dabei sorgte ich dafür, dass sich unsere Lippen keine Sekunde unberührt liessen. Strampeln wurde ich meine Unterhose los und er die seine, während ich unwillig kurz inne hielt, um sein Shirt zu entfernen. Als er sich wieder über mich beugte und seine Hand zwischen meine nackten Beine fuhr, wurde ich rot.
Keine Ahnung wieso, aber ich fürchtete, dass er mich vielleicht nicht schön genug finden könnte. Doch indem er jeden Zentimeter meines Körpers küsste, den Bauch hinab bis zu der empfindlichen Stelle an der Innenseite meines Oberschenkels, wobei er mich frech anblickte, waren die Zweifel schnell verschwunden. Er wollte mich. Ich konnte es sehen.
Er machte sich kurz los von mir und zog ein Kondom aus dem Nachttisch neben dem Bett und öffnete. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich wirklich dabei war, es zu tun. Mein Herz begann zu rasen. Das war doch ein besonderer Moment, sagte man immer, oder? Aber viele meiner Freundinnen sagten mir immer, man solle es einfach hinter sich bringen. Ich hatte aufgehört zu lächeln und Damon hielt inne.
Sein fragender Blick reichte bereits, um mich zum reden zu bringen.
„Ich...ich hab Angst."
Murmelte ich und wandte verlegen den Blick ab. Was war ich doch für ein Schisshase.
Aber Damon nahm mich ernst.
Er kroch langsam wieder über mich, strich mir über die Wange und küsste mich kurz.
„Wir müssen das nicht tun. Wir müssen gar nichts tun, dass du nicht willst."
Machte er deutlich und ich seufzte.
„Doch. Ich will es unbedingt...nur..."
Er schmunzelte kurz und küsste mich erneut.
„Ich verstehe. Es tut kurz weh, aber wenn du entspannt bleibst, vergeht das."
Ich sah ihn aus grossen Augen an und nickte. Wenn es doch bloss für alles im Leben eine Betriebsanleitung gab.
„Und das wichtigste ist, du zeigst mir das Tempo an, das für dich okay ist. Und aufhören können wir jederzeit."
Er schaffte es irgendwie, mir die Nervosität zu nehmen. Es fühlte sich richtig an, mit ihm mein erstes Mal zu haben. Er hatte sich mein Vertrauen verdient, er hatte mir gezeigt dass er mich wollte und zwar wirklich.
„Okay."
Flüsterte ich und er senkte seine Lippen auf meine. Ich schloss die Augen und versank in dem intensiven Kuss. Damon schob sich sanft zwischen meinen Beinen vor und sog scharf die Luft ein, im selben Moment in dem auch ich ihn deutlich spürte. Kurz verzog ich das Gesicht, als ich dieses unangenehme Ziehen spürte, das für einige Sekunden anhielt.
„Soll ich aufhören?"
Seine Stimme klang bebend, irgendwie rau. Das liess mich schaudern.
„Nein. Nicht aufhören", hauchte ich und seine Augen leuchteten.
Und dann war der Schmerz vergessen. Mein Körper schien zu wissen, was zu tun war.
Wir verschmolzen miteinander, stimmten unbewusst unsere Bewegungen ab. Seine Finger schoben sich zwischen meine, zogen meine Arme über meinen Kopf und nageltn sie dort fest, während er mich so intensiv küsste, dass ich das Gefühl hatte, in seinen Küssen zu ertrinken.
Ich stöhnte leise auf. Das Gefühl das er mir schenkte war...unbeschreiblich. Es liess mich gleichzeitig von allen Wolken fallen und auf einer Achterbahn Höhen erleben, von denen ich niemals zu träumen gewagt hatte.
Auf mein leises Stöhnen hin intensivierte Damon seine Bewegungen.
„Verdammt, du fühlst dich so gut an", knurrte er. Dann richtete er sich auf und zog mich an meinen Beinen weiter nach vorne. Dabei liess er den Augenkontakt nicht abbrechen. Das Grün in den seinen schien zu brennen. Ein Waldbrand. Während sich unsere Becken berührten, nutzte ich meine Hände, um über seinen Waschbrettbauch zu fahren und ihn an seiner Hüfte näher zu mir zu ziehen. Ich wollte ihn spüren, ich wollte ihn so nahe wie nur möglich an mir haben.
Und er erfüllte mir diesen Wunsch. Ich konnte nicht anders als leise, lustvolle Laute von mir zu geben, und ihm ging es genauso. Dazwischen küsste mich Damon, so intensiv, dass ich spüren konnte, wie sehr er sich zu beherrschen versuchte. Wir befanden uns in unserer eigenen Welt, in einem ganz anderen Universum. Ich küsste ihn, überall wo ich konnte. Das Gefühl aus Wellen der Lust häufte sich, wurde intensiver mit jeder seiner Bewegungen. Er wusste was er tat und er entlockte mir jedes dieser unbeschreiblichen Gefühle. Ich schloss die Augen und schnappte nach Luft, als das Gefühl so stark wurde, dass es mich wie ein Tsunami überrollte. Ich spürte wie mein Unterleib zitterte und grub die Nägel in die weiche Bettdecke und flüsterte leise seinen Namen. Das Zittern meines Körpers ging auf seinen über und er lehnte sich wieder über mich. Dann kamen wir langsam zur Ruhe. Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in das intensive Grün. Er lächelte. Ein echtes Lächeln. Dann küsste er mich langsam, bevor er sich etwas zurück zog und dann neben mich rollte und mein Gesicht betrachtete. Dann zog er langsam die weiche Decke wieder über unsere Körper.

Late Night EscapesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt