Sie erschrak hoch. Erst wusste sie nicht, wo genau sie sich befand, aber nach und nach kamen die Erinnerungen des gestrigen abends wieder hoch. Gestern...es war ein Abend, wie jeder andere. Sie war wieder mal feiern und hatte zu viel getrunken. Würde sie jemals wissen, wann es zu viel ist, bevor es zu spät ist? Nein, wahrscheinlich nicht. Und es war ihr auch herzlich egal.
Neben ihr regte sich jemand im Bett. Er stöhnte laut auf und kam langsam hoch. "Na, immer noch da? Bist wohl auch Langschläfer, was? Naja, was soll man machen. Ich denke du weißt wo die Tür ist? Gut. Falls du noch duschen willst; den Flur entlang, dritte Tür links. Da müssten frische Handtücher sein. War schön gestern, danke. Tschau." Sie runzelte die Stirn. Also so wurde ich noch nie behandelt. Und es war 'schön'? 'Danke'? Der ist echt komisch. Sie machte sich auf den Weg ins Bad und bewunderte dabei die große, moderne Wohnung. Wie konnte jemand so junges so reich sein? Wahrscheinlich hatte er reiche Eltern. Angeber. Sie nahm ein langes, heißes Bad. Ob ihm das wohl was ausmacht? Und wenn schon. Irgendwann, ohne es zu bemerken, schlief sie ein.
"Hey, aufwachen! Ich will auch noch baden.", weckte sie eine belustigte Stimme. Sie erschrak sofort. Da sie auch ihn mit dieser Reaktion überraschte, rutschte er aus und fiel in die viel zu große Badewanne rein. "Was denkst du tust du da?!", schrie sie in entsetzt an. Er fing an zu lachen. "Was bitte ist daran jetzt so komisch?" Weiterhin beobachtete sie ihn mit einem wutentbranntem Gesicht. Als er sich wieder gefangen hatte, antwortete er gelassen: "Das Gleiche könnte ich dich fragen. Was tust du da bitte? Das hier ist meine Wohnung, heißt meine Badewanne, heißt für dich Einbruch. Obwohl man es nicht Einbru-", sie unterbach ihn. "Einbruch! Jetzt beschuldigt er mich noch wegen Einbruchs! Verdammt, du hast mir doch gesagt ich könne hier ein Bad nehmen und-" Auch er unterbrach sie. "Ich habe gesagt, du könntest duschen." Sie sah ihn sauer an. "Ich war noch nicht fertig, unterbrich mich nicht.", erwiderte sie nur böse, während er entschuldigend die Hände hochhob. "Also; du meintest ich könne hier-", sie machte eine kurze Pause, "duschen-und beschuldigst mich wegen Einbruchs. Das ist doch nicht zu fassen! Und dann erschreckst du mich zu Tode und obendrein steigst du auch noch mit ins Bad. Ich glaub's nicht. Ganz erlich, was bist du doch für ein perverses Schwein. Wer weiß was du mit mir angestellt hast, als ich da so bewusstlos lag?!" Jetzt sah er sie direkt an. Erst in diesem Moment bemerkte sie, dass seine Augen ein wunderschönes Meer aus blau waren.
"Ich würde niemals jemanden bewusstlos für meine eigenen Bedürfnisse missbrauchen. Außerdem würde ich niemals irgendjemanden etwas antun, dass er nicht auch wollen würde. Und ich habe dich nicht eines Einbruchs beschuldigt, ich wollte mich gerade verbessern. Es war nur Spaß." Sie starrte ihn mit offenem Mund an. "Mund zu, sonst kommen Fliegen rein." Er lächelte. Wow, dieses Lächeln war atemberaubend. Warum fielen ihr diese ganzen Dinge erst jetzt auf? Typisch ich, erst in einer peinlichen Situation merken, wie gut der Typ überhaupt aussieht. Toll. Sie bekam keinen Ton mehr aus dem Mund, weshalb er wieder das Wort aufnahm. "Nun gut", begann er, "es macht zwar echt Spaß hier mit dir in meiner Badewanne zu..baden? Aber du solltest dich glaube ich mal abtrocknen. Deine Haut ist schon total verschrumpelt." Er beobachtete sie schon die ganze Zeit. Fand er sie schön? War sie eine der Frauen, die als schön bezeichnet wurden? Sie wusste es nicht und seine Meinung interessierte sie auch nicht wirklich. "Ja", bemerkte sie leise. Sie stand auf, nahm ein Handtuch und trocknete sich ab. Auch hierbei beobachtete er sie, was ihr unangenehm war. Sie ließ es sich jedoch nicht anmerken. Dann nahm sie den Fön und trocknete auch ihre Haare ab. Dabei bemerkte sie nicht, dass er aus der Wanne stieg und sich hinter ihr stellte. Als sie sich umdrehte, erschrak sie wieder einmal. Er fing laut an zu lachen. "Was bitte ist daran so komisch? Musst du mich immer so erschrecken? Warum tust du das?" Er grinste sie an. "Mir macht es Spaß.", antwortete er, immernoch grinsend. "Toll, mir aber nicht." Und sie ging aus dem Bad. Er ging ihr hinterher und führte sie ins Schlafzimmer zurück. "Hier sind deine Sachen. Willst du vielleicht zum Frühstück bleiben?" Damit mir noch mehr peinliche Sachen passieren? Ich weiß ja nicht... Sie schwieg. Dies nahm er anscheinend als 'Ja' war, denn er sprach weiter: "Gut, dann zieh dich an und komm in die Küche. Den Flur entlang und dann die vierte Tür rechts. In fünf Minuten ist das Frühstück fertig." Und damit ging er.Sie saßen beide gegenüber an dem viel zu großen Küchentisch. Warum ist hier alles so verdammt groß?! Sie überlegte gerade, warum sie hier überhaupt saß, da ernahm er das Wort: "Und, wie schmeckt's?" Da sie etwas im Mund hatte, nickte sie nur und lächelte. "Freut mich, dass es dir schmeckt. Wohnst du weit von hier? Ich könnte dich nach Hause bringen, das wäre kein Problem." Sie stockte. Mich nach Hause bringen? Was glaubt der, was er sich da erlaubt? Ich kenn den nicht mal, wir haben nur miteinander geschlafen. Trotzdem antwortete sie ihm: "Im Norden in der Bringford Street. Ist ziemlich weit weg von hier, ich könnte auch einfach den Bus nehmen." Er lächelte ihr zu. "Wie gesagt, es wäre kein Problem dich nach Hause zu bringen. Außerdem trifft sich das gut, ich muss sowieso nach Hamming." Sein Lächeln war ansteckend und auch sie fing endlich an, sich zu entspannen. Sie redeten noch eine Weile über Hamming und was er dort machen würde. Dann fragte er sie nach einem Date. Ein Date! Ein Date! Hallo, ein Date?! Ich kenn dich nicht und du fragst mich nach einem Date?! Ok, er hat mich nur auf einen Kaffee eingeladen. Aber das ist ein Date, verdammt! Was soll ich sagen? Er scheint doch ganz nett zu sein... "Also? Hättest du dieses Wochenende Zeit? Mir egal, ob Samstag oder Sonntag. Ich habe Zeit." Sie schluckte schnell ihren Kaffee herunter und meinte dann: "Ich hätte Zeit." Er lächelte triumphierend. "Super. Dann am Samstag? Um", er guckte auf seine Uhr, "zwei? Da bin ich mit meinem Meeting fertig und könnte einen Kaffee gut vertragen. Wäre das in Ordnung?" Sie nickte. Wow, sie hatte ein Date. Wie lange war es her, dass sie auf ein Date gegangen ist? Zwei Jahre? Könnte gut sein. Sie war zwar eine sehr attraktive Frau und sie hatte viele Verehrer, aber mit keinem wollte sie je auf ein Date gehen. Und jetzt hatte dieser unbekannte Mann sie auf ein Date eingeladen. Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihr, aber das war ihr in diesem Moment egal.
Wow, war das eine Fahrt! Er hatte sie mit einer Limousine nach Hause gebracht. Dann hatte er sich mit einem "Tschüss, bis Samstag. Ich freu mich drauf" verabschiedet und sie vor ihrer Tür stehen gelassen. Der Mann brachte sie um den Verstand. Das konnte doch nicht sein! Wer war denn bitte dazu in der Lage, sie um den Verstand zu bringen? Keiner. Das war ja das Komische. Keiner hatte es je geschafft, sie so zu verwirren. Er war ein Naturtalent, was Frauen anging. Charmant, sexy, lässig und lustig. So ist doch nur der Mann der Träume.
Sie ging als erstes in die Küche und wurde dann von einem zu großen und auch noch buntem Strauß angefallen. Nein, kein Strauß. Melinda. "Hey! Na, wie war dein One-Night-Stand? Meiner war totaaal langweilig. Ich glaub's echt nicht! Dieser Typ hatte nichts drauf! Dabei sah er gestern noch so aus, als ob er schon mit einer Millionen gevögelt hätte. Alter, und heute morgen! Ey, das war so ein mega Schock. Ich glaub der Alk macht die Männer attraktiv." Sie grinste übers ganze Gesicht. Und dann fingen beide an loszuprusten. Sie lachten und lachten bis Melinda endlich wieder etwas sagen konnte. "Also, Miss Shelverline. Wie war dein Sex?" Sie war immer schon so direkt gewesen. Die Meinungen anderer interessierten sie nicht, sie sagte das, was ihr gerade einfiel. Und dafüf liebte Caty sie. "Hm, ich treff mich mit ihm am Samstag." Und schon fiel ihr die Kinnlade runter und ihre Augen wurden riesig. "Warte. Warte. Warte. Was?!" Caty lachte laut los. Als sie sich gefangen hatte, starrte sie in ein verwirrtes und erstauntes Gesicht. "Du und ein Date?! Ähm, hallo? Entweder du bist völlig übergeschnappt oder der Typ ist der Hammer. Naja, übergeschnappt bist du ja sowieso, aber nein. Nein, nein, nein. Das kann einfach nicht sein. Du verarscht mich doch!" Sie lächelte. "Nein, Mel. Ich verarsche dich nicht. Ich habe ein Date mit ihm. Mit Louis wohl eher gesagt. Und er ist heiß, sehr heiß. Und der Sex! Ich kann mich nicht genau an die Einzelheiten erinnern-wahrscheinlich eine Wirkung des Alks-aber der Sex war geil, richtig geil." Wieder starrte Mel sie mit offenem Mund an. Wow, sie scheint genauso verwundert wie ich zu sein. Super, da sind wir schonmal zwei. Ich hoffe nur, dass Mum nicht anruft...Hi, ich bin Jennifer. Ich hoffe, euch gefällt das erste Kapitel von Gefangen. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen! Bis dann :)