Ein kreischendes Mädchen

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Eine weile sitzen wir so da,ich in seinen Armen,mein Gesicht in seinem T-Shirt vergraben, ich vergesse ganz dass meine Arme vor kurzer Zeit noch wie verrückt gejuckt haben,überhaupt vergesse ich für einen kurzen Moment alles um mich herum,ich fühle mich seltsam geborgen bei ihm,das Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr,es kommt mir so ungewohnt vor. Doch dann kehre ich die Wirklichkeit zurück,Verdammt Nora,schimpfe ich in Gedanken mit mir selbst: Du kennst diesen Typen nicht,schmeiß dich nicht so an ihn ran wie so ein Haufen Selbstmitleid,nur weil er ein bisschen nett zu dir war,du bist ein starkes Mädchen,du brachst niemanden,du kommst alleine klar und du willst verdammt nochmal kein Mitleid,will ich mir einreden. Simon wirft ein Blick auf die Uhr der Kirche die am anderen Ende des Parks steht und erschrickt. "Mist,schon so spät?" flucht er. Sein Handy klingelt er zieht es aus seiner Hosentasche und nimmt den Anruf an. "Hey Anton,tut mir leid ich komme so schnell ich kann!" Und damit beendet er das Gespräch,er sieht mich an und sagt: "Nora,ich muss eigentlich schon seit einer halben Stunde Zuhause sein ich und ein Freund müssen dringend noch etwas für eine Weltreise planen,"Aber wenn du willst kannst du mitkommen?!" Vor einer Stunde hätte ich nicht mal im Traum daran gedacht,mit einem mal eben so daher gekommenem Dreadhead mit zu kommen,doch jetzt fühl ich mich so zerstört und hilflos das ich schon fast darüber nach denke seinen Vorschlag an zu nehmen. Einfach mal ein paar Stunden lang kraft schöpfen,mich von diesen Blicken erholen,einfach mal in Sicherheit sein,das könnte ich jetzt ehrlich gesagt schon ganz gut gebrauchen,andrerseits bin ich mir noch nicht ganz sicher ob ich diesem Typen wirklich trauen kann,schließlich kenne ich ihn ja erst seit einer Stunde oder so. "Ich kann dich doch nicht einfach hier zurück lassen,so wie es dir gerade geht." will er mich überreden. Eigentlich ziemlich nett von ihm mir so was an zu bitten,nicht viele würden ein dreckiges,verstörtes Straßenmädchen zu sich mit nach Hause nehmen,daran dass das alles auch eine Falle sein könnte will ich gar nicht denken. "Na gut aber nur für ein paar Stunden,danach verschwinde ich." sage ich schließlich. Er steht auf und reicht mir seine Hand,dankbar ergreife ich sie. Wir gehen schweigend neben einander her, in die entgegen Gesetzte Richtung aus der wir gekommen sind,vorbei an ein paar Leuten die auf den Bänken im Park sitzen und die letzten Sonnenstrahlen genießen,vorbei an einem Spielplatz wo ein paar kleine Kinder mit Lachenden Gesichtern eine Rutsche runter rutschen,vorbei an all den Menschen die uns verachtungsvolle Blicke zuwerfen,aber erstaunlicher weise machen sie mir jetzt nicht mehr so viel aus,meine Arme jucken zwar leicht und ich fühle mich etwas angegriffen als uns zwei alte Damen entgegen kommen,die sofort anfangen zu tuscheln als sie an uns vorbei gegangen sind,aber mit Simon an der Seite fühle ich mich irgendwie sicherer,irgendwie beschützter,irgendwie nicht so allein eben. Simon lächelt mich von der Seite an. Plötzlich rennt ein kreischendes Mädchen auf uns zu,genauer gesagt auf Simon. Sie fällt ihm ohne zu zögern um den Hals und ist total aufgeregt. "Oh mein Gott,kann ich ein Foto mit dir machen?" Schreit sie ihn fast an,verdammt wer ist diese komische 12-jährige Tussi und warum um Himmels willen will sie ein Foto mit ihm machen??? I "Ja,klar!" Meint Simon und grinst das Mädchen an,die holt mit Zitternden Händen ihr iPhone aus der Tasche und fragt mich ganz selbstverständlich : "Könntest du ein Foto von uns beiden machen?" Sie ist so aufgeregt das sie kaum auf mein Aussehen zu achten scheint sonst hätte sie mir ihr teures Handy sicher niemals in die Hand gedrückt,zögernd schieße ich ein Foto von den Beiden,die Tussi umarmt Simon noch mal und will ihn gar nicht mehr loslassen,der macht sich etwas belustigt von ihr los und meint: "Wünsch dir noch einen schönen Tag,aber ich muss jetzt leider wirklich los,ich bin ohnehin schon spät dran." Er winkt dem nerfigen Mädchen nochmal zu und wir gehen weiter,schweigend als wäre nichts gewesen es ist nicht mein Ding neugierige Fragen zu stellen,obwohl nach diesem Erlebnis eigentlich wirklich die berechtigung dazu hätte. Und er hält es anscheinend auch nicht für nötig mir zu erzählen was es mit diesem Mädchen auf sich hatte. wir sind schon fast bei der Straßenbahn Haltestelle angekommen,da rückt er endlich mit der Sprache raus:"Ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig,oder?" Fragt er. "Oh ja, das bist du!" Antworte ich. Unsere Straßenbahn kommt wir setzen uns auf zwei freie Plätze nebeneinander und er beginnt zu Erzählen:

Narben auf meinen Armen und ein Dreadhead  (FF mit Simon Unge)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt