"Verflixt", schimpft Elena, als sie auf ihr Handy starrt, um auf ihrer Bankapp, ihren Kontostand betrachtet. Sie wusste schon vor ihrem Studium, dass das Studentenleben im finanziellen Bereich nicht einfach wird, allerdings konnte sie nie so richtig glauben, dass sie in solche Geldsorgen hineingeraten würde. Zu Beginn des Studiums hatte sie nie solche Probleme, da sie in einer kleinen Eisdiele in der Nähe ihrer Universität arbeitete und somit genug Geld für ihr WG- Zimmer und für Nahrung hatte. Nach so langer Zeit wurde sie allerdings von ihrem Chef gekündigt und stand ohne festes Einkommen da. Auf Grund von Ersparnissen konnte sie sich ihren Lebensstil weiterhin leisten, doch nun wird es langsam knapp.
"Hey Elena! Was ist los?" fragt Maya, Elenas Mitbewohnerin, besorgt, die gerade den Kopf zur Wohnzimmertür hineinstreckt.
"Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich weiß nicht wie ich nächsten Monat die Miete zahlen soll und überhaupt etwas zahlen soll. Ich habe kaum Geld, aber alle meine Bewerbungen werden abgelehnt."
"Probier es doch mal auf den verschiedenen Jobwebsites im Internet, da findest du bestimmt interessante Angebote, auf die du dich bewerben kannst und dann schauen wir weiter. Wenn nicht, kann ich dir doch auch mal das Geld für die Miete leihen.", erwiedert Maya und verschwindet in der Küche aus der anschließend metallene Geräusche klingen.
Auf den Tipp von Maya hin begibt sich Elena ins Internet und durchsucht diverse Jobportale und Internetseiten, in der Hoffnung etwas passendes zu finden. Allerdings scheint der Arbeitsmarkt wie leer gefegt und es sind kaum Jobs in Sicht, die Elena bewältigen kann. Aufgelöst klappt sie ihren Laptop zu und wirft ihn auf die Couch im Wohnzimmer und begibt sich frustriert ins Badezimmer, um sich ein Bad einzulassen.
Elena beschließt sich fürs Erste einmal zu beruhigen und gießt Badesalz in das warme Wasser und gleitet mit ihrem Körper hinein und schließt die Augen und atmet tief durch. Irgendeine Lösung wird sie schon finden.
Von einem lauten Platscher erwacht sie und schreckt hoch. Sie ist tatsächlich in der Badewanne eingeschlafen und hat es nicht bemerkt. Allerdings schwebt ein verführerischer Geruch von Pasta in der Luft, welchem sie nicht widerstehen kann und sie beschließt sich aus der Badewanne hinauszubequemen. Sie sieht auf ihr Handy und bemerkt die 3 verpassten Anrufe, welche sie zunächst ignorieren will, da letztendlich ihr Hungergefühl zu stark ist.
Wieder angezogen und noch mit nassen Haaren sitzt Elena gemeinsam mit Maya am Tisch und beide essen Pasta, wobei Elena mehr in ihrer Portion herumstochert, als sie tatsächlich zu essen.
"Elena was ist los, ich habe dich schon sehr lange nicht mehr so traurig erlebt. Bedrückt dich das Job- Thema wirklich so sehr? "
"Ja, ich bin ehrlich richtig verzweifelt und frage mich nurnoch, wie es weiter gehen soll, wenn ich nicht bald einen Job finde", sagt Elena traurig und setzt die Kapuze ihres grauen Kapuzenpullovers auf und zieht diesen vor ihr blasses Gesicht. "Ich muss mal kurz raus." Elena verlässt die Küche und beschließt auf dem Balkon bei einer Zigarette den verpassten Anrufen nachzugehen. Jeder der Anrufe stammt von Elenas großer Schwester, die fast fünf Jahre älter ist und somit schon länger ausgezogen war. Allerdings haben die beiden Schwestern eine sehr gute Beziehung und telefonieren mindestens einmal pro Woche.
Elena wählt ihre Nummer und drückt auf den grünen Hörer bis es tutet. Es klingelt und schließlich kann sie eine andere Stimme am anderen Ende der Leitung vernehmen.
"Hey Annika.", sagt Elena während sie den Rauch der Zigarette aus dem Mund auspustet.
"Hey Elena, wurde nun auch echt Zeit, dass du dich meldest. Ich habe da mal eine Frage an dich.", sagt Annika mit einem leichten Lächeln in ihrer Stimme. Annika hat sich nach ihrem Management-Studium selbstständig gemacht und eine eigene Firma gegründet und managet nun Bands und Künstler/innen.
"Man Annika ich bin grad nicht so in Stimmung für deine blöden Fragen und überhaupt für deine Fröhlichkeit habe ich gerade echt keinen Kopf. Ich habe besseres zu tun, als gerade auf sowas einzugehen." Es herrscht kurze Stille an beiden Seiten der Leitung und Elena betrachtet von ihrem Balkon aus die Stadt. Es ist dunkel geworden und die Lichter der Stadt würden mit den Sternen um die Wette leuchten, wenn da nicht die schweren Wolken am Himmel wären und alles verdecken würden. Elena verdreht die Augen und drückt ihre Zigarette am Geländer des Balkons aus und legt die nun freie Hand um ihre Hüfte, da die Frühlingsbrise sie erschaudern lässt. Elena denkt nach und beschließt doch nun auf Annika einzugehen, weil sie keine Lust hat, zusätzlich zu ihren Sorgen, Streit mit ihrer Schwester anzufangen.
"Na gut Annika, hau raus, was willst du mich fragen. Irgendwie interessiert es mich doch.", gibt Elena nun zu.
"Du hast mir doch letzt auf Whatsapp geschrieben, dass du einen neuen Job brauchst, weil du den anderen verloren hast. Ich hab da was für dich. Wir suchen noch eine Person, die mit einer unserer Bands auf Tour fährt und Merch verkauft. Bist du dabei?" erklärt Annika mit hoffnungstragender Stimme.
Elena überlegt. Der Job kann doch nicht so schwer sein und außerdem ist so ein Tourleben mal etwas anderes und außergewöhnliches. Vielleicht kommt sie so mal raus aus ihrem Alltagstrott und kann abschalten. Konzerte waren zwar nie Elenas Lieblingsbeschäftigung, weil sie sich in Menschenmengen extrem unwohl fühlt, aber die Arbeit hinter den Kulissen kann sie sich gut vorstellen. Was soll schon schiefgehen?
"Du Annika ich mach's!" säuselt Elena mit einem Lächeln auf den Lippen in den Hörer.
"Sehr cool, ich geb dir noch den Rest der Infos per Mail durch und dann wäre die Sache gegessen, du müsstest nur am 1. Mai in München am Bahnhof sein, denn dort startet die Tour. Ich hab dich gern!" hört Elena nun Annika sagen, bevor diese auflegt.
Elena betritt mit einem Grinsen im Gesicht die Küche, um Maya von den Neuigkeiten zu berichten, welche ihr daraufhin mit einem hysterischen Kreischen um den Hals fällt und diese umarmt. Daraufhin wird zu Feier des Abends noch eine Flasche Wein geöffnet und auf den Erfolg angestoßen.
"Auf dein Tourleben", sagt Maya und erhebt das Weinglas als Geste.
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Wir bauten uns Amerika
FanfictionElena ist Englisch- Studentin im 4. Semester und braucht dringend Geld und stößt auf ein außergewöhnliches Jobangebot. Sie soll auf Konzerten am Merchstand Shirts verkaufen. Allerdings weiß sie nicht, dass sie auf diesen Konzerten einen ganz besonde...