Erster Tag auf Tour

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Elena wird durch ein heftiges Rütteln und einem lauten Rufen geweckt. 

"Aufwachen! Wir sind da! Du musst dich echt langsam mal fertig machen." kann sie die Stimme von Chiara ausmachen. Sie wälzt sich aus dem Bett und streift sich ihre Birkenstock-Schuhe über ihre Füße und schlurft in Richtung Bad. Sie streift sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht, die sich aus dem Dutt gelöst hatten, hinter ihr Ohr. Elena fühlt sich extrem schlapp und so sieht sie auch aus, als sie in den Spiegel des Bades blickt. Augenringe, zerzaustes Haar, trockene Lippen, das volle Programm eben. Schnell verdeckt sie ihre Augenringe mit Concealer, bedeckt ihre Wimpern mit Tusche und öffnet den Zopf, um mit der Hand ihre wilden Locken zu zähmen. Sie wechselt den Pyjama mit einer blauen Mom-Jeans und einem alten Shirt ihrer Mutter. Letztendlich sieht sie zufrieden in den Spiegel. So kann der erste Arbeitstag beginnen.

Sie betritt den Gemeinschaftsbereich des Tourbusses und muss feststellen, dass der Rest der Crew sich wohl schon auf dem Weg zum Frühstück gemacht hat. Also beschließt Elena dem Stimmgewirr zu folgen, welches sie in naher Entfernung vernehmen kann und tatsächlich sitzen alle Crewmitglieder in der Morgensonne und genießen das Frühstück bei gutem Wetter. 

"Hey Sonnenschein! Du siehst echt fertig aus. Du siehst aus als könntest du echt einen Kaffee  gebrauchen.", sagt Mosse, dessen Hutkrempe tief in die Stirn gerutscht ist, was ihn nun etwas viel älter erscheinen lässt. 

Elena lässt sich neben Chiara fallen und nimmt den Kaffee dankend an und beginnt in ihrer Jackentasche nach der Zigarettenpackung zu fummeln, um diese letztendlich aus der Tasche zu fischen. Sie zündet sich eine Zigarette an und merkt wie der Rauch die Lunge füllt und pustet diesen aus. Etwas besseres am Morgen gibt es nicht, als einen Kaffee und einer Zigarette. 

"Willst du nichts anderes frühstücken als Kaffee und Kippe? Das ist echt ungesund man." kommt es von Vincent mit einem verschmitzten Lächeln, welcher selber eine Zigarette in der Hand hält.

Elena lächelt schüchtern zurück und nimmt sich eine Schüssel und befüllt diese mit Müsli und Milch und beginnt den Inhalt zu löffeln. Während Elena ihr Müsli isst bemerkt sie, dass Vincent des Öfteren hinübersieht und sie regelrecht beobachtet. Hat sie etwas falsch gemacht? Hat sie etwas im Gesicht? Warum glotzt er sie so doof an? Sie wischt sich mit ihrem Handrücken über das Gesicht in der Hoffnung etwas damit zu erwischen, dass Vincent sie nicht so dämlich anstarren muss. 

Vincent muss wohl bemerkt haben, dass seine Blicke sie unwohl fühlen lassen und wendet diese schnell ab und unterbricht die Stille mit einem "Jungs, Schluss mit der Pause wir müssen das Set aufbauen und proben.". Mit diesen Worten steht Vincent auf und verlässt die Runde, der Rest der Band folgt ihm, meist noch mit dem angefangenen Kaffee hinterher.

Chiara und Elena bleiben sitzen und genießen still die Morgensonne. Elena lässt die warmen Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht scheinen bis Chiara die Stille durchbricht mit einem: "Los wir müssen auch den Merchstand aufbauen und ich muss dir noch deine Einweisung geben für die Arbeit. Wenn ich aber ehrlich bin würde ich auch viel lieber hier draußen bleiben und die Sonne genießen." 

Die Beiden machen sich in Richtung Transporter, welcher auf einem Parkplatz in der Nähe der Location parkt und mit einem offenen Kofferraum in Richtung Bühne zeigt, welche schon aufgebaut ist. Die Location ist eine große Fläche umringt von grünen Bäumen und Büschen, welche sich mit dem Säuseln des Windes bewegen. Es duftet nach frisch gemähtem Gras und die Morgensonne hinterlässt gemeinsam mit einer säuselnden Brise, eine Gänsehaut auf Elenas Rücken. Elena blickt träumerisch durch die Umgebung und ihr Blick bleibt an der Bühne hängen, auf welcher die Jungs schon ihr Equipment aufbauen, um noch einmal vor Beginn des Konzertes üben zu können. Sie macht Leon aus, welcher die verschiedenen Trommeln und Becken zu seinem Drumset anordnet und ungeduldig mit seinen Schlagzeugstöcken umherfuchtelt und etwas zu Robin zu sagen scheint. Leon erhascht einen Blick auf Elena und winkt ihr mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht zu. Elena lächelt schüchtern zurück und winkt ehe  sich Leon wieder seiner Arbeit zuwendet und wieder an dem Drumset herumjustiert. Elena folgt Chiara, welche sie zu einer Holzbude führt, welche heute  Abend der Merchstand sein sollte. 

Die Beiden dekorieren den Stand und hängen gemeinsam die Ware auf, die präsentiert werden soll und unterhalten sich dabei ausgelassen über Gott und die Welt, als Elena von weitem den schwarzhaarigen Lockenkopf erblicken kann, welcher zielstrebig auf den fast fertigen Stand zusteuert. 

"Gute Arbeit Mädels, der Stand sieht schon echt sick aus. Wir dachten ihr hättet vielleicht Hunger und seid durstig. Wir haben im Backstage etwas Limo und Snacks bereitgestellt. Mosse hat gesagt, dass ich euch holen soll." 

Dieses Angebot lassen sich die beiden Mädels nicht entgehen, welche mittlerweile schon ein paar Stunden an der perfekten Dekoration für den Merchstand gefeilt haben. Sie begeben sich beide in den Backstagebereich, welcher durch die gemütlichen Sofas und Teppiche sehr einladend aussieht. In der Ecke kann man Topfpflanzen und ein paar Instrumente ausmachen, welche offensichtlich den Jungs gehören müssen. Elena nimmt sich eine kühle Limo aus dem Kühlschrank und lässt sich aufs Sofa neben Vincent plumsen, welcher gerade dabei war seine Zigarette anzuzünden. 

"Krieg ich mal dein Feuer?" fragt Elena, welche gerade eine Zigarette aus der Verpackung fummelt und sich in den Mundwinkel steckt.  Vincent nimmt sein Feuerzeug und lässt eine kleine Flamme aufleuchten und hält diese an die Zigarette, welche Elena bereits im Mund hat. 

"Du weißt, dass Rauchen verdammt ungesund ist oder?" murmelt Vincent mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, während er selbst den Rauch seiner Zigarette auspustet.

"Mhm" macht Elena und schüttelt dabei lachend den Kopf bei den Anblick Vincents, der selbst eine Zigarette im Mund hat. 

"Elena ich habe mal eine kurze Frage. Warum bist du hier mit uns auf Tour?"

Elena sieht Vincent mit weiten Augen und geröteten Backen an. Diese Situation ist ihr äußerst unangenehm. Soll sie ihm von ihren Geldsorgen berichten? Wird er es als Profimusiker verstehen, dass sie solche Nöte hatte? Sie räuspert sich und fängt mit leiser Stimme an zu berichten. 

"Nun ja ich bin Studentin und habe dementsprechend nicht so viel Geld zur Verfügung, wie so manch Anderer. Und ich hatte erst in einer Eisdiele in meiner Unistadt gekellnert und hatte so ein ganz gutes Einkommen und das Trinkgeld war auch nicht gerade wenig, allerdings wurde ich irgendwann nach 2 Jahren gefeuert. Ich habe alles habe alles versucht einen neuen Job zu finden, aber niemand ist auf meine Bewerbungen eingegangen und ich hatte nur Absagen bekommen. Ich war total verzweifelt und am Ende..." 

Nun steigen Elena Tränen in die Augen, an den Gedanken wie miserabel sie sich in dieser Situation gefühlt hat und sie wischt sich eine Träne aus dem Gesicht, welche an ihrer Wange entlang kullert. 

Vincent erblickt ihren traurigen Blick und ihn erwischt das Mitgefühl. Er breitet seine Arme aus und lädt sie damit auf eine Umarmung ein, welche Elena natürlich annimmt. Sie legt ihr Kinn auf die breite Schulter von Vincent, dessen Shirt von den Tränen, die nun vermehrt die Wange hinunterkullern, nass wird. Er drückt sie nun fester an sich und streicht sanft über ihren Rücken und wiegt sie leicht hin und her, bis sie sich versucht wieder zu lösen. Elena blickt mit tränenverschmierten Gesicht in die Augen von Vincent und bringt nur ein leises "Danke" hervor ehe sie den Backstagebereich verlässt und sich auf dem Weg zum Badezimmer macht, denn in 20Minuten soll Einlass sein und sie würde sich gerne frisch machen. Sie würde niemals mit diesem Anblick arbeiten wollen. 

Sie zieht ihren Eyeliner nach und pudert sich das Gesicht und blickt in den Spiegel, welcher ein Bild von ihr zeigt, welches sie akzeptieren kann. Mit nichten so schön wie am Morgen, doch akzeptabel. Sie zupft sich ihre Kleidung zurecht und verlässt das Badezimmer. 

Auf an die Arbeit.

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