Kap. 45

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- Livia -


Ich lief raus und stieg in die Limousine. Diese transportierte mich zur Kirche. Noch bevor die Limo hielt, sah ich meinen Vater wie er ungeduldig von einem Fuß auf den nächsten trat.

Mir wurde die Tür geöffnet. Mit der Hilfe des Bodyguards stieg ich aus. Papá kam auf mich zu. Sogar in seinen Augen waren Tränen. Er drückte mich fest an sich. Er löste sich erneut und betrachtete mich.

"Du bist so wunderschön, mi niño." sprach er liebenswert. "Bist du bereit?" fragte er mich.

Ich atmete tief durch. Ich hob meinen Kopf, sodass ich zum Himmel sah. Jean wird es sehen, ich weiß es. Mein Blick schweifte zurück zu meinem Vater, der wartend mich ansah. "Bereit." sagte ich schließlich.

Ich hakte mich bei ihm ein und wir liefen zu den riesigen Kirchentoren. Er gab den Bodyguards ein Zeichen. Drinnen ertönte die Musik und ich hörte wie sich alle aufstellten. Die Türen wurden geöffnet.

Los geht's also.

Langsam Schritten wir beide voran. Die gesamte Aufmerksamkeit der Gäste lag auf mir. Es waren sehr sehr viele Gäste gekommen. Wobei gesagt ich die meisten nicht einmal kenne, aber sie sind Geschäftspartner von Papá und Marco. Wir kamen Sev immer mehr näher. Neben Sev standen 2 Männer, deren Namen ich nicht weiß. Auf meiner Seite standen Dri und Rena. Sicherlich auch Jean. Auf der linken Seite war meine Familienseite und Geschäftspartner von Papá. Auf der rechten Seite Sev seine Familie und Geschäftspartner Marcos.

Sev trug einen maßgeschneiderten grauen Anzug. An der Brusttasche des Jackketts hatte er einen Blumenanstecker.

- Sev -

Die schweren Türen der Kirche öffneten sich. Zum Vorschein kam Livia eingehakt bei ihrem Vater.

Noch nach 4 Jahren kann ich es nicht fassen, dass ich sie heirate. Ich kann mir nicht vorstellen wie sauer sie sein muss, weil ihr es jeder verheimlicht hat.

Livias Brautkleid war wunderschön. Allgemein sag Livia wundervoll aus. Es stand ihr sehr. Ich sah zu Damian und Nevio. Meine Trauzeugen sahen ermutigend zu mir.

Sie wussten davon, dass ich mir mal überlegt hatte einfach beim Altar dann zu flüchten. Wortwörtlich wäre ich dann aber ein Kopf kürzer durch Livia, weil ich somit ihre Ehre und Stolz verletzt hätte. Außerdem bringt es meinem Vater, und mir später mal, viel Macht ein.

Unten an den paar Treppen blieben sie stehen.

- Livia -

Wir blieben stehen. Sev trat die paar Stufen runter. Papá legte meine Hand in die von Sev. Er flüsterte ihm was zu und verzog sich zu Mamá. Zusammen mit Sev trat ich die Stufen hoch. Vor dem Trauenden blieben wir stehen. Die Musik stoppte. Der Trauende fing an laut mit fester Stimme zu reden.

Der wird morgen keine Stimme haben.

Ich hörte nur mit einem Ohr hin. Wie eine Rückblende dachte ich an unsere gemeinsame Kindheit zurück. Er war mein bester Freund. Er war meine Vertrauensperson. Er war der bei dem mir nichts peinlich war. Er war der, der mich in allem unterstützt hatte. Er war die Person, die mich in den dunkelsten Momenten zum Lachen brachte. Er half mir die stenge Erziehung meines Vaters zu überstehen. Er half mir bei Aarons Tod. Und jetzt? Jetzt sind wir nurnoch am rum zanken. Zwischen uns herrscht keine Harmonie oder Frieden. Er hat mich verletzt, indem er mir nicht glaubte. Es heißt eigentlich, dass Freundschaften, die über 8 Jahre gehen, für immer halten. Nur anscheinend nicht bei uns.

Was würde eigentlich Aaron darüber denken? Wir hatten uns früher ausgemalt, dass wir beide hier stehen. Ich weiß noch das er mal meinte, er findet es nicht gerade berauschend, dass ich einen besten Freund habe. Ob er damals Angst hatte, das er jemals uns hier sehen würde wie jetzt?

"Livia Reece Morganther, wollen Sie, den hier anwesenden Sev Sánchez, zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? So antworten Sie mit ja, ich will." redete der Trauende mich an.

"Ja, ich will." sagte ich nach einem kurzen Augenblick.

"Und wollen Sie, Sev Sánchez, die hier anwesende Livia Reece Morganther, zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? So antworten auch Sie mit ja, ich will." redete nun der Trauende Sev an.

"Ja, ich will." sagte auch er.

"Nun stellen Sie sich gegenüber und nehmen Sie Ihre Hände ineinander." sprach der etwas ältere Mann. Wir stellten uns so hin und nahmen legten unsere Hände ineinander. Gegenseitig sahen wir uns in die Augen. "Nun sprechen Sie mir nach. Wir werden uns lieben und ehren-" sprach er laut. Sev und ich sprachen gleichzeitig nach. "-in Krankenheit sowie Gesundheit-" sprach er weiter und wir wiederholten. "-in Höhen und Tiefen-" redete er weiter und wir sprachen weiter nach. "-in guten, wie in schlechten Tagen-" sprach er weiter. Wir wiederholten weiter. "-Bis das der Tod uns scheidet." beendete er es.

"-bis das der Tod uns scheidet." sprachen auch wir den letzten Satz.

Naja, in unserer Branche könnte der Tod schnell mal kommen.

Meine kleine Cousine kam angelaufen mit einem Kissen in ihren Händen. Vor uns blieb sie stehen. Sev bückte sich zu ihr runter. Er nahm ihr meinen Ring ab und steckte ihn mir an den linken Ringfinger. Nun bückte ich mich zu ihr und nahm den Ring für Sev. Ich hauchte Annabelle ein schnellen Kuss auf die Wange und schickte sie zurück. Ich erhob mich und steckte ihm den Ring an den Finger.

"Hiermit erkläre ich sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen." sprach der Trauende seine letzten Sätze und ging ein paar Schritte zurück.

Sev kam mir näher. Widerwillig auch ihm. Die wenigen Zentimeter schlossen wir und pressten unsere Lippen aufeinander. Auch wenn es eine Zwanghochzeit war hatte der Kuss etwas spezielles. Etwas leidenschaftliches. Hinter uns fing der laute Applaus an. Es wurde gepfiffen und gerufen. Als wir uns lösten drehten wir uns Hand in Hand zu den Gästen.

Nun bin ich also verheiratet mit meinem ehemaligen besten Freund.

Wir gingen den ganzen Gang zurück. Nebenbei wurde über unseren Köpfen Blütenblätter geworfen. Die ganze Zeit hatte ich ein gespieltes Lachen auf dem Gesicht.

Wir setzten uns in eine vorgefahrene Limousine. Direkt fiel mein Lachen. Auch das von Sev. Keiner sagte etwas. Eine unangenehme Stille herrschte.

Bitte lass es nicht immer so sein. Sonst werde ich nie mehr schlafen können.

Der Chauffeur brachte uns direkt zur Location. Wie schon gedacht waren wir die ersten dort.

Mafias ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt